Mannheim – Ein etwas anderes Rockkonzert präsentierte das Ensemble des Mannheimer Capitols am vergangenen Dienstag (29.12.2015). Sie gaben der Musik von Queen und um Freddy Mercury eine etwas außergewöhnliche Handlung und präsentierten hierbei deren Musik in einer anspruchsvollen Variante.
Eine Nacht, eine letzte Nacht, vergeht wie im Rausch. Liebe, Schmerz und der Wille zum Überleben, das waren die Eckpfeiler der Handlung.
Das Bühnenbild bestand aus abdeckten Wohnzimmer Möbeln, viel Nebel machte die Stimmung etwas unheimlich. Aus dem Lautsprecher dringt klassische Musik, ein Mensch wird in einem Rollstuhl sitzend hereingefahren. Im Hintergrund dumpfe, rhythmisches Basstöne. Dann geht der Spot auf zwei weiße Gestalten, die mit roten Füßen über einen weißen Laufsteg zur Bühne wollen. Zwei ungebetene Besucher, die keinen Namen nennen, die keinen Namen kennen. Ein tödlicher Pakt. Diese beiden Figuren, gespielt von Marion La Marché und Sascha Kleinophorst, sind auf dem Weg, den Menschen im Rollstuhl, gespielt von Sascha Krebs, für die letzte Reise ins Jenseits abzuholen. Trotz seiner Gebrechlichkeit ist er nicht bereit, noch nicht bereit zu gehen. Ein ungeheurer Lebenswille beflügelt ihn. Die Beiden gewähren eine weitere Nacht. Die Geschichte muss erzählt werden. Der Zuschauer gewann den Eindruck, dass dies auch die Geschichte von Freddy Mercury sein kann, der im Alter von 45 Jahren verstarb. Die musikalische Reise durch die Nacht nahm ihren Anfang.
„Another one bites the dust“ war das erste Lied, wobei sich Sascha Krebs als ein hervorragender Sänger der QUEEN-Titel entpuppte. Die beiden ohne Namen hatten mittlerweile Verstärkung erhalten. Drei Personen im dunklen Anzug und Aktentasche (Jeanette Friedrich, Eva-Jeanette Behrend und Daniel Würfel) setzten sich an die Seite, holten ihre beschriebenen Blätter aus der Tasche und ließen sie fallen. Auf jedem der Blätter war ein Stück Lebensgeschichte geschrieben. Die Zeit – die Nacht verrinnt. Die drei werden später auch noch als Backgroundchor fungieren. „Who wants to live forever“, „Don´t stop me now“ oder „the millionaire waltz“, wurden eindrucksvoll gesungen, und die Choreografie der Handlung gekonnt angepasst. Bei „somebody to love“ erntete Sascha Kleinophorst Szenenapplaus, als er mit seiner Stimme in ungewöhnlicher Höhe punktgenau die Töne traf. Gitarrist Christof Brill begleitete bei „love of my life“ Sascha Kleinophorst auf der Akkustikgitarre, bevor es vor der Pause noch mal so richtig abging: „I want it all“, riss die Zuschauer aus ihren Sitzen.
Mit dem Queen-Titel „´39“ „Don´t you hear my call“ startete der zweite Teil fast volkstümlich. Kurz danach rastete das Publikum aus: „I want to break free“ war der Startschuß für eine zweite Halbzeit, die von Begeisterung geprägt war. Zwischen den einzelnen Liedern, die abwechselnd von Sascha Krebs, Marion La Marché und Sascha Kleinophorst mal alleine, mal im Duett oder Chor gesungen wurden, gab es immer wieder Anspielungen auf die Handlung der Geschichte. Die letzten Stunden der letzten Nacht waren bereits weit fortgeschritten. Während Sascha Krebs „Bohemian rhapsody“ sang, gab es im Sprachgesang aus Reihen des Backgroundchors mit anderen Textpassagen, anderer Queen Titel. Nachdem „The show must go on“ – Sascha Krebs war zwischenzeitlich mit Krone und britischer Flagge geschmückt – die Stimmung im Publikum weiter anheizte, folgte mit „let me live“ schon fast ein verzweifelter Hilferuf, weiter leben zu dürfen. „Innuendo“. Die zwei ohne Namen begannen einzupacken, denn die Nacht neigt sich nun dem Ende entgegen. Dieser letzten Stunden kann sich niemand entziehen. Zum letzten Mal gab es an dem Abend „we will rock you“, bevor „spread your wings“ das Ende der Nacht symbolisierte.
In dem über zweistündigem Programm zeigten sich die Musiker, die eher unscheinbar dem Wirken beiwohnten und allenfalls bei ihre Solostücken in den Vordergrund traten und sich dann in voller Pracht musikalisch entfalteten, von ihrer besten Seite. Frank Schäffer (Piano), Christof Brill (Gitarre), Matthias Klöpsch (Gitarre), Rainer Dettling (Drums) und Stefan Engelmann (Bass), gelang es, den typischen Queen Sound im Capitol umzusetzen. Ein gelungener Abend mit feinster Musik von Queen, verpackt in einer Handlung, die zum Nachdenken anregt.