Baden-Württemberg: Größtes ÖPP-Projekt im Land startet an der A6

Spatenstich (Foto: Ministerium für Verkehr)
Spatenstich (Foto: Ministerium für Verkehr)

BAB 6 / Wiesloch/Rauenberg – AK Weinsberg – „Mit dem heutigen Spatenstich an der Autobahn A 6 beginnt das bislang größte ÖPP-Straßenbau-Projekt in Baden-Württemberg. Einer der stauträchtigsten Abschnitte im Land wird nun sechs-streifig ausgebaut. Bis zum Start der Bundesgartenschau in Heilbronn im Frühjahr 2019 verspricht der Konzessionär, dass der Verkehr im Abschnitt zwischen Wiesloch und Weinsberg endlich flüssiger fließt“, so Winfried Hermann MdL, Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg, vor 300 geladenen Gästen.

Den Startschuss für die Bauarbeiten des öffentlichen und privaten Partnerschaftsprojektes (ÖPP) an der Bundesautobahn A 6 Wiesloch/Rauenberg und dem Autobahnkreuz Weinsberg gab am Montag, 3. April 2017 Minister Hermann gemeinsam mit Norbert Barthle MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Regierungspräsident Wolfgang Reimer und Alexander Hofmann, Geschäftsführer Hochtief PPP Transport Westeuropa GmbH als Vertreter des Konzessionärs.

„Mit Blick auf die Bundesgartenschau in Heilbronn erhoffe ich mir von dem Konzessionär des Projektes, dass der Ausbau ambitioniert umgesetzt wird. Der Zeitplan ist straff und die Region braucht bis zum Frühjahr 2019 eine funktionierende Autobahnanbindung. Wenn der Ausbau schon über ein ÖPP-Modell läuft, müssen die Unternehmen jetzt zeigen, dass sie es schnell und im Kostenrahmen umsetzen können“, so Hermann weiter.

Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur: „Der Ausbau der A 6 ist ein wichtiger Meilenstein für mehr Mobilität in Baden-Württemberg. Der bereits jetzt hochbelastete Abschnitt der A 6 zwischen Wiesloch/Rauenberg und dem Autobahnkreuz Weinsberg wird zukünftig leistungsfähiger und sicherer. Damit ist der Ausbau ein Gewinn für alle Verkehrsteilnehmer.“

Der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer betonte: „Der Ausbau der A 6 ist aufgrund der Zunahme insbesondere des Transitverkehrs in Ost-West-Richtung seit langem dringlich. Ich freue mich, dass wir in einem gründlich vorbereiteten Wettbewerb leistungsfähige Vertragspartner für dieses Projekt finden konnten. Rund 26 Kilometer Ausbaustrecke und 36 neu zu bauende Brücken stellen höchste Anforderungen an die Kunst der Straßen- und Brückenbauer. Das Regierungspräsidium Stuttgart wird den Autobahn-Ausbau bis zur geplanten Fertigstellung Mitte 2022 intensiv begleiten und zu einem guten Abschluss führen.“

Die A 6 als eine der wichtigsten Ost-West-Verbindungen zwischen Frankreich und Mittel- bzw. Osteuropa wird als leistungsfähige Verkehrsverbindung ausgebaut. Der mit mehr als 100.000 Fahrzeugen pro Tag (Prognose 2025) hoch belastete Streckenabschnitt zwischen der Anschlussstelle Wiesloch/Rauenberg und dem Autobahnkreuz Weinsberg wird jetzt 6-streifig ausgebaut. Der Abschnitt grenzt im Osten an den noch auszubauenden Abschnitt zwischen dem Autobahnkreuz Weinsberg und der Landesgrenze zu Bayern. Westlich des Abschnitts ist die A 6 bereits 6-streifig ausgebaut. Mit dem durchgängigen Ausbau von vier auf sechs Fahrstreifen innerhalb Baden-Württembergs wird die A 6 an die verkehrliche Entwicklung angepasst.

Der im Dezember 2016 geschlossene ÖPP-Vertrag umfasst ein Volumen von ca. 1,3 Milliarden Euro. Er sieht den 6-streifigen Ausbau der A 6 auf einer Gesamtlänge von 25,5 Kilometern vor. Zudem sieht das Projekt den Betrieb und die Erhaltung des gesamten Autobahnabschnitts auf einer Länge von 47,2 Kilometern für die Dauer von 30 Jahren vor. Neben dem Bau von ca. 13 Kilometern Lärmschutzwänden und 17 Regenwasserbehandlungsanlagen werden auch zahlreiche Brückenbauwerke erneuert.

Schlüsselstelle ist der 1337 Meter lange Neckartalübergang aus dem Jahr 1967. Er besteht aus vier aufeinanderfolgenden einzelnen Brücken mit einer Gesamtfläche von ca. 40.000 m². Im Jahr 1996 wurden die Brücken durch Ummarkierung provisorisch auf sechs Fahrstreifen erweitert. Im Oktober 2013 mussten die Fahrstreifen wieder auf vier reduziert werden. Grund waren erhebliche bauart- und altersbedingte Schäden im Bereich der Brücken. Da eine Ertüchtigung auf das vorgeschriebene Niveau weder technisch noch wirtschaftlich sinnvoll war, wurde eine Erneuerung des gesamten Brückenzuges notwendig. Aus vier werden dann zwei Einzelbrücken, die „Vorlandbrücke West“ und die „Neckarbrücke“. Sie werden eine Länge von ca. 1,3 Kilometern und eine Gesamtbrückenfläche von 56.000 m² haben. Die Kosten für diesen Brückenzug betragen ca. 170 Millionen Euro.

„Mit dem Neubau der Neckartalbrücke und dem Ausbau der Gesamtstrecke auf sechs Fahrstreifen haben wir eine technisch und logistisch anspruchsvolle Herausforderung in diesem Gesamtprojekt, welche langfristig die örtliche Verkehrssituation maßgeblich verbessern wird“, so Alexander Hofmann in seinem Grußwort, als Vertreter der Unternehmen HOCHTIEF PPP Solutions, JOHANN BUNTE Bauunternehmung und DIF Infrastructure Fund, die sich an der ViA6West GmbH & Co. KG. Beteiligt haben.

Für dieses insgesamt sehr anspruchsvolle Projekt konnte der enge Zeitplan des europaweiten Ausschreibungsverfahrens eingehalten werden. Mit dem termingerechten Beginn der Vertragslaufzeit zum 1. Januar 2017 wurden die Voraussetzungen geschaffen, dass zum Start der Bundesgartenschau in Heilbronn im Frühjahr 2019 die gesamte A 6 zwischen den Autobahnkreuzen Walldorf und Weinsberg 6-streifig befahrbar sein wird.

Mit einem Gesamtvolumen von 1,3 Milliarden Euro ist es das größte ÖPP-Projekt im Straßenbau, das bislang in Baden-Württemberg umgesetzt wurde. ÖPP-Projekte können zwar eine Alternative zur „konventionellen“ haushaltsfinanzierten Realisierung derartiger Großprojekte sein. Im beiderseitigen Interesse von Bund und Land ist jedoch in jedem Einzelfall deren Wirtschaftlichkeit sorgfältig zu prüfen. Dabei sind außer der Wirtschaftlichkeit auch andere Bereiche – wie zum Beispiel die langfristige Mittelbindung im Bundeshaushalt, die Auswirkungen auf die Bauwirtschaft und die verbleibenden Reststrukturen des bestehenden Straßenbetriebsdienstes – zu beachten. „Wichtig ist, dass ein ÖPP-Modell am Ende nicht mehr kostet als bei einer konventionellen Umsetzung. Im Interesse des Steuerzahlers ist ein Nachweis der Wirtschaftlichkeit im Einzelfall notwendig“, so Minister Hermann.

Unabhängig von den Bedenken des Landes bezüglich der Wirtschaftlichkeit von ÖPP-Projekten hat das Land den Ausbau der A 6 stets mit einem großen Personalaufwand sowie einem großen Aufwand an Haushaltsmitteln für die Planungs- und Verfahrenskosten unterstützt. Letztendlich hat das Land ein sehr großes Interesse daran, dass dieser Streckenabschnitt möglichst schnell leistungsfähig ausgebaut wird.

Vor diesem Hintergrund wird auch die Planung des 6-streifigen Ausbaus der A 6 vom Autobahnkreuz Weinsberg zur Landesgrenze von Bayern vom Land mit Hochdruck vorangetrieben. Mit dem erfolgreichen Abschluss des Bürgerdialogs für alle sechs Planungsabschnitte Ende 2016 ist hier bereits ein wichtiger Meilenstein erreicht.

Hintergrundinformationen

Betrieb

Für die Erbringung der Betriebsdienstleistungen auf der Projektstrecke A6 wurde die Betriebsgesellschaft ViA6West Service GmbH & Co. KG mit den Gesellschaftern HOCHTIEF und JOHANN BUNTE gegründet.

Ab Betriebsbeginn am 01.05.2017 erfüllt diese im Auftrag der Projektgesellschaft ViA6West die Aufgaben des Betriebsdienstes weitgehend mit eigenen Ressourcen und stellt damit die Einhaltung der Reaktionszeiten und Qualitätsstandards sicher. Die ViA6West Service wird für die rund 47 Kilometer der Projektstrecke zwischen der AS Wiesloch/Rauenberg und dem AK Weinsberg für die Dauer von 30 Jahren Betriebsleistungen erbringen. Dazu wird die Projektgesellschaft einen eigenen Betriebshof im Bereich Bad Rappenau errichten.

Der Betriebsdienst stellt die dauerhaft gefahrlose Nutzbarkeit der Projektstrecke sicher. Er umfasst neben dem Betrieb der PWC-Anlagen die Leistungsbestandteile Sofortmaßnahmen am Straßenkörper, Grünpflege, Wartung und Instandhaltung der Straßenausstattung, Reinigung, Winterdienst, Streckenkontrolle sowie die Absicherung von Gefahrenstellen.

Im Rahmen der betrieblichen Erhaltung wird die Projektstrecke zudem ständig kontrolliert und gewartet.

Finanzierung

Der Ausbau der A6 zwischen Wiesloch und Weinsberg hat ein Projektvolumen von circa 1,3 Milliarden Euro.

Die Finanzierung basiert auf einer Projektfinanzierung, die sich aus mittelfristigen kommerziellen Darlehen, einer langfristigen Projektanleihe, einem Sicherungsinstrument der Europäischen Investitionsbank sowie Eigenkapital der Mitglieder des Bieterkonsortiums (30 % HOCHTIEF PPP Solutions; 50 % DIF; 20 % JOHANN BUNTE) zusammensetzt und durch den Kreditnehmer, die Projektgesellschaft ViA6West GmbH & Co. KG (PG), abgeschlossen wurde.

Um die Investitionen zu refinanzieren, erhalten die privaten Partner während der Betriebsphase monatliche, von der Verfügbarkeit der Projektstrecke abhängige Entgelte. ViA6West hat somit großes Interesse an einem guten Zustand der Autobahn, einer hohen Verfügbarkeit, sowie der Erfüllung aller ihr übertragenen Aufgaben.

Von den Einnahmen der Projektgesellschaft sind sämtliche Bau-, Betriebs- und Erhaltungskosten, sowie die laufenden Kosten der Gesellschaft zu decken. Die Rückzahlung der Anleihe und des Eigenkapitals erfolgt langfristig bis zum Ende der Projektlaufzeit.

Darüber hinaus sieht das umfassende Vertragswerk eine Anschubfinanzierung in Höhe von 320 Mio. Euro aus dem Bundeshaushalt vor.

Erhaltung

Für das ÖPP-Projekt „Verfügbarkeitsmodell BAB A6 AS Wiesloch/Rauenberg – AK Weinsberg“ wurden dem Auftragnehmer – der Projektgesellschaft ViA6West GmbH & Co. KG – Planung, Bau, Betrieb und Erhaltung der Projektstrecke auf Basis eines umfassenden Lebenszyklusansatzes für einen Zeitraum von 30 Jahren übertragen.

Ein weiterer wichtiger Vertragsbestandteil dieser öffentlich-privaten Partnerschaft ist, dass das Entgelt in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit der Autobahnteilstrecke und ihrer Fahrspuren gezahlt wird. Abzüge vom Entgelt erfolgen immer dann, wenn die Verfügbarkeit eingeschränkt ist.

Unter dieser Voraussetzung hat die ViA6West ein solides Bauprogramm und ein nachhaltiges Erhaltungsprogramm entwickelt, um die Lebensdauer der Projektstrecke und der Brücken zu optimieren und eine hohe Verfügbarkeit der Straße zu ermöglichen.

Das Erhaltungsprogramm beinhaltet:

  • Oberbau (Fahrbahn, Park- und Rastplätze)
  • Ingenieurbau (Brücken, Regenrückhaltebecken, Lärmschutzwände)
  • Erdbau (Wälle, Dämme, Bankette)
  • Entwässerung (Rohrleitungen)
  • Straßenausstattung (Schilder, Markierung, Schutzplanken)

Der Zustand der Projektstrecke wird laufend durch unabhängige Sachverständige überprüft und ggf. werden erforderliche Maßnahmen frühzeitig veranlasst, um Einschränkungen vorzubeugen. Zudem werden die planbaren Arbeiten, wenn möglich in die Nachtstunden verlegt oder zu anderen, verkehrsarmen Zeiten ausgeführt, damit der Verkehrsfluss und damit die Verfügbarkeit möglichst wenig eingeschränkt werden.

Bau

Der Bauabschnitt von der Anschlussstelle A 6 Wiesloch/Rauenberg bis zum Autobahnkreuz Weinsberg ist in sechs Planfeststellungsabschnitte eingeteilt, für die bestandskräftige Planfeststellungsbeschlüsse vorliegen. Zwischen den Jahren 2005 und 2011 konnten bereits Teilabschnitte mit einer Länge von ca. 22 Kilometern 6-streifig ausgebaut und dem Verkehr übergeben werden.

ViA6West wird die BAB A6 auf einer Länge von 25,4 Kilometern bei laufendem Verkehr auf sechs Fahrstreifen ausbauen sowie die 1,3 Kilometer lange Neckartalbrücke zwischen der Anschlussstelle Heilbronn/Obereisesheim und Anschlussstelle Heilbronn/Neckarsulm neu errichten. Die Bauarbeiten führt eine Arbeitsgemeinschaft aus HOCHTIEF Infrastructure und JOHANN BUNTE Bauunternehmung aus. Sie dauern bis zum Sommer 2022.

Bei allen Arbeiten hat die ViA6West besondere Rücksicht auf die Umwelt zu nehmen und umfangreiche Artenschutzmaßnahmen unter anderem für Zauneidechsen, Haselmäuse, Amphibien und Falken zu ergreifen. Eine umfassende Umweltbaubegleitung überwacht auch den Gewässerschutz. Baustoffe werden recycelt.

Um bei Beginn der Bundesgartenschau den Verkehr auf sechs Fahrstreifen über die neuen Bauwerke des Neckartalübergangs rollen zu lassen, werden die sogenannten Überbauten in provisorischer Lage nördlich der Autobahn erstellt. Nach Fertigstellung der südlichen Teilbauwerke kann der Verkehr umgelegt und die nördlichen Überbauten in ihre endgültige Lage verschoben werden. Um sechs Fahrstreifen vorübergehend auf einer Richtungsfahrbahn aufnehmen zu können, wurde ein Sonderquerschnitt gewählt, der mit einer Fahrbahnbreite von 17,50 Metern pro Richtungsfahrbahn während der Bauzeit und bei späteren Instandhaltungsmaßnahmen eine 6-streifige Verkehrsführung ohne Standstreifen gewährleistet. Im Sinne einer verbesserten Verkehrssicherheit kann so auf der hochbelasteten Strecke eine stauanfällige und damit unfallträchtige Spurreduzierung vermieden werden.

  • Vertragsdauer: 30 Jahre
  • Projektstrecke: 47,2 km
  • Ausbaustrecke: 25,4 km
  • Länge lärmmindernder Asphalt (OPA): insgesamt 20,71 km
  • Fahrzeuge pro Tag: ca 100.000 (Prognose 2025)
  • Winterdienst: 48,9 km
  • Brücke Neckartalquerung: 1
  • zusätzliche Lärmschutzwände: 13 km
  • Betrieb Autobahnmeisterei: 1
  • Erweiterungen der Rastanlagen: 4
  • Brückenbauwerke auf der gesamten Strecke: 68
  • Sonstige Bauwerke auf der gesamten Strecke: 53

Beeinträchtigungen

Die Einrichtung der Baustellen für die Bauphasen beginnt ab Kalenderwoche 14.

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, bleiben während der gesamten Bauzeit die auf der A6 vorhandenen vier, fünf bzw. sechs Fahrstreifen erhalten. Die wenigen erforderlichen Sperrungen einzelner Fahrstreifen sollen, wenn möglich in verkehrsarmen Zeiten, insbesondere nachts und an Wochenenden, stattfinden. Die Termine für die unvermeidbaren Vollsperrungen der Autobahn sowie die vorgesehenen Umleitungsstrecken werden rechtzeitig bekannt gegeben.

Da dieser Streckenabschnitt der A6 auch ohne Bauarbeiten bereits staugefährdet ist, wird erwartet, dass sich infolge der unvermeidlichen Einschränkungen während der Bauzeit die Staugefahr weiter erhöhen wird. Die Verkehrsteilnehmer werden deshalb gebeten, den Baustellenbereich besonders aufmerksam und achtsam zu passieren.

Im weiteren Verlauf des Projektes werden verschiedene weitere Maßnahmen erforderlich. Hierüber wird in gesonderten Pressemitteilungen informiert.

Für die entstehenden Beeinträchtigungen wird um Verständnis gebeten. Alle am Bau Beteiligten sind bestrebt, die Bauarbeiten so schnell und sicher wie möglich durchzuführen.

Allgemeine Informationen über Straßenbaustellen im Land können dem Baustelleninformationssystem (BIS) des Landes Baden-Württemberg unter www.baustellen-bw.de entnommen werden.