Mannheim/ Heidelberg/ Rhein-Neckar-Kreis (ots) – Am Dienstagvormittag stellte Herr Polizeipräsident Thomas Köber die Polizeiliche Kriminalstatistik 2016 für das Polizeipräsidium Mannheim vor. In einer Pressekonferenz erläuterte er zusammen mit dem Leiter der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg, Herrn Kriminaldirektor Siegfried Kollmar und dem Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit, Polizeirat David Faulhaber, die einzelnen Fallzahlen und hinterleuchtete die wichtigsten Deliktsfelder.
Auf dem Facebook-Account des Polizeipräsidiums Mannheim wurde die Veranstaltung live übertragen. Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) mit einer Übersicht der Tabellen und Hintergrundinformationen zum Polizeipräsidium Mannheim ist auf der Internet-Homepage des Polizeipräsidiums abrufbar.
Gesamtstraftaten
Nachdem bereits 2015 die Anzahl der Gesamtstraftaten im Zehnjahresvergleich einen Höchststand aufwies, ist diese im Jahr 2016 nochmals gestiegen und bildet im Zehnjahresvergleich weiterhin die Spitze. Der der Anstieg der Straftaten von 74.190 auf 76.749 Taten stellt eine Zuwachsrate von 3,4 Prozent dar. Im Jahr 2015 lag diese noch bei 8,6 Prozent.
Besonders betont werden darf die nur knapp unter dem Landesdurchschnitt liegende Aufklärungsquote von 55,2 Prozent. Diese ging zwar von 55,7 Prozent im Vorjahr um 0,5 Prozent zurück, bleibt aber nach wie vor auf sehr hohem Niveau. Somit werden über die Hälfte aller Taten aufgeklärt und gegen die Tatverdächtigen Verfahren eingeleitet.
Die Häufigkeitszahl bildet die Anzahl der Straftaten je Einhunderttausend Einwohner ab und ist damit eine valide Möglichkeit, Städte oder Kreise mit unterschiedlichen Strukturen zu vergleichen. Die Häufigkeitszahl liegt in Heidelberg bei 10.321 (2015: 9.821) und in Mannheim reduzierte sie sich von 11.654 auf 11.584. Am sichersten leben die Einwohner, trotz eines Anstiegs der Häufigkeitszahl von 4.498 auf 4.651, im Rhein-Neckar-Kreis. Dort liegt die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, zudem deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 5.599 Straftaten je Einhunderttausend Einwohner. Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Mannheim liegt die Häufigkeitszahl bei 7.645 (2015: 7.499).
Einen Schwerpunkt bei der Zunahme der Straftaten bilden die Tatbestände „Beleidigung auf sexueller Grundlage“ mit einem Anstieg von 75,7 Prozent, „Straftaten gegen das Leben“ mit 48,1 Prozent und „Besonders schwerem Fall des Diebstahls an/aus Kraftfahrzeug“ mit einer Zunahme von 37,2 Prozent. Auffällige Rückgänge sind in den Bereichen „Straftaten gegen die Umwelt“ mit 46,5 Prozent und „Leistungserschleichung“ mit 30,6 Prozent zu registrieren.
Straßenkriminalität
Die Straßenkriminalität, unter der verschiedene Straftaten erfasst werden, die sich auf öffentlichen Straßen, Wegen oder Plätzen ereignen, stieg um 10,1 Prozent auf 18.153 registrierte Straftaten an. Diese Anzahl setzt sich zusammen aus 8.638 in Mannheim, 6.111 Taten im Rhein-Neckar-Kreis und 3.404 in Heidelberg. Die Höchste Zuwachsrate mit 13.5 Prozent hatte der Rhein-Necker-Kreis, der im Vorjahr einen Rückgang von 5 Prozent verzeichnet hatte. Dahingegen verringerten sich die Zuwachsraten der Städte Mannheim von 12,7 auf 9 Prozent und Heidelberg von 10,8 Prozent auf 6,9 Prozent. Knapp die Hälfte der 2.421 ermittelten Tatverdächtigen sind Nichtdeutsche (1.150). Die Aufklärungsquote bei Delikten der Straßenkriminalität stieg von 12,1 Prozent auf 13,4 Prozent an.
Besonders schwerer Fall des Diebstahls an/aus Kfz
Einen signifikanten Anstieg um 37,2 Prozent, von 2.035 auf 2.792 Fälle, verzeichnen die besonders schweren Fälle des Diebstahls in/aus Kfz.
In diesem Deliktsbereich werden im Groben zwei Zielrichtungen unterschieden. Zum einen die Gelegenheitsdiebe, die alles von auch nur geringem Wert aus den Autos entwenden und zum anderen die professionellen Diebe, die hochwertige Einbauteile (Bsp.: fest eingebaute Navigationsgeräte, Airbags, Lenkräder, Multifunktionsdisplays) entwenden. Bei beiden Zielgruppen handelt es sich um ein Massendelikt, mit einfacher und schneller Begehungsweise. Vor diesem Hintergrund und der Erlangung von Kenntnissen zu bandenmäßiger Begehungsweise wurde im August die Ermittlungsgruppe „EG Zeppelin“ eingerichtet, die eine zentrale und fachspezifische Bearbeitung der besonders schweren Diebstähle von hochwertigen Fahrzeugteilen gewährleistet.
Zuletzt gelang es der Ermittlungsgruppe eine Tätergruppierung zu „zerschlagen“, die für über 100 Taten mit einem Schaden von rund einer Million Euro verantwortlich gemacht werden konnte.
Da bei ca. vier von fünf Autoaufbrüchen Gegenstände von geringem Wert entwendet wurden, welche die Fahrer achtlos im Fahrzeug zurückgelassen hatten, wurden neben den repressiven Ermittlungen zahlreiche präventive Maßnahmen zur Sensibilisierung der Bevölkerung durchgeführt.
Gewaltkriminalität
Einen erneuten Anstieg verzeichnete die Gewaltkriminalität, unter der Straftaten wie z. B. Mord, Totschlag, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Raub, räuberische Erpressung sowie gefährliche und schwere Körperverletzungen subsumiert werden. Mit einem Anstieg um 15,5 Prozent von 2.195 auf 2.535 registrierten Straftaten, wurde ein Höchststand im Zehnjahresvergleich erreicht. Eine Häufung ist hierbei im Bereich der gefährlichen Körperverletzung mit 1.855 Taten zu erkennen.
Raubdelikte
Mit einem Anstieg von 1,7 Prozent verzeichnen die Raubdelikte einen deutlich geringeren Anstieg als im Vorjahr, in dem die Zuwachsrate bei 17,9 Prozent lag. Der Anstieg im Präsidialbereich um 1,7 Prozent bildet das Mittel aus dem Rhein-Neckar- Kreis mit einem Anstieg von 1,7 Prozent, der Stadt Mannheim mit einem Plus von 6,7 Prozent und der Stadt Heidelberg, die entgegen des Trends einen deutlichen Rückgang von 12,7 Prozent zeichnet.
Sehr hoch und damit erfreulich ist die Aufklärungsquote bei der Gewaltkriminalität von 74,8 Prozent, bei der rund Dreiviertel aller Delikte aufgeklärt werden. Von den ermittelten 1.541 Tatverdächtigen sind knapp über die Hälfe Nichtdeutsche (1.300). Die Anzahl der tatverdächtigen Asylbewerber hat sich im Vergleich zu 2015 von 268 auf 533 fast verdoppelt.
Sexualstraftaten
Die Straftatbestände „exhibitionistischen Handlungen“ mit 162 Fällen und der „sexuelle Missbrauch“ mit 286 Fällen bilden die Spitzen bei den Sexualstraftaten, die mit einem Anstieg um 10,7 Prozent auf 549 Fälle den Höchststand im Fünfjahresvergleich erreicht haben. Etwa ein Drittel der Sexualstraftaten erfolgt unter
Anwendung von Gewalt. Mit einer Aufklärungsquote von 71,4 Prozent werden rund Dreiviertel der Taten aufgeklärt. Von den ermittelten Tatverdächtigen sind über 60 Prozent Deutsche.
Straftaten gegen das Leben
Zu „Straftaten gegen das Leben“ kam es in 40 Fällen, was einen Anstieg von 48,1 Prozent zum Vorjahr darstellt. In 26 der 40 Taten blieb es beim strafbaren Versuch, da der Taterfolg ausblieb. Die 40 „Straftaten gegen das Leben“ summieren sich aus 8 Morden, davon 7 Versuche, 26 Fälle des Totschlags mit 19 Versuchen sowie 6 „fahrlässige Tötungen“.
Die Morde/Mordversuche wurden alle aufgeklärt, bei den Fällen von „Totschlag“ liegt die Aufklärungsquote bei 84,6 Prozent und bei den „fahrlässigen Tötungen“ bei 83,3 Prozent. Daraus ergibt sich für das Polizeipräsidium Mannheim eine Gesamtaufklärungsquote von 87,5 Prozent. Die Stadt Heidelberg hat mit 10 Taten den Höchststand im Zehnjahresvergleich erreicht. In Mannheim kam es zu 16 Fällen und im Rhein-Neckar-Kreis zu 14 Straftaten gegen das Leben. Mannheim liegt bei den Fallzahlen im Zehnjahresvergleich im Durchschnitt und der Rhein-Neckar-Kreis erreicht einen Wert etwas über dem Mittelwert.
Wohnungseinbruch
Wohnungseinbrüche beeinflussen das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung in besonderem Maße, da neben dem materiellen zumeist noch der emotionale Schaden hinzukommt. Durch das Eindringen der Täter in den Kernbereich der Privatsphäre sind viele Opfer tief betroffen und verletzt.
Vor diesem Hintergrund war die Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls gerade im Hinblick unverändert Hoher Fallzahlen von 1513 registrierten Taten ein Schwerpunkt der repressiven und präventiven Polizeiarbeit des Polizeipräsidiums Mannheim. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl der Einbrüche und Einbruchversuche um 1,4 Prozent.
Trotz des Anstiegs erzielte das Polizeipräsidium Mannheim in diesem Deliktsbereich erfolgsversprechende Ergebnisse. Diese zeigen sich nicht nur in der hohen Aufklärungsquote von 25,6 Prozent, die deutlich über dem des Landes mit 19,2 Prozent liegt, sondern auch an der hohen Zahl der erfolglosen Einbruchversuche.
Bei 607 Taten und damit bei 40,2 Prozent der Einbrüche, blieben die Täter erfolglos. Zu einem großen Teil basiert dieser Erfolg auf den zahlreichen präventiven Maßnahmen und den daraus resultierenden Sicherheitseinrichtungen oder höhere Aufmerksamkeit der Bevölkerung.
Die hohe Aufklärungsquote ist ein Erfolg der Ermittlungsgruppe Eigentum und der zur Intensivierung der Bekämpfung des Wohnungseinbruchs gebildeten Besonderen Aufbauorganisation (BAO) „Wohnungseinbruch“. Bei diesen werden die Wohnungseinbruchdiebstähle zentral bearbeitet sowie Konzeptionen entwickelt und koordiniert. Mit dezidierter Ermittlungsarbeit und diffiziler Beweissicherung gelang es der EG Eigentum, durchschnittlich jede Woche gegen mindestens einen Tatverdächtigen einen Haftbefehl zu erwirken.
Ein erklärtes Ziel des Polizeipräsidiums Mannheim ist die Reduzierung der Einbruchzahlen und eine weitere Steigerung der Aufklärungsquote, um so das Sicherheitsgefühl aller Einwohner zu stärken.
Rauschgiftdelikte
Rauschgiftdelikte nach dem Betäubungsmittelgesetz sind 2016 um 19,6 auf 5.356 Taten gestiegen. Während die Fallzahlen im Rhein-Neckar-Kreis nur um 2,6% zunahmen, erhöhten sie sich in Mannheim um 22.3 Prozent und in Heidelberg gar um 52,9 Prozent. Trotz geringem Rückgang liegt die Aufklärungsquote noch immer bei 93,3 Prozent. Der Anstieg der Drogendelikte, die vor allem in den Bahnhöfen und in Parkanlagen festgestellt wurden, findet seine Begründung maßgebend in häufigeren Kontrollen sowie vermehrten Konzeptionelle Einsätze zur Bekämpfung der Drogenkriminalität. Jedoch zeigt die große Menge beschlagnahmter Drogen auch, dass zunehmend Rauschgift in Umlauf kommt.
Gewalt gegen Polizeibeamte
Einen erschreckenden Höchstwert seit 2010 erreichten Delikte im Zusammenhang mit Gewalt gegen Polizeibeamte. Mit einer Zuwachsrate von 18,6 Prozent steigen die Fallzahlen auf 453 Taten. Im Jahr 2016 wurden dabei 853 Beamte, davon 710 Männer und 143 Frauen, Opfer dieser Gewalt, von denen 272 Verletzungen erlitten. In diesen Zahlen sind die zahlreichen Beleidigungen, mit denen die Beamtinnen und Beamten im täglichen Dienst konfrontiert werden, nicht erfasst, da diese in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht ausweisbar sind. Einen Rückgang der Übergriffe auf Polizeibeamte sollen verstärkte Einsätze von Antikonfliktteams bei Veranstaltungen und die Einführung von Body-Cams bewirken.
Tatverdächtige
Die Gesamtzahl der Tatverdächtigen bleibt mit einem Rückgang von 0,2 Prozent nahezu gleich. Auch die Aufteilung der 30.879 Tatverdächtigen in die Altersgruppen „Erwachsene“, „Jugendliche“ und „Kinder“ bleibt im Vergleich zum Vorjahr fast unverändert. Dabei sind die Jugendlichen in Relation zu ihrem Anteil in der Bevölkerung überrepräsentiert. Die gleichbleibende Anzahl der Tatverdächtigen bei einer Zunahme der Gesamtstraftaten begründet den leichten Rückgang der Aufklärungsquote bei den Gesamtstraftaten. Bei den 29.634 Gesamtstraftaten ohne ausländerrechtliche Verstöße wurden 12.749 Nichtdeutsche und 16.885 Deutsche als Tatverdächtige ermittelt. Von den nichtdeutschen Tatverdächtigen waren 4.312 Personen Asylbewerber, was einem Anteil von 14.6 Prozent der Gesamtstraftaten entspricht.
Resümee
Polizeipräsident Thomas Köber zieht trotz negativer Entwicklungen ein positives Resümee. Er geht davon aus, dass sich viele im Jahr 2016 getroffene polizeiliche Maßnahmen im Jahr 2017 deutlich positiv auswirken werden. Er will die gestiegenen Fallzahlen insbesondere in einzelnen Deliktsfeldern, die das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung im öffentlichen Raum stark beeinträchtigen, in keinem Fall hinnehmen.
Er versichert, dass die Kolleginnen und Kollegen ihren Dienst trotz der ihnen zunehmend entgegengebrachten Respektlosigkeit und Brutalität mit viel Engagement und Hingabe verrichten, um die Straßenkriminalität, den Taschendiebstahl, die Wohnungseinbrüche, die Raubdelikte und die vielen andere Straftaten zu bekämpfen, um den Menschen im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim ein Höchstmaß an Sicherheit zu bieten.