Speyer – Als einer der maßgeblichen politischen Akteure der Ära Kohl besuchte Ministerpräsident a.D. Bernhard Vogel in diesen Tagen die Ausstellung Weltbühne Speyer. Die Ära der großen Staatsbesuche im Historischen Museum der Pfalz Speyer. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Münchner Presseclubs Peter Schmalz ließ er sich von Museumsdirektor Alexander Schubert die Ausstellung zeigen, die an ein außergewöhnliches Kapitel der Speyerer Stadtgeschichte erinnert.
Die Ausstellung, die noch bis zum 24. September 2017 zu sehen ist, präsentiert rund 80 Fotografien und Zeitzeugnisse zu insgesamt 19 Staatsbesuchen und Großereignissen im Speyerer Dom in der Zeit von 1984 bis 1998. Bundeskanzler Helmut Kohl führte in dieser Ära Spitzenpolitiker wie Michael Gorbatschow, George Bush sen., Margaret Thatcher, Boris Jelzin, John Major, Vaclav Havel und viele weitere bedeutende Staatsgäste in den Kaiserdom, um ihnen seine Idee eines geeinten Europas nahezubringen.
Beim Rundgang berichtete Ministerpräsident Bernhard Vogel aus erster Hand von Begebenheiten dieser Zeit. Besonders zum Besuch des Staatspräsidenten von Ruanda, Juvénal Habyarimana und seiner Frau Agathe, der vor genau 33 Jahren stattfand, wartete er mit spannenden Hintergründen auf. Vogel hatte Habyarimana seinerzeit eingeladen, weil er eine partnerschaftliche Verbindung mit dem afrikanischen Land begründet hatte. Ziel sei eine echte Entwicklungshilfe für Ruanda gewesen, deshalb warb Vogel für eine Graswurzelpartnerschaft, bei der die Menschen lebensnah zusammenfinden sollten. Wir setzten auf Kooperationen von Gemeinde zu Gemeinde, von Pfarrei zu Pfarrei, von Verein zu Verein, so Vogel. Habyarimana ließ sich für das Vorhaben begeistern, viele gegenseitige Besuche schlossen sich an, so dass ein intensiver freundschaftlicher Kontakt entstand. Nach Bernhard Vogel gab das Ehepaar Habyarimana ihrem zweiten Sohn den Namen Bernard.
Zehn Jahre nach dem Besuch in Speyer sorgten dramatische Ereignisse in Ruanda für Schlagzeilen: Der tödliche Flugzeugabsturz Habyarimanas zusammen mit seinen engsten Mitarbeitern und seinem Kollegen aus Burundi am 6. April 1994 setzte eine Kette von Entwicklungen in Gang, die im Völkermord der Hutu an den Tutsi gipfelte. Er kostete hunderttausende Menschen das Leben.
Die 1982 geschlossene Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda lebt indes bis heute über alle Regierungswechsel hinweg fort. Die im gleichen Jahr entstandene Verbindung zwischen der Stadt Speyer und der südruandischen Großgemeinde Karengera wurde 2001 auf den neugeschaffenen Distrikt Ruzisi übertragen. Und auch der 1984 von Ministerpräsident Bernhard Vogel initiierte „Freundeskreis Ruanda“ pflegt heute eine lebendige Partnerschaft mit dem ostafrikanischen Land.
Weitere Informationen zur Ausstellung unter www.weltbuehne.speyer.de.