Mainz – Arthrose, die weltweit häufigste Gelenkerkrankung, gilt bislang als nicht heilbar. Allenfalls mit Hilfe symptomatischer Therapien lassen sich die Schmerzen lindern.
Ein innovatives therapeutisches Konzept zur Behandlung von Arthrose zu entwickeln, ist das Ziel eines neuen Forschungsprojekts von Univ.-Prof. Dr. Werner E.G. Müller, das der Europäische Forschungsrat (ERC) für die Dauer von 18 Monaten mit einem mit 150.000 Euro dotierten ERC Proof-of-Concept Grant fördert. Konkret will der Mainzer Molekularbiologe ein innovatives Material herstellen, das sowohl injizierbar als auch implantierbar ist und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern soll.
Der Arthrose liegt ein Abbau des Gelenkknorpels zugrunde, der zu einem massiven Gelenkverschleiß führt. Die Folgen sind Schmerzen, eine zunehmende Steifigkeit und Bewegungseinschränkungen. In der Europäischen Union sind über 70 Millionen Menschen von Arthrose betroffen. Zur Behandlung dieser Gelenkerkrankung kommen lediglich symptomatische Therapien zum Einsatz. Eine weitere Möglichkeit ist der operative Gelenkersatz.
In seinem Forschungsprojekt „ArthroDUR – Bifunktionelles und regenerativ aktives Biomaterial – Suche nach einer ultimativen Lösung zur Behandlung der Osteoarthrose“ verfolgt Prof. Müller eine duale Strategie. Zunächst will er ein Präparat erzeugen, das sich in die Gelenkflüssigkeit injizieren lässt und dort vorkommende Knochensplitter löst und auf diese Weise Schmerzen lindert. Dieses Präparat wird sich aus den beiden Polymeren Biosilica und Polyphosphat (PolyP) zusammensetzen.
„Während Biosilica sich regenerativ auf Bindegewebszellen auswirkt – wie ich in einem vorangegangenen ERC-Forschungsprojekt bereits zeigen konnte –, verstärkt das in Blutplättchen vorkommende PolyP diesen Effekt überraschenderweise noch. PolyP wirkt als ein ´metabolischer Brennstoff´ für die Synthese der Materialien des Skelett- und Knorpelgewebes“,
erklärt Prof. Müller. Darüber hinaus will der Molekularbiologe aus Biosilica und PolyP Implantate entwickeln, die eine Reparatur des geschädigten Knorpels ermöglichen.
„Nachdem der Europäische Forschungsrat ihm im Jahr 2010 einen ERC Advanced Grant und in 2013 und 2015 jeweils einen ERC Proof-of-Concept Grant verliehen hat, wird Prof. Müller jetzt erneut ein ERC Proof-of-Concept Grant zuteil. Dass es ihm erneut gelungen ist, die höchst angesehenste Forschungsförderung der EU zu bekommen, zeigt, dass er zu den herausragenden Forscherpersönlichkeiten auf den Gebieten Molekularbiologie und Materialforschung zählt“,
so der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann.