Frankfurt am Main – Vom 23. bis 28. Mai 2017 findet in Frankfurt am Main zum siebzehnten Mal das Nippon Connection Filmfestival statt. Mit über 100 Kurz- und Langfilmen ist es das weltweit größte Festival für japanischen Film und bietet einen abwechslungsreichen und spannenden Einblick in die japanische Filmkunst. Zahlreiche Regisseure und Schauspieler sind auch selbst vor Ort, um ihre Werke erstmals dem hiesigen Publikum vorzustellen. Neben den Filmen bietet ein vielseitiges Rahmenprogramm den Besuchern die Möglichkeit, in die facettenreiche Kultur Japans einzutauchen. Hauptveranstaltungsorte sind das Künstlerhaus Mousonturm und das Theater Willy Praml in der Naxoshalle.
Dokumentarfilme im Fokus
Ein besonderes Augenmerk liegt beim diesjährigen Festival auf dem Genre des Dokumentarfilms. Unter anderem stellt Atsushi Funahashi seinen Film Raise your Arms and Twist über das Alltagsleben japanischer Pop-Idol-Sängerinnen der Gruppe NMB48 vor. Auf geschickte Weise verknüpft der Regisseur Medien- und Gesellschaftskritik miteinander, ohne dabei die Stars und ihre Fans bloßzustellen. Ausgehend von den Gesprächen mit ihrem Großvater beleuchtet die junge amerikanische Filmemacherin Kimi Takesue in 95 and 6 to Go die Geschichte ihrer japanischen Vorfahren, die nach Hawaii auswanderten. Steven Okazaki widmet sich in Mifune: The Last Samurai dem Leben und Wirken des legendären Schauspielers Toshiro Mifune, der vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Akira Kurosawa Filmgeschichte geschrieben hat.
Zahlreiche Deutschlandpremieren
Auch dieses Jahr sind zahlreiche Filme das erste Mal auf der deutschen Leinwand zu sehen. So kombiniert Nippon Honor Award-Preisträger Kiyoshi Kurosawa in Daguerrotype gekonnt Liebesdrama mit subtilem Horror. Es ist zudem das erste Werk des berühmten Regisseurs, das außerhalb Japans gedreht wurde. Hart und kompromisslos ist das im vergangenen Jahr auf dem Filmfestival von Locarno prämierte Drama Destruction Babies des 35-jährigen FilmregisseursTetsuya Mariko. Es erzählt die Geschichte des perspektivlosen Jugendlichen Taira, der immer tiefer in eine Spirale der Gewalt hineingerät.
Mit sanftem Humor erzählt Ryota Nakano in seinem preisgekrönten Drama Her Love Boils Bathwater die Geschichte der todkranken Futaba, die es sich in ihren letzten Tagen zur Aufgabe macht, ihre zerrüttete Familie wieder zu vereinen. In dem Drama The Long Excuse von Miwa Nishikawa versucht ein einsamer Schriftsteller, nach einem schweren Schicksalsschlag sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Regisseurin Miwa Nishikawa wird auf dem Festival persönlich anwesend sein. Mit seinem Familiendrama Harmonium zeigt Regisseur Koji Fukada,wie das Erscheinen eines alten Bekannten ein gewöhnliches Familienleben auf den Kopf stellt. Harmonium wurde 2016 bei den Filmfestspielen von Cannes in der Reihe „Un Certain Regard“ mit dem „Preis der Jury“ ausgezeichnet.
Als Highlight in der Sektion Nippon Animation präsentiert Nippon Connection in Kooperation mit Kazé die Deutschlandpremiere von Naoko Yamadas Anime A Silent Voice. Beruhend auf dem gleichnamigen Manga von Yoshitoki Oima erzählt er die Geschichte von Shoya Ishida, der zu Schulzeiten seine gehörlose Mitschülerin Shoko Nishimiya schikanierte und verspottete. Jahre später macht sich Shoya, von Reue geplagt, auf die Suche nach Shoko, um sich für sein Verhalten zu entschuldigen.
Nikkatsu Roman Porno-Filme in Neuauflage
In den 1970er und 1980er Jahren dienten die sogenannten Roman Porno-Filme aus dem japanischen Filmstudio Nikkatsu als Experimentierfeld und Sprungbrett für junge Regisseure. Anlässlich des 45- jährigen Jubiläums dieses Genres zeigt das Nippon Connection Filmfestival zwei Neuverfilmungen aus dem „Roman Porno Reboot-Projekt“ als Deutschlandpremieren. Kazuya Shiraishis Dawn of the Felines handelt von drei jungen Frauen und ihrer Arbeit als Prostituierte in Tokio. Akihiko Shiotas Wet Woman in the Wind erzählt von der Beziehung des zurückgezogenen Bühnenautors Kosuke und der nymphomanischen Kellnerin Shiori.
Umfangreiches Kulturprogramm
Neben den Filmen bietet das Festival eine Vielzahl an Workshops, Vorträgen und Ausstellungen an, die zum Kennenlernen japanischer Kultur einladen. Interessierte können in einem Schnitzworkshop an der Fertigstellung von Kyogen-Masken mitwirken oder sich im Kyusho- Jitsu-Workshop Wissen über die Vitalpunkte im Körper und ihre Anwendung in den Kampfkünsten aneignen. In Kooperation mit der Weltlesebühne e.V. gibt Übersetzerin Ursula Gräfe Einblick in ihren Arbeitsalltag. Ursula Gräfe ist vor allem bekannt durch ihre Übersetzungen der Werke des japanischen Starautors Haruki Murakami.
Auch für die jungen Zuschauer wird mit dem Programm Nippon Kids wieder viel Spannendes geboten. Als Kinderfilm wird der zauberhafte Puppenanimationsfilm Chieri and Cherry von Makoto Nakamura mit deutscher Live-Synchronisation gezeigt. Beim Taiko-Workshop können sich Kinder an den traditionellen japanischen Trommeln austoben, oder sie können sich beim Panda-Dango-Kochkurs an der Zubereitung von niedlichen Süßigkeiten versuchen. Taruto Fuyama, Professor an der Tokyo University of the Arts in Yokohama, zeigt in seinem Workshop, wie handgemalte Animationsfilme entstehen.
Das Festival
Das Japanische Filmfestival Nippon Connection wird in ehrenamtlicher Arbeit vom 70-köpfigen Team des gemeinnützigen Vereins Nippon Connection e.V. organisiert. Es steht unter der Schirmherrschaft von Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, und Takeshi Kamiyama, Generalkonsul von Japan in Frankfurt am Main. Festivalzentren sind dasKünstlerhaus Mousonturm und das Theater Willy Praml in der Naxoshalle. Weitere Veranstaltungen finden im Mal Seh’n Kino, im Deutschen Filmmuseum, im Ausstellungsraum Eulengasse und im Theater Die Käs statt.
Das vollständige Programm und Tickets sind ab dem 29. April 2017 auf der Festival-Webseite verfügbar: www.NipponConnection.com