Weinheim – Mehr als 95 Prozent der Nutzer und Besucher der Weinheimer Stadtbibliothek in der Luisenstraße sind mit ihrer kommunalen Bücherei „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“. Das ist die Quintessenz einer Besucherumfrage, die das Bibliotheksteam Ende letzten Jahres vorgenommen hat. 385 Personen haben teilgenommen, die meisten von ihnen sind weiblich – das entspricht anteilig auch der Nutzerstruktur. Über die Hälfte der Befragten sind zwischen 45 und 65 Jahre alt. Daraus kann Bibliotheksleiterin Stephanie Koch ableiten, dass es viele „Stammkunden“ sind, die geantwortet haben. Das wiederum spricht für eine hohe Gültigkeit der Umfrage: Die Befragten wussten, worüber sie urteilen.
Besonders gute Noten erhält die Stadtbibliothek bei den Fragen nach Service und Beratung. Die Hilfsbereitschaft des Bibliothekspersonals beurteilen über 75 Prozent der Besucher mit „sehr gut“, weitere 18 Prozent mit „gut“. Ähnlich verhält es sich mit der „Präsenz des Personals“: Rund 66 Prozent finden sie „sehr gut“, weitere 27 Prozent immerhin noch gut.
Das spricht, so Stephanie Koch, für die persönliche Atmosphäre und die überschaubar große Einheit der Bibliothek: Personal und zumindest die Stammkunden kennen sich meistens aus diversen Ausleihkontakten und Fragen persönlich; das wird geschätzt. „Beratung und Information“ finden mehr als 85 Prozent der Befragten „gut“ oder „sehr gut“. Auch Orientierung in den Räumen in de Luisenstraße finden rund 70 Prozent „sehr gut“ oder „gut“. 76 Prozent halten die Nutzungsgebühren für „angemessen“.
Was den Medienbestand und dessen Aktualität angeht, sind die Umfragewerte zufriedenstellend, bieten aber noch Luft nach oben. 66 Prozent der Ausleiher beurteilen das Angebot an Romanen mit „aktuell“ oder „sehr aktuell“, bei Sachbüchern sind es rund 43 Prozent. „Der Medienbestand ist immer auch eine Kostenfrage und eine Frage des Umgangs mit Steuergeld“, erklärt die Bibliotheksleiterin. Bei Neuanschaffungen könne man in Weinheim eben nicht mehr aus dem Vollen schöpfen. „Wir bleiben dran und suchen weiter nach Finanzierungsmöglichkeiten“, beschreibt Stephanie Koch.
Für sie ebenfalls ein wichtiger Wert: Die Atmosphäre in der Bibliothek empfinden 90 Prozent als „angenehm“, und das obwohl das Mobiliar der Bücherei nicht unbedingt topmodern ist. Aber das Haus entspricht dem Grundsatz der Leiterin, dass eine Bibliothek ein Ort der Kommunikation sein muss. Am Rande, aber vielleicht nicht mal so unbedeutend: Bei der Abfrage nach Details machten die Nutzer kein Geheimnis aus ihrer Begeisterung für die Kaffeemaschine, die jedem Kunden zugänglich ist.
Die Stadtbibliothek ist eben ein Ort der Freizeit (-gestaltung): 93 Prozent der Befragten leihen sich Medien für den Bereich „Freizeit/Hobbies/Familie“ aus. 28 Prozent für Weiterbildung und Beruf (Mehrfachnennungen waren hier möglich), 15 Prozent für die Schule. Und das „Kerngeschäft“ wird mit Abstand am meisten nachgefragt: 93,5 Prozent besuchen die Bibliothek zur Medienausleihe, weniger als zehn Prozent zur Computernutzung. 74 Prozent der Befragten geht in den Räumen nicht ins kostenlose WLAN.
Die Stadtbibliothek mitten in der Stadt ist auch ein Standortfaktor für den Einzelhandel und sorgt im Gesamtpaket für eine Belebung der Innenstadt: Über die Hälfte der Besucher gibt an, seinen Büchereibesuch mit einem Einkauf zu verbinden.
Wer sind die Nutzer der Bibliothek? Auch darüber gibt die Umfrage Auskunft: Der typische Nutzer ist deutscher Nationalität (91 Prozent), zwischen 45 und 46 Jahre alt (53 Prozent), berufstätig (53 Prozent) und weiblich (66 Prozent). Auffallend dabei: Der hohe Anteil an Auszubildenden (23 Prozent) und Schülern (10 Prozent); hier kommt zum Tragen, dass Ausleihen immer noch die kostengünstigste und damit sozialste Form des Lesens ist.
Die meisten Besucher sind mit den Öffnungszeiten zufrieden, auf den Wunsch nach längeren Öffnungszeiten an Samstagen geht das Bibliotheksteam jetzt ein: Ab Mitte Mai ist samstags im Sommer bis 14 Uhr geöffnet (bislang 13 Uhr) und im Winter sogar bis 15 Uhr.
Das Team der Weinheime Stadtbibliothek will so transparent wie möglich mit den Umfrage-Ergebnissen umgehen. Auf neun Seiten Papier hängt demnächst am Schwarzen Brett ein Katalog aus, der die Anregungen und das Lob noch einmal für jeden einsehbar zusammenfasst – in der Art von „FAQs“ wird darin auch auf einzelne Themen eingegangen.
Darin findet der Nutzer zum Beispiel die Erklärung für die Zwei-Wochen-Frist der E-Book-Ausleihe oder die Antwort auf die Frage, warum die PC-Nutzung ab einer gewissen Dauer nicht mehr kostenfrei ist. Unter dem Motto „Wir haben verstanden“ nimmt die Bücherei auch Anregungen auf, um sie so schnell und pragmatisch wie möglich umzusetzen: Zum Beispiel regte ein Nutzer an, die Reiseliteratur übersichtlicher zu gestalten. „Wir werden auf diese Anregung hin Regale neu beschriften“, heißt es. Und immer wieder liest man dort: „Sprechen Sie uns an, wir helfen gerne weiter.“