Kaiserslautern – Nach den Schwerpunkten auf Mahler und Schubert in der Konzertsaison 2015/16 und Brahms und Schumann in der aktuellen steht mit Beethoven ein weiterer Komponist des Kernrepertoires im Mittelpunkt der kommenden Saison.
In der Konzertsaison 2017/18 werden alle neun Symphonien erklingen, jedes der drei Partnerorchester hat drei übernommen. Dazu stehen etliche weitere wichtige Werke Beethovens auf dem Programm. Hinzu kommt ein Schwerpunkt mit Werken, die kirchliche und religiöse Bezüge aufweisen und im Zusammenhang mit den Jubiläen der Reformation und der Kirchenunion stehen. Eine ganze Reihe von Spitzeninterpreten wird dabei wieder in der Fruchthalle zu erleben sein.
Die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern eröffnet die Saison unter der Leitung ihres neuen Chefdirigenten Pietari Inkinen, für den dies das erste Konzert überhaupt in seiner neuen Funktion ist. Er wird Beethovens 4. Sinfonie interpretieren, dazu Alban Bergs berühmtes Violinkonzert, dem Requiem für die Tochter von Alma Mahler-Werfel mit der Geigerin Carolin Widmann als Solistin, und eine Uraufführung seines Landsmannes Rautavaara, der sich in seinem Werk oft mit dem Thema „Engel“ beschäftigt hat. Beethovens berühmter Liedzyklus „An die ferne Geliebte“, der den Beginn seines Spätwerkes markiert, wird gemeinsam mit Schuberts letztem Zyklus „Schwanengesang“ im ersten Kammerkonzert erklingen, gesungen von dem international profilierten Bariton Roman Trekel.
Die nächsten beiden Sinfoniekonzerte markieren dann kirchliche Bezüge mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und Messiaens „Les Offrandes oubliées“ (Die vergessenen Gaben Gottes), einem „orchestralen Triptychon“, dazu Mendelssohns „Reformations-Sinfonie“. Der berühmte Oboist Albrecht Mayer wird Ravels „Tombeau de Couperin“ in einer eigenen Bearbeitung spielen. Das Orchester des Pfalztheaters wird unter dem aus Kaiserslautern stammenden Dirigenten Daniel Huppert, jetzt Generalmusikdirektor am Mecklenburgischen Staatstheater, Mahlers „Auferstehungssinfonie“ zu Gehör bringen, mit Rautavaaras romantisch-mystischem „Lintukoto (Insel der Glückseligkeit)“ und Bruchs berühmtes Violinkonzert mit der Solistin Hyeyoon Park. Das zweite Kammerkonzert widmet sich dann ganz Beethoven, mit drei seiner bedeutendsten Klaviersonaten und dem Pianisten Sebastian Knauer, dazu eine Lesung von Hannelore Elsner mit Texten von Bettina von Arnim, die eine intensive Beziehung mit Beethoven verband.
Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens wird mit der Staatsphilharmonie mit Beethovens 1. Sinfonie in C-Dur, Haydns später C-Dur-Sinfonie und Ravels Klavierkonzert klassische Formen interpretieren, mit dem profilierten und originellen Pianisten Tzimon Barto als Solisten. Das renommierte Ensemble l’arte del mondo bringt mit der chilenischen Sopranistin Stephanie Elliott im Dezember barocke Weihnachtsmusik aus dem berühmten „Sacro Convento di San Francesco“ aus Assisi zum Klingen.
Das Silvesterkonzert mit der Deutschen Radio Philharmonie ist Märchenfantasien gewidmet und Chefdirigent Inkinen wird es selbst leiten. Das biblische Thema der Suche nach dem Paradies prägt ein Kammerkonzert mit dem internationalen Top-Geiger Daniel Hope, mit einer thematischen Lesung des bekannten Schauspielers Sebastian Koch. Generalmusikdirektor Andreas Hotz aus Osnabrück, früher am Pfalztheater tätig, wird mit dem Chor und Orchester des Pfalztheaters im Januar Beethovens 9. interpretieren, gemeinsam mit der Uraufführung eines Kompositionsauftrags der Stadt Kaiserslautern an Marc-Aurel Floros für eine Orchesterfantasie über Martin Luther.
Mit dem Artemis Quartett kommt eines der besten Kammermusik-Ensembles der Welt in die Fruchthalle, mit Streichquartetten von Mozart und Bartok. Die Deutsche Radio Philharmonie wird mit Hindemiths „Nobilissima Visione“ Franz von Assisi musikalisch beleuchten, dazu Barbers Violinkonzert mit dem spannenden Solisten Nemanja Radulovic und Beethovens 2. Sinfonie aufführen. Das Trio Bamberg um den renommierten Cellisten Alexander Hülshoff wird im Kammerkonzert Beethovens „Erzherzog-Trio“ sowie Tschaikowski und Paul Ben-Haim spielen, letzterer war einer der führenden israelischen Komponisten und durch jüdische und arabische Lieder beeinflusst. „Wien pur“ gibt es mit der Deutschen Staatsphilharmonie und Beethovens 7. und 8. Sinfonie gemeinsam mit dem Trompetenkonzert des hochinteressanten, von der Romantik wie von der Popmusik beeinflussten Wiener Komponisten HK Gruber.
Ein herausragendes, ganz besonderes Sinfoniekonzert erklingt im April mit Generalmusikdirektor Uwe Sandner sowie Chor und Orchester des Pfalztheaters, sozusagen im Vorgriff auf das große Beethoven-Jahr 2020. Vor 210 Jahren, am 22. Dezember 1808, fand im berühmten Theater an der Wien ein langes und einzigartiges Konzert nur mit Werken Beethovens statt. Die Klavier-Soloparts spielte Beethoven damals noch selbst, einschließlich einer Improvisation, zum letzten Mal in seinem Leben vor seiner vollständigen Ertaubung. Das Orchester bestand aus Profis und Amateuren und muss zum Komponisten ein nicht ganz einfaches Verhältnis gehabt haben. Erstmals erklangen als Uraufführung die berühmten „Schicksals“- und „Pastorale“-Sinfonien, ebenso wie sein 4. Klavierkonzert und die Chorfantasie, die diesem Akademiekonzert ein glanzvolles Ende setzen sollte und Bezüge zur neunten Sinfonie aufweist. Außerdem erklingen das Gloria und das Sanctus aus der C-Dur-Messe. Es hat wohl bis heute niemals in der Musikgeschichte ein Konzert von dieser Bedeutung gegeben, mit der Uraufführung so gewichtiger Werke nur eines Komponisten. Dieses Konzert hat Überlänge und zwei Pausen, in denen Wiener Spezialitäten angeboten werden sollen.
Die menschliche Stimme steht dann im Mittelpunkt eines Kammerkonzertes des Calmus Ensembles mit weltlichen und geistlichen Werken von Reger, Distler, Brahms, Wolf und anderen, zu denen Elke Heidenreich „Nachtgedanken“ von Eichendorff, Goethe, Proust oder auch von sich selbst lesen wird. Der herausragende Pianist Fazil Say spielt im Mai Werke von Beethoven, Chopin, Satie und eine eigene Komposition zu den Vorgängen im Istanbuler Gezi Park, ein Kammerkonzert in Kooperation mit der Villa Musica. Der große Beethoven-Zyklus findet seinen Abschluss im Juni mit der „Eroica“, dazu bietet die Deutsche Radio Philharmonie Mendelssohns 2. Klavierkonzert und Schubert, mit dem profilierten Wiener Dirigenten Martin Haselböck und Ronald Brautigam am Flügel.
Hinzu kommen wieder fünf Konzerte à la carte mit der Deutschen Radio Philharmonie im Studio des SWR, fünf Konzerte „Sonntags um 5“, die erfolgreiche Reihe der Jazzbühne wird auf fünf Konzerte erweitert und wieder hochinteressante musikalische Begegnungen bieten, unter anderem mit Stefan Flesch oder auch mit Jazzern aus Nato-Formationen. In den „Konzerten außer der Reihe“ kommt zum Beispiel nach dem großen Erfolg von Gisela João im Herbst 2015 in Kooperation mit der ZukunftsRegion Westpfalz der Fado-Star Mafalda Arnauth aus Lissabon, die Band Vanden Plas wird ihre erfolgreiche „Blutnacht“ konzertant aufführen, der Klassische Chor der TU Brahms‘ Requiem und Schuberts Unvollendete in die Fruchthalle bringen.
Das Angebot für Kinder, Schulen und Familien wird ausgeweitet. So wird die Deutsche Staatsphilharmonie ein „Krabbelkonzert“ spielen und Uwe Sandner mit dem Orchester des Pfalztheaters in Kooperation mit jungen Musikerinnen und Musikern von den Musikschulen in Kaiserslautern und Kusel „Bilder einer Ausstellung“ einstudieren. Hinzu kommen einige Aktivitäten der „Jugendkulturmeile“, so eine Buchausstellung der Stadtbibliothek zum Familienkonzert mit dem „Karneval der Tiere“ und eine Malaktion zum Schulkonzert mit den „Bildern einer Ausstellung“. Es gibt wieder die traditionellen Freundschafts- und Weihnachtskonzerte mit der U.S. Army in Europe Band & Chorus und der USAFE Band, die in der vergangenen Saison erfolgreich eingeführten musikalisch-literarischen Soiréen in der Scheune des Theodor-Zink-Museums und in Kooperation mit der Volkshochschule eine neue Reihe mit Musikerinnen und Musikern der regionalen freien Szene in der Friedenskapelle. In Kooperation mit dem Lautrer Lichtkünstler Ingo Bracke und der Apostelkirche findet dort ein Projekt zum Reformationsjubiläum statt. Im Stadtmuseum gibt es zur Reformation ab dem 2. September eine große Ausstellung und ab Ende November in Kooperation mit dem Beethoven-Haus Bonn eine kleinere Beethoven-Ausstellung. Hinzu kommen zwei Konzerte im Casino der Volksbank, dem langjährigen Partner des Kulturreferates.
Insgesamt bieten die traditionsreichen Konzerte der Stadt Kaiserslautern in der kommenden Saison 2017/18 59 Veranstaltungen. Es gibt die inhaltlichen Schwerpunkte auf Beethoven und Werke, die im weiteren Sinn durch das Reformations- und Kirchenunionsjubiläum angeregt sind und Bezüge zu kirchlichen und religiösen Themen aufweisen. Zur Reformation in der Pfalz wird zudem das Stadtmuseum am 2. September eine große Ausstellung eröffnen, Ende November kommt noch in Kooperation mit dem Beethoven-Haus Bonn eine kleinere Ausstellung zu diesem Komponisten hinzu. In der Fruchthalle treten neben den drei festen Partnerorchestern internationale Topkünstler auf wie Fazil Say, Daniel Hope, Sebastian Knauer, Carolin Widmann, Albrecht Mayer, Hyeyoon Park, Tzimon Barto, Roman Trekel, das Artemis Quartett, das Calmus Ensemble, l’arte del mondo, Hannelore Elsner, Sebastian Koch und auch Elke Heidenreich. Stilistisch werden alle Epochen vom Barock über Klassik und Romantik bis zur Moderne und auch zu zeitgenössischen Werken mit Ur- und Erstaufführungen abgedeckt. Damit möchte das Kulturreferat dem Qualitätsanspruch seines Publikums gerecht werden.
„Das neue Konzertprogramm hat ein klares Profil und besticht durch seine hohe Qualität. Ich bin zuversichtlich, dass auf dieser Grundlage der positive Trend der letzten Jahre fortgesetzt werden kann und möchte dafür allen unseren Partnern, Unterstützern und dem Team des Kulturreferates danken. Unser Publikum kann sich wieder auf wundervolle Konzerterlebnisse mit vielen internationalen Spitzenkünstlern in unsere Fruchthalle freuen“, so Bürgermeisterin Dr. Susanne Wimmer-Leonhardt. Kulturreferatsleiter Dr. Christoph Dammann zeigt sich auch zufrieden: „In unserer Konzertplanung möchten wir eine hohe Qualität erreichen. Unser Publikum in Kaiserslautern und der Region nimmt auch Konzertangebote in anderen Städten wahr, mit denen wir auf Augenhöhe arbeiten müssen.“ Die Qualität werde einmal durch die Auswahl der Werke und die Zusammenstellung der Programme erreicht. Hier sei die Mischung aus bekannten und wichtigen Werken des Kernrepertoires mit unbekannteren Werken und auch die Mischung der Stilepochen vom Barock bis hin zu zeitgenössischen Werken maßgeblich. „Dazu möchten wir thematische Schwerpunkte bilden, die eine Art „roten Faden“ durch die Saison und auch zwischen einzelnen Konzertreihen bilden, vor allem in den Sinfonie- und Kammerkonzerten“, so Dammann weiter. Die angestrebte Qualität werde auch gewährleistet durch die drei Partnerorchester sowie die Auswahl der Dirigenten, Solisten und Kammermusikensembles.