Lorsch – Wer weiß noch wie das war? Als die Völkergemeinschaft des heutigen Europa schier unüberbrückbar durch die Gräben getrennt war, die die beiden Weltkriege aufgerissen hatten? Die Bevölkerung in den 50er und auch noch in den 60er Jahren hatte durch eigene, leidvolle Erfahrungen erlebt, wohin Unkenntnisse und gegenseitige Vorurteile führen, wenn sie durch Kriegstreiber geschürt werden.
„Nie wieder Krieg!“ Das war nicht nur ein Schlagwort, sondern ein tief empfundener Wunsch nach dauerhaftem Frieden, ein Vorsatz den wahrzumachen viele europäische Bürgerinnen und Bürger helfen wollten. In Lorsch führte dieser Friedenswunsch 1967 zu einer Partnerschaft mit der französischen Stadt Le Coteau. Man wollte zu den Menschen der französischen Nation Freundesbande knüpfen – denn mit einem Freund fange ich keinen Krieg an. Vielmehr habe ich gemeinsame Ziele, Interessen und schließlich schöne Erlebnisse und Erinnerungen.
Mit diesem Schritt folgte man der Anregung des schon 1951 gegründeten Rates der Gemeinden Europas. Vier Jahre dauerte es vom ersten Lorscher Gemeindebeschluss bis zur offiziellen Verschwisterung. Viele Architekten und Zeitzeugen dieses Entschlusses und seiner Umsetzung leben heute schon nicht mehr. Vom 24. bis zum 27. Juni 1067 war es soweit: Man feierten die Verschwisterung in Lorsch. Deshalb begehen die beiden Schwesterstädte in diesem Jahr das 50jährige Jubiläum dieser Städtefreundschaft und auch dieses Fest findet an der Bergstraße statt vom 25. – 28. Mai. Erwartet werden insgesamt etwa 110 Gäste.
Neben vielen privaten Freundschaften hat sich zur Pflege des Verständigungsgedankens der Partnerschaftsverein gegründet. Und von vielen weiteren Vereinen hat sich die „bessere gegenseitige Verständigung und das lebedinge Gefühl der europäischen Brüderlichkeit“ einer ganz besonders und von Anfang an auf die Fahnengeschrieben: Die Turnvereinigung Lorsch.
Gemeinsam mit der Tvgg und dem Partnerschaftsverein plant und organsiert deshalb die Stadtverwaltung schon seit vielen Monaten die Jubiläumsfeierlichkeiten. Zu diesen sind ebenfalls Vertreter aller weiteren Schwester- bzw. Partnerstädte eingeladen. Ein Höhepunkt wird die öffentliche akademische Feier mit Erneuerung der Freundschaft-Charta mit Le Coteau sein. Doch die breite Öffentlichkeit wird sich wohl vor allem für die Kundgebung im Stile des Pulse of Europe interessieren. Vor der Königshalle werden am Samstag, dem 27. Mai um 12 Uhr, Bürgerinnen und Bürger aus beiden Städten Gelegenheit haben zu sagen, warum sie diese Städtefreundschaft und der europäische Gedanke begeistert. „Wir werden außerdem gemeinsam ein europäisches Herz formen und die Europahymne singen. Und für jedermann, der dazu stößt und dabei ist, gibt es Apfelwein oder Apfelsaft, um auf unsere regionale Art auf unseren Kontinent anzustoßen“, so die Organisatoren. „Wir wollen anlässlich einer 50jährigen Städtefreundschaft ein pulsierendes, modernes und herzliches Zeichen unserer internationalen Verbundenheit setzen und laden alle ein, dabei zu sein.“
Info-Kasten
Aus Anlass der 50jährigen Verschwisterung von Le Coteau und Lorsch findet am Samstag, dem 27. Mai um 10 Uhr eine akademische Feier in der Nibelungenhalle statt. Um 12 Uhr gibt es eine Kundgebung vor der Königshalle. Diese ist an die Initiative des Pulse of Europe angelehnt, nach dessen Anregung aktuell in 120 europäischen Städten jeden Sonntag die Bevölkerung zusammenkommt, um für Europa zu demonstrieren. Dabei haben keine Funktionsträger, sondern nur Bürgerinnen du Bürger das Wort. Jedermann ist zu eine solchen Kundgebung anlässlich der 50jährigen Verschwisterung zwischen Le Coteau und Lorsch am 27. Mai 2017 um 12 Uhr an der Königshalle sehr herzlich eingeladen.