Karlsruhe – Einen besonderen Abschnitt des Fernwärme-Leitungsbaus nach Durlach bewältigt die Netzservice-Gesellschaft der Stadtwerke Karlsruhe aktuell bei der Unterquerung der Autobahn A5 bei der Untermühlsiedlung.
Im aufwendigen so genannten Micro-Tunneling-Verfahren werden zwei Hülsrohre unter der sechsspurigen Straße durchgepresst. In diese knapp 70 Meter langen Betonrohre werden dann die Kunststoffmantelrohre für den Vor- und Rücklauf der Fernwärme eingezogen. Auf der Autobahn ließen die Stadtwerke ein Messsystem installieren, das eventuelle Setzungen oder Hebungen registriert.
Fernwärme für Durlach
Die Erschließung von Durlach mit einer rund vier Kilometer langen und auf acht Millionen Euro veranschlagten Leitung ist Teil einer groß angelegten Fernwärme-Ausbaustrategie. Die Leitung beginnt an der Kreuzung des Ostrings mit der Durlacher Allee. Vorläufiger Endpunkt ist das Gelände der Raumfabrik. Diese konnte, ebenso wie die neue dm-Zentrale, als neuer Fernwärme-Kunde gewonnen werden. Beim Bau der Trasse müssen außerdem zwei Bahnstrecken über- bzw. unterquert werden.
Niedriger Primärenergiefaktor und geringer CO2-Ausstoß
Die Karlsruher Fernwärme ist eine klimaschonende und emissionsarme Heizenergie. Denn sie stammt zu über 90 Prozent aus Abwärme aus der Mineraloelraffinerie Oberrhein (MiRO) im Karlsruher Westen und aus Kraft-Wärme-Kopplung bei der Stromerzeugung im Rheinhafen-Dampfkraftwerk der EnBW. Durch diesen hohen Abwärmeanteil wird der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid deutlich redu-ziert. Denn die Stadtwerke nutzen Abwärme, die sonst ungenutzt an die Umgebung abgegeben würde. Daher hat die Karlsruher Fernwärme einen Primärenergiefaktor von nur 0,26. Eine Öl- oder Erdgasheizung hat zum Beispiel einen Wert von 1,1. Der Primärenergiefaktor beschreibt das Verhältnis der eingesetzten Primärenergie zur abgegebenen Endenergie. Dabei gilt: je kleiner er ist, desto umweltschonender und effizienter ist der Energieeinsatz. Auch beim spezifischen Feinstaub-, Kohlendioxid- und Stickoxidausstoß steht die Fernwärme wesentlich besser da als beispielsweise Heizöl.
Daneben bietet die umweltschonende Heizenergie viele weitere Vorteile, wie zum Beispiel die niedrigen Betriebskosten und den geringen Platzbedarf – es sind weder Tank, Kessel noch Schornstein notwendig. Zudem erfüllt die Karlsruher Fernwärme spielend die strenge neue Energie-Einspar-Verordnung und die Vorgaben aller Wärmegesetze des Bundes und des Landes.
Vielfach ausgezeichnet
Die Nutzung von Abwärme aus der MiRO im Karlsruher Fernwärmenetz hat Pilotcharakter und wurde bereits vielfach ausgezeichnet – zuletzt mit dem Umweltpreis 2016 des Landes Baden-Württemberg. Insgesamt ist der engagierte Karlsruher Fernwärme-Ausbau ein wichtiger Beitrag zur Energiewende und das größte Klimaschutz-Projekt in der Stadt. Neben der Erschließung von Durlach erweitern die Stadtwerke das Netz auch im Westen und bauen es bis Rheinstetten aus.
Das Fernwärmenetz der Stadt ist inzwischen fast 200 Kilometer lang. Über 33.000 Wohnungen und zahlreiche öffentlich oder gewerblich genutzte Gebäude heizen in Karlsruhe CO2-arm mit Fernwärme.