Grünstadt – „Die Zahl der Spendeorgane ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen“, weiß Udo Langenbacher, Verwaltungsdirektor am Kreiskrankenhaus Grünstadt. „Das Thema Organspende kann für jeden relevant werden. Mit dieser Ausstellung möchten wir darauf aufmerksam machen.“
Die Wanderausstellung „Herz verschenken“ wurde konzipiert von der Initiative Organspende Rheinland-Pfalz. Bilder des Hamburger Fotografen Michael Hagedorn zeigen die menschlichen Schicksale, die hinter den Statistiken von Organspendern, Transplantationen und Wartelisten stehen. Die Ausstellung besteht aus zwanzig Portraits von Menschen, die persönlich von dem Thema Organspende betroffen sind. Im Mai ist sie im Kreiskrankenhaus Grünstadt und im Kreishaus Bad Dürkheim zu sehen. Infomaterialien und Organspendeausweise zum Mitnehmen ergänzen die persönlichen Geschichten.
Explantation am Kreiskrankenhaus
Vor wenigen Wochen gab es im Kreiskrankenhaus selbst eine Explantation: Beide Nieren, die Leber und die Hornhäute konnten entnommen und erfolgreich in anderen deutschen Städten transplantiert werden. Vier Menschen haben sie erhalten – dank der bekannten Spendebereitschaft einer verstorbenen älteren Dame. „Sie hatte zwar keinen Organspendeausweis, aber ihre Angehörigen wussten, dass sie bereit war zu spenden“, sagt Oberarzt Dirk Ehrler. Seit 2010 ist er Transplantationsbeauftragter am Kreiskrankenhaus, zwei Fälle gab es seitdem in Grünstadt. Der letzte im März. „Voraussetzung für eine Spende ist der Hirntod. Um diesen einwandfrei festzustellen, wird ein strenges Protokoll eingehalten.“
Die Ausstellung möchte dazu anregen, über das Thema Organspende nachzudenken, mit Verwandten und Vertrauten über das Thema zu reden und einen Organspendeausweis auszufüllen. „Mit diesem Ausweis kann man sich auch gegen eine Spende oder nur für die Spende bestimmter Organe entscheiden. Man nimmt damit die Last der Entscheidung von den Angehörigen, die sonst im Sterbefall gefragt werden, was der Verstorbene gewollt hätte“, so Ehrler.
Rund 450 Menschen in Rheinland-Pfalz stehen auf der Warteliste für ein Spenderorgan, in ganz Deutschland sind es über 10.000. Jeden Tag sterben durchschnittlich drei Patienten, weil sie nicht rechtzeitig ein Organ erhalten konnten. Es sei daher wichtig, dass sich jeder überlege, ob er dazu bereit wäre, sagt Dr. Andreas Bernhardt, Chefarzt Anästhesie und Intensivmedizin am Kreiskrankenhaus. „Das Alter spielt dabei kaum eine Rolle. Auch viele ältere Patienten brauchen Organe, die sie von etwa Gleichaltrigen erhalten können“, erklärt er.
Höchstpersönliche Entscheidung
„Am Ende ist es jedoch eine höchstpersönliche Entscheidung, die jeder für sich treffen muss. Wir möchten dafür das Bewusstsein schärfen, damit man sich bewusst eine Meinung bilden kann. Sodass die Chance nicht verstreicht“, sagt Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld. Die Ausstellung sei daher an zwei stark frequentierten Orten aufgebaut worden, im Foyer des Kreishauses in Bad Dürkheim und im Eingangsbereich des Kreiskrankenhauses in Grünstadt. Dort ist sie noch bis 31. Mai zu sehen.
Gezeigt werden persönliche Geschichten: Eine der Portraitierten ist Alexandra Winter aus Mainz. Die junge Frau erhielt ein neues Herz, weil eine Herzmuskelentzündung ihr Leben bedrohte. Sie hatte Glück, denn ein geeignetes Spenderherz konnte gefunden werden, bevor es zu spät war. Alexandra Winter führt heute ein unbeschwertes Leben als Studentin – die Organspende hat ihr die Chance auf ein zweites Leben geschenkt. Ihr Bild ziert das Titelblatt der Begleitbroschüre zur Ausstellung und steht stellvertretend für alle, die sich zur Mitarbeit an dem Projekt bereit erklärt haben: Neben Organempfängern sind dies Angehörige von Organspendern, Patienten, die noch auf ein Organ warten sowie Menschen, die beruflich mit dem Thema befasst sind.
Die Wanderausstellung „Herz verschenken“ wurde von der Initiative Organspende Rheinland-Pfalz unter Federführung der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) realisiert. Sie wurde ermöglicht durch die Unterstützung des Gesundheitsministeriums, verschiedener Krankenkassen, der Deutschen Stiftung Organtransplantation sowie des Paritätischen Landesverband Rheinland-Pfalz/Saarland e.V.