Frankfurt am Main – Sie ist eine der wenigen überlebenden Zeitzeugen, unermüdlich besucht sie Schulen, Hochschulen und Kirchengemeinden, berichtet jungen Menschen von ihrem Schicksal, als jüdisches Mädchen im Nationalsozialismus aufgewachsen zu sein: Eva Szepesi. Für ihre Erinnerungsarbeit in Frankfurt und weit über die Stadtgrenzen hinaus hat die Stadt Frankfurt am Main die gebürtige Budapesterin am 26. April mit der Ehrenplakette ausgezeichnet. Überreicht wurde die Auszeichnung von Oberbürgermeister Peter Feldmann.
„Was muss ein Mensch erlebt haben, dem die Erinnerung ein halbes Jahrhundert buchstäblich im Halse stecken blieb?“, fragte Feldmann bei der Feierstunde im Römer.
Elf Jahre alt war Eva Szepesi, als die Deutschen im Frühjahr 1944 in Ungarn einmarschierten. Ihre Mutter schickte sie in die Slowakei, das Mädchen fand Verstecke bei gutwilligen Menschen, lebte jedoch in ständiger Furcht, entdeckt zu werden. Eva Szepesi wurde entdeckt, gefangen genommen und nach Ausschwitz verschleppt. In letzter Minute, am 27. Januar 1945, wurde das Vernichtungslager, wurde Szepesi von der Roten Armee befreit.
Ihre Erinnerungen an Flucht, Angst, Kälte, Dreck und Misshandlungen konnte die junge Frau mit niemandem teilen. „Ihr Schweigen dauerte 50 Jahre lang“, sagte Feldmann. „Dann erst brachen Sie den Bann. Seither berichten Sie jungen Menschen in eindrucksvoller Weise von Ihren Erfahrungen.“ Eva Szepesi ist seit Jahren eine bundesweite gefragte Gesprächspartnerin und Buchautorin.
Feldmann: „Es ist an uns, Ihr Leben als Vorbild zu verstehen und auch als Mahnung, gerade heute, da der Ungeist von Verblendung und Hass wieder durch Teile unseres Landes spukt. Ich bewundere Sie für Ihre Bereitschaft, sich immer wieder aufs Neue der Flut Ihrer Erinnerungen zu stellen.“