Heidelberg – Außergewöhnlicher Feldversuch in der Neuenheimer Hirschgasse: Insgesamt 45 Kubikmeter Wasser, umgerechnet rund 560 Badewannen, haben die Stadt Heidelberg und der Abwasserzweckverband Heidelberg (AZV) für eine Starkregen-Simulation am Mittwoch, 5. April 2017, die stark abschüssige Straße hinunterströmen lassen.
Insgesamt waren rund 25 städtische Mitarbeiter und fünf sogenannte Spülwagen voller Wasser im Einsatz. Das Ziel der kontrollierten Überschwemmung ist erreicht: Das städtische Landschafts- und Forstamt, das städtische Tiefbauamt und der AZV haben Erkenntnisse für die Anfang Mai startenden Kanalbauarbeiten in der Hirschgasse gewonnen. Darüber hinaus erarbeitet die Stadt aktuell ein Vorsorge-Konzept für alle Hangbereiche im Stadtgebiet, um sich gegen die Gefahren durch Starkregen zu wappnen. Extreme Niederschläge werden künftig aufgrund der Umweltveränderungen zunehmen.
Auf das Sprechfunk-Kommando „Wasser marsch!“ entließen fünf große Tankwagen gegen 12 Uhr ihre nasse Fracht – ein Spektakel für die Anwohnerinnen und Anwohner. Die Gullys unterhalb der Kreuzung Hirschgasse/Abzweig Richtung Philosophenweg waren mit Folie abgedeckt worden, um ein vollgelaufenes Kanalnetz zu simulieren. Die Grundstücke entlang der etwa rund 280 Meter langen und 3,5 Meter breiten Strecke waren mit 840 Sandsäcken gesichert. Per Handzettel war die Anwohnerschaft im Vorfeld informiert worden. Aus Sicherheitsgründen sperrte ein Polizeiwagen die Hirschgasse an der Einmündung in die Ziegelhäuser Landstraße kurzzeitig.
Kanalbauarbeiten in der Hirschgasse starten am Dienstag, 2. Mai
Nach dem Ende der Krötenwanderung beginnen am Dienstag, 2. Mai 2017, die Kanalbauarbeiten und Straßenarbeiten in der Hirschgasse und den oberhalb liegenden Forstwegen. Gearbeitet wird montags bis freitags zwischen 7.30 und 15.30 Uhr. Aufgrund des Baustellenverkehrs muss die Anwohnerschaft mit Verkehrsbehinderungen rechnen.
Hintergrund der Arbeiten: Das Tiefdruckgebiet „Elvira“ hatte Ende Mai 2016 im Stadtwald teils massive Überschwemmungen, Unterspülungen und Hangrutsche verursacht. Die Stadt muss für die Sanierung nun tief in die Tasche greifen. Besonders betroffen ist unter anderem die Hirschgasse in Neuenheim und ein oberhalb im Schweinsbächeltal liegendes Biotop. Binnen weniger Stunden waren dort rund 90 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Die Lage hatte sich dadurch verschärft, dass die Böden durch die feuchte Witterung in den Vorwochen bereits wassergesättigt waren. Der Großteil des Regenwassers floss deshalb talwärts, unterspülte Straßen und überschwemmte Gräben und Kanaleinläufe.
Starke Schäden hatte der obere Bereich der Hirschgasse davongetragen. Um für künftigen Starkregen an dieser Stelle gewappnet zu sein, soll parallel zum Weg eine Entwässerungsleitung installiert werden. Die Funktionsweise: Bei sehr starken Regenfällen kann das Wasser oberhalb der Engelswiesen über die Entwässerungsleitung direkt in den Kanal abfließen. Mittelfristig muss der Abwasserzweckverband den gesamten Kanal in der Hirschgasse erneuern und größer dimensionieren. Bis dahin wird das Wasser bei Überlastung des Kanals automatisch durch eine hydraulische Anhebung der Kanaldeckel auf die Straße abgeleitet. Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Arbeiten auf 260.000 Euro, wobei ein Großteil durch Eigenleistung der Stadt Heidelberg, Regiebetrieb Straßenbau, und den Abwasserzweckverband bewerkstelligt werden kann.