Darmstadt, Aachen (ots) – Unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Darmstadt führten heute gemeinsame Ermittlungen des Hauptzollamts Aachen, des Polizeipräsidiums Südhessen und der Steuerfahndungsstellen im Raum Frankfurt und Wiesbaden zu 11 Festnahmen im Rhein-Main-Gebiet.
Die Ermittlungsgruppe „Comeback“ von Zoll, der Polizei, der Steuerfahndung und der Staatsanwaltschaft Darmstadt hat in den frühen Morgenstunden in einer groß angelegten Aktion zeitgleich 11 Haftbefehle vollstreckt und 51 Wohnungen und Geschäftsräume verdächtiger Firmen in Südhessen, im Raum Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden durchsucht. Darüber hinaus wurden weitere 13 Beschuldigte einer erkennungsdienstlichen Behandlung zugeführt. Bei diesen Maßnahmen konzentrierten sich die 400 Einsatzbeamten auf eine 23-köpfige Tätergruppe, die dem Bereich der organisierten Schwarzarbeit im Baugewerbe zuzuordnen ist.
Einigen der festgenommen Personen wird vorgeworfen, mindestens 8 sogenannte „Servicefirmen“ betrieben zu haben, um ihren „Kunden“ aus dem Baugewerbe systematisch Beihilfe zum Sozialversicherungsbetrug und zur Steuerhinterziehung zu leisten. Hierbei sollen sie vorgetäuscht haben, ihre Unternehmen seien als reguläre Nachunternehmer in einer Subunternehmerkette für die Ausführung von Bauleistungen verantwortlich gewesen. Tatsächlich war dies aber nicht der Fall, da die Firmen keine Bauleistungen ausgeführt haben. Die „Servicefirmen“ dienten lediglich dazu, überwiesenes Geld unter Abzug einer Provision an die Auftraggeber zurückzugeben, um so Schwarzgeld zu generieren. Darüber hinaus wurden die Provisionsgewinne ebenfalls der Steuer vorenthalten.
Bei den weiteren festgenommen Personen handelt es sich um im Baugewerbe tätige Unternehmer. Diese sind verdächtig, sich auf die beschriebene Weise mit mehr als 12 Millionen Euro Schwarzgeld versorgt und den größten Teil davon an ihre Beschäftigten „schwarz“ ausgezahlt zu haben, um Sozialversicherungs- und Sozialkassenbeiträge sowie Steuern zu sparen. Der hierdurch entstandene Schaden wird auf 8,5 Millionen Euro geschätzt.
Bei den Durchsuchungen stellten die Einsatzkräfte Bargeld in Höhe von mehr als 200.000 Euro sicher. Zur Sicherung der Schäden wurden durch die Staatsanwaltschaft und spezialisierten Finanzermittlern des Zolls über einhundert Konten „eingefroren“. Daneben beschlagnahmten sie Geschäftsunterlagen, Aufzeichnungen und Datenträger, deren Auswertung durch die Spezialkräfte des Zolls für IT-Forensik erfolgt.
Bei der Durchsuchungsaktion wurden außerdem eine Reihe von teilweise durchgeladenen scharfen Schusswaffen, Munition und nach dem Waffengesetz verbotene Gegenstände aufgefunden.