Mannheim – Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz hatte es im zuständigen Bundestagsausschuss vorgeschlagen: Eine Initiative zur Begründung eines Netzwerks von 500 europäischen Städten, die mit ebenso vielen Städten der MENA (Middle East & North Africa“) Region Entwicklungspartnerschaften eingehen. Die Stadt Mannheim plant eine solche Entwicklungspartnerschaft mit der türkischen Stadt Kilis.
Im Rahmen eines bilateralen Projekts soll zukünftig die berufliche Bildung von syrischen Flüchtlingen gefördert werden. Der Impuls für eine Kooperation speziell mit der Stadt Kilis ging auf Basis von persönlichen Kontakten vom Arbeitskreis Islamischer Gemeinden in Mannheim (AKIG) aus. Finanziert werden soll das Projekt aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Förderung beruflicher Bildung als Hilfe zur Selbsthilfe
In Kilis soll in den nächsten ein bis zwei Jahren ein multifunktionaler Lern- und Begegnungsort entstehen. Die Stadt Mannheim will ihre Fachexpertise in didaktischer, integrations- und wirtschaftspolitischer sowie in baulicher Hinsicht dabei einbringen und vor allem auch das nötige Verwaltungswissen vermitteln, damit das Projekt- nach einer „Anschubphase“ mit Unterstützung durch die Stadt Mannheim, dann in Kilis mit entsprechend geschulten Mitarbeitern problemlos weitergeführt werden kann.
Mit den Mitteln aus dem Projekt soll dazu in einem ersten Schritt ein stark sanierungsbedürftiges Gebäude komplett renoviert werden. Dort sollen dann nach Fertigstellung unter anderem syrische Flüchtlingsfrauen einfache, aber auf dem Markt gesuchte, Berufe und die türkische Sprache lernen, während ihre Kinder – falls notwendig auch psychologisch – betreut werden. So könnten die Frauen ihren Lebensunterhalt in Kilis selbst verdienen oder sich sogar eine Existenz aufbauen.
„Die Städte sind zentrale Akteure für die großen globalen Fragen. Am unmittelbarsten ist das im Umgang mit Flüchtlingen spürbar. In den Gebieten, aus denen Menschen flüchten und in den Gebieten, in denen Flüchtende als erstes Aufnahme finden, muss deshalb praktisch etwas getan werden. Die Stadt Mannheim geht sowohl mit ihrem Kooperationsprojekt zur Stadtentwässerung und zur wirtschaftlichen Entwicklung im palästinensischen Hebron als auch mit diesem neuen Projekt in Kilis mit gutem Beispiel voran“, erläutert Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz.
Im März 2017 war eine kleine Mannheimer Delegation mit Vertretern aus der Verwaltung und aus der Zivilgesellschaft in die Türkei gereist, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen und erste Gespräche mit der Stadt Kilis aber auch mit den entsprechenden Ministerien in Ankara zu führen. Vom 2. bis zum 7. Mai 2017 wird eine Delegation der Stadt Kilis in Mannheim erwartet. Es sollen nicht nur thematische Workshops durchgeführt werden, wobei auch die Mannheimer Berufsschulen eingebunden werden. Das Kilis-Projekt wird auch im Rahmen einer Gesprächsrunde am 06. Mai am Stand der Stadt Mannheim auf dem Maimarkt vorgestellt.
Kilis – eine „Stadt der Flüchtlinge“.
Die Stadt Kilis befindet sich in unmittelbarer Grenznähe zu Syrien. Bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien war Kilis nach eigenen Angaben eine mittelgroße, ruhige Stadt mit rund 90.000 Einwohnern. In der Folge begann ein Exodus syrischer Flüchtlinge. Heute leben in Kilis 129.000 Flüchtlinge, die von der Stadtverwaltung als „Gäste“ bezeichnet werden.
Die Stadt Kilis stellt diese Situation vor große soziale und ökonomische Herausforderungen. Dennoch ist es das erklärte Ziel der Stadt, den Flüchtlingen eine ökonomische Perspektive zu bieten, sodass sie in Kilis bleiben können.