Walldorf – Wie bisher wird diese dritte Stelle am Schulzentrum über die Kooperation mit dem IB Internationalen Bund besetzt werden. Der Gemeinderat befürwortete den von den Schulleitern Gerald Kiefer (Gymnasium) und Helmut Hibschenberger (Theodor-Heuss-Realschule) im April dieses Jahres gestellten Antrag in seiner Sitzung am 16. Mai 2017 einstimmig. Bereits in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats am 25. April, als der Sozialbericht 2016/2017 vorgestellt wurde, hatten sich die Sprecherinnen und Sprecher der Fraktionen für eine Ausweitung der Schulsozialarbeit am Schulzentrum, das rund 1.930 Schülerinnen und Schüler besuchen, ausgesprochen (siehe „Walldorfer Rundschau“ Nr. 18 vom 6. Mai 2017).
Wie Erster Beigeordneter Otto Steinmann am 16. Mai erklärte, sei die Schulsozialarbeit „nicht mehr wegzudenken“. Tatsächlich sei das Schulzentrum gegenüber den anderen Walldorfer Schulen mit 3,99 Stunden Schulsozialarbeit pro einhundert Schülerinnen und Schüler und Woche „unterrepräsentiert“, resümierte er. Zum Vergleich: An der Schillerschule stehen 9 Stunden, an der Waldschule 13 Stunden und an der Sambuga-Schule 48 Stunden je 100 Schüler/innen pro Woche zur Verfügung. Die Erfahrung in der bisherigen Schulsozialarbeit am Schulzentrum hat gezeigt, dass nicht nur die Fallzahlen zugenommen haben, sondern dass es vor allem eine Verdichtung hin zu intensiver zu betreuenden Schülerinnen und Schülern gegeben hat.
Gesamtgesellschaftliches Problem
Stadträtin Hannelore Blattmann (CDU) sah „Abhilfe als dringend nötig“ an angesichts der „drastisch gestiegenen Fallzahlen“. Jeder Euro für die Schulsozialarbeit sei gut angelegt, um Schlimmeres aufzuhalten. Sie erwähnte auch, dass man nichts dagegen habe, wenn die Stelle noch vor dem neuen Schuljahr besetzt würde. Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) zeigte sich „froh darüber, dass Walldorf sich das leisten kann“. Es reiche aber nicht aus, wenn nur reiche Städte sich das leisten könnten, meinte sie, und plädierte dafür, dass Schulsozialarbeit „fest im Curriculum verankert“ sein sollte, denn das „Problem ziehe sich durch alle Schulen durch“. Walter Hecker (Bündnis 90/Die Grünen) wusste aus eigener Erfahrung als Berufsschullehrer zu berichten, dass Schulsozialarbeit „sehr gute Arbeit“ leiste und viele Probleme gelöst habe. Man müsse vorbeugen, denn es handle sich hier um ein gesellschaftliches Problem, so Hecker, der bedauerte, dass das Klassenlehrerprinzip aufgegeben worden sei. Auch Günter Lukey (FDP) lobte die Schulsozialarbeit als „niederschwelliges und früh einsetzendes Angebot“. Es diene der Stabilisierung der Schülerinnen und Schüler. Dass die Schulsozialarbeit immer weiter ausgeweitet werden müsse, bereitete ihm „Unbehagen“. Man brauche pädagogische Unterstützungssysteme wie in Skandinavien, regte Lukey an, der den Lehrer oder die Lehrerin als Teamplayer sah, der beispielsweise bei Rechtschreibeschwäche von Kindern von Logopäden unterstützt werden könne, wobei die Schulsozialarbeit immer ein „entscheidender Baustein“ bleibe. Kleine Schritte habe man damit schon getan. Bürgermeisterin Christiane Staab begrüßte das einheitliche Votum, machte aber deutlich, dass vor allem die Eltern die Erziehungsaufgabe übernehmen müssten. Die Schule allein könne die Probleme nicht lösen. Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen) pflichtete bei. „Wir sind eine Reparaturgesellschaft für Dinge, die in Binnenstrukturen entstanden sind“, meinte er. Werner Sauer (CDU), der selbst Schulrektor ist, ergänzte, dass es „kritisch werde“, wenn an der Schule der Part der Erziehung gegenüber der Bildung zu stark werde.