Mannheim – Im Bundesentscheid „Jugend musiziert“ vom 1. bis 8. Juni 2017 in Paderborn wird die Quadratestadt erneut stark vertreten sein, denn beim Landeswettbewerb erspielten sich 25 junge Künstler, davon 23 Schüler der Mannheimer Musikschule, die Fahrkarte für das Finale der Besten. Insgesamt gingen auf Landesebene 63 Preise nach Mannheim, allein 53 an Vertreter der Musikschule. „Doch völlig unabhängig von einem Preis haben alle Teilnehmer Mut und Ausdauer gezeigt, um punktgenau ihre persönliche Bestleistung abzurufen. Und darum geht es“, begrüßte Thomas Zelt für die Musikschulleitung zum öffentlichen Preisträgerkonzert am 18. Mai im Ernst-Toch-Saal der Musikschule.
Ein Auftritt ohne Jurywertung, der von den Finalisten jedoch gerne als Generalprobe für den Bundesentscheid genutzt wurde. Entsprechend konzentriert gingen die 23 Preisträger aus den Reihen der Musikschule in den Solokategorien Klavier und Gesang sowie im Ensemble für Streicher, Bläser und in Neuer Musik ans Werk. Turna Kilic gab mit „Yarim derdini ver bana“ eine Kostprobe der erstmals ausgetragenen Wertung für die Bağlama und untermalte die zarten Klänge der türkischen Langhalslaute ausdrucksvoll mit Gesang.
Ausdruck spielt auch in der Kategorie Neue Musik eine große Rolle. „Unser Auftritt lebt vom Kontakt mit dem Publikum und wie man ihn rüberbringt“, erzählen Felix Jendritza (13) und Aggelos Kamkinis (12). Als Gitarrenduo musizieren die beiden Gymnasiasten seit etwa zwei Jahren zusammen. Beim Preisträgerkonzert stellten sie „What is it like“ vor. Eine zeitgenössische Komposition von Stephan Marc Schneider, bei der kleine Bälle in Richtung Publikum geworfen werden. „Ein fachkundiges Publikum“, waren sich die Schüler aus der Klasse von Maximilian Mangold einig und wollten den Auftritt dazu nutzen, die Darbietung eines ihrer Wettbewerbsbeiträge für Paderborn noch einmal zu verfeinern. Obwohl bereits im letzten Jahr beim Landeswettbewerb mit einem Preis ausgezeichnet, ist es für Felix und Aggelos die erste Weiterleitung zum Bundeswettbewerb, da diese erst ab der Altersklasse III erfolgt.
Reichlich Wettbewerbserfahrung hat hingegen Sarah Hoffmann. Gerade hat die 17-Jährige ihr Abitur mit Bravour bestanden und so „ganz nebenbei“ zum wiederholten Male die Fahrkarte fürs Bundesfinale in der Solokategorie Klavier gelöst. Seit acht Jahren nimmt sie nun schon erfolgreich an „Jugend musiziert“ teil. „Und ich bin immer noch aufgeregt, aber von meiner Lehrerin Uschi Reifenberg habe ich gelernt, diese Aufregung positiv zu nutzen“, sagte Sarah nur wenige Minuten, bevor sie das Preisträgerkonzert mit ihrem Lieblingskomponisten Maurice Ravel und „Jeux d’eau“ eröffnete – und man hörte das Wasser förmlich tanzen. In der Solokategorie Gesang wird sich neben Ali Insan, gerade zwölf Jahre alt geworden und mit einer glockenhellen Stimme gesegnet, auch Letizia Genga (AG V) mit ihrem kraftvollen Sopran der Jury auf Bundesebene stellen. Wie alle anderen Wettbewerbsteilnehmer auch, hat sie sich ihre Stücke, darunter „Strahlender Mond“ aus der Feder von Eduard Künneke, selbst heraussuchen können, da das Regelwerk lediglich Vorgaben macht wie „Werke aus unterschiedlichen Epochen“, oder „stilistisch unterschiedliche Titel“. Das macht die Wettbewerbe auf allen Ebenen so abwechslungsreich und spannend. Auch davon bekommt man in den Preisträgerkonzerten stets einen guten Eindruck. Das Spektrum in diesem Jahr reichte von der Musik des beginnenden 18. Jahrhunderts bis ins Hier und Heute.
So hatte sich das Streicherensemble aus Marie Lehmann (Violine), Anna C. Dermatidis (Viola) und Carla Arndt (Violoncello) für das „Andantino op. 27/2“ als Kostprobe und damit eine lebhafte Komposition von Heinrich von Herzogenberg entschieden. Carla Arndt wird zudem in der Solokategorie Klavier am Bundesentscheid teilnehmen. Emily Isinger, ebenfalls Klaviersolistin, brachte mit Johann Sebastian Bach (Barock) und Franz Liszt (Romantik) zwei der berühmtesten Komponisten ihrer Zeit zu Gehör. Lisa Schramm (Flöte) und Samuel Schramm (Klarinette) wollen in der Ensemblekategorie Bläser in Paderborn unter anderem mit einer Komposition von Caspar Kummer punkten. Mit Lucia Enzmann, Rhea Juli und David Strüder wird dort ein weiteres Gitarrenensemble mit Neuer Musik vertreten sein. Auch sie stellten beim Preisträgerkonzert mit der „Toccata“ des zeitgenössischen Komponisten Jörg-Peter Mittmann unter Beweis, dass man mit einer Gitarre weitaus mehr anstellen kann, als ihre Saiten zu zupfen. Den Schlussakkord eines ebenso interessanten wie erfrischend kurzweiligen Abends setzten Till Stehr und Olimpia L. Musielak (beide Violine) zusammen mit Svenja Ballreich (Violoncello) und Cecilia Thien-Truc Ho (Viola) und dem I. Allegro aus dem Streichquartett Nr. 1 d-Moll des Spaniers Juan Crisostomo Arriaga.