Frankfurt am Main – Der Blick ist sagenhaft. Nach Norden blickt man auf die Frankfurter Skyline, dahinter heben sich die Taunusberge ab. Gleich daneben spiegelt sich das Wasser des Langener Waldsees und im Süden grüßt der Odenwald. Die Erhebung einen Berg zu nennen, wäre vielleicht etwas vermessen, aber dennoch ist die ehemalige Mülldeponie Dreieich-Buchschlag der höchste Punkt des Landkreises Offenbach. Und zugleich so etwas wie der südlichste Frankfurter Stadtteil. Denn die Stadt Frankfurt erfüllt als ehemaliger Betreiber der Deponie hier ihre kommunalen Pflichten.
Vor 25 Jahren wurde die Mülldeponie stillgelegt. Aber auch wenn dort längst kein Frankfurter Hausmüll mehr hingefahren wird – Betrieb gibt es dennoch. Mit enormem Aufwand muss sich die Stadt Frankfurt um die Deponienachsorge kümmern. Und das wird auch noch eine Zeitlang so bleiben. „Mindestens noch 30 Jahre, eher länger“, schätzt Jürgen Böckling vom Umweltamt, werde die Stilllegungs- und Nachsorgephase noch dauern.
Also versucht man das Beste aus der Situation zu machen. Im Boden des 40 Hektar großen Geländes liegen 17 Millionen Tonnen, überwiegend Hausmüll, Erdaushub und Bauschutt, das meiste stammt aus Frankfurt. In der Deponie entstehen noch immer große Mengen Gas, für die Öffentlichkeit ist der Zutritt deshalb nicht gestattet. Außerdem gilt striktes Rauchverbot.
Spezielle Brunnen fassen das Gas, damit es in einem Maschinengebäude vor Ort zur Energiegewinnung genutzt werden kann. Die Zwölfzylinder-Gasmotoren erzeugen pro Jahr etwa 2,5 Millionen Kilowattstunden Strom, das entspricht dem Bedarf von 600 Vier-Personen-Haushalten. Laut Prognosen reichen die Gasvorkommen noch mindestens 15 Jahre zur Stromerzeugung.
Damit nicht genug. Seit 2011 sind 15 der 40 Hektar des Deponiegeländes von Solarzellen bedeckt. Die von einer Tochterfirma der FES und der Stadtwerke Dreieich betriebene Anlage erzeugt im Jahr 8,2 Millionen Kilowattstunden Strom, das reicht für 2.000 Haushalte. Damit versorgt die Deponie insgesamt mehr als 10.000 Menschen mit Energie.
Bis die Deponie sich selbst überlassen werden kann, ist noch eine Menge zu tun. Den größten Aufwand bereitet das Sickerwasser. Um zu verhindern, dass umgebendes Grundwasser verunreinigt wird, muss dieses Wasser entnommen werden – etwa 50.000 Kubikmeter im Jahr. Über eine dafür umgebaute Gaspipeline wird es in den Abwasserkanal eingeleitet.
„Am Beispiel der Deponie Buchschlag wird deutlich, wie aufwendig und langwierig die Sicherung einer ehemaligen Deponie ist“, sagt Peter Dommermuth, Leiter des Umweltamtes. „Wir sehen in dieser Aufgabe eine Verpflichtung, denn schließlich ist die Deponie im Wesentlichen durch den Frankfurter Hausmüll entstanden. Es wird noch dauern, aber wir bleiben so lange hier tätig, bis die Deponie keine Umweltgefährdung mehr darstellt.“