Kaiserslautern – Seit Montag, 9. November 2015, gibt es eine neue Initiative, die sich für die Bedürfnisse und besonderen Bedarfe von Flüchtlingsfrauen einsetzt, die in Kaiserslautern angekommen sind und entweder in den Flüchtlingsunterkünften oder auch in Wohnungen leben.
Initiatorinnen des „Frauen für Flüchtlingsfrauen“ genannten Netzwerkes sind die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Marlene Isenmann-Emser, sowie Pfarrerin Claudia Kettering von der Frauenarbeit der Evangelischen Kirche der Pfalz. Zu den Mitgliedern, die sich sowohl ehrenamtlich als auch hauptamtlich in verschiedenen Institutionen und Organisationen mit der Situation der Flüchtlingsfrauen beschäftigen, zählen neben deutschen Frauen auch Migrantinnen.
„Anlass zur Gründung des Netzwerks war erstens die Erkenntnis, dass Flüchtlingsfrauen, darunter natürlich auch Kinder, besondere Schutzräume brauchen“,
berichten die Gründerinnen. Einer – in Äthiopien geborenen – engagierten Ehrenamtlichen sei in der Betreuung einiger Flüchtlingsfrauen aufgefallen, wie sich diese im Beisein von Fremden verschließen. Vielen der Frauen fällt es schwer, die eigenen Erfahrungen, Wünsche und Standpunkte im Beisein von Männern – und seien es Dolmetscher oder Mitarbeiter – zu artikulieren. Sie habe daraufhin zunächst den Kontakt mit Pfarrerin Kettering gesucht. Im Gespräch mit Marlene Isenmann-Emser sei sehr schnell deutlich geworden, dass die Situation der geflüchteten Frauen in vielerlei Hinsicht noch der Verbesserung bedürfe. Daraufhin wurde in kürzester Zeit das Netzwerk gegründet.
„Frauen, vor allem aber auch Migrantinnen, die selbst Fluchterfahrungen haben, haben dieses Wissen um die besonderen Schutzbedürfnisse von Frauen. Gemeinsam können deutsche und ausländische Frauen in diesem Kontext ihre Erfahrungen und ihre Hilfen anbieten“, so Isenmann-Emser und Kettering.
Zum Zweiten sei in den Gesprächen auch deutlich geworden, dass die geflüchteten Frauen und Männer auch Unterstützung darin brauchen, mit den sich verändernden Geschlechterrollen umzugehen.
„Wenn die primären Bedürfnisse nach Sicherheit und einem „Dach über dem Kopf“ gestillt sind, werden gerade bei den Flüchtlingsfrauen zuweilen Emanzipationsprozesse in Gang gesetzt, die für ihre Ehemänner und Familienangehörige womöglich inakzeptabel sind“,
so Isenmann-Emser. Die professionellen Helferinnen und Helfer seien oftmals durch die Aufgabe ausgelastet, die praktischen Dinge der Asylsuchenden zu organisieren. Es bleibe aber die Herausforderung, die Integration in eine demokratische Gesellschaft, in der Frauen und Männer gleichberechtigt und unterschiedliche sexuelle Identitäten anerkannt sind, zu ermöglichen und zu erleichtern.
„Dazu müssen insbesondere Flüchtlingsfrauen über ihre Rechte aufgeklärt werden. Beide Geschlechter müssen wissen, dass Gewalt in jeder Form, gegen Männer, Frauen, Kinder oder Jugendliche, geahndet wird.“
Notwendig seien geschlechtersensible ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende und eine gute Kommunikation untereinander für eine Freiheit und Integration ermöglichende Begleitung von Flüchtlingen. „Es ist Aufgabe aller Menschen, die eigenen Erfahrungen und Kompetenzen, aber auch die eigenen Bedürfnisse von Frauen zu erkennen und entsprechend verantwortungsbewusst zu handeln“, so die Initiatorinnen.
Das Netzwerk freut sich auf weitere Partnerinnen, damit die Hilfen für Flüchtlingsfrauen koordiniert werden können, die sich gerne bei Frau Marlene Isenmann-Emser oder Pfarrerin Claudia Kettering von der Evangelischen Arbeitsstelle für Bildung und Gesellschaft melden können:
marlene.isenmann-emser@kaiserslautern.de; 0631 365-2350
claudia.kettering@evkirchepfalz.de; 0631 3642233