Frankfurt – Für Oscar-Preisträger Hans Zimmer waren wohl die Begeisterungsstürme des Publikums im Frühjahr 2016, als er erstmals auf Konzertreise ging, Motivation genug, für eine Neuauflage. Am vergangenen Freitag (09.06.2017) gastierte der gebürtige Frankfurter in seiner Heimatstadt und begeisterte über 19.000 Besucher in der zum Konzertsaal umfunktionierten Sportarena.
Seit Anfang April ist er rings um die Welt unterwegs und erlebte ausverkaufte Arenen. Für Hans Zimmer war es ein Abenteuer, aus den Tiefen seines Studios hinaus live mit seiner Musik, seiner Band, Orchester und Chor vor seine Fans zu treten. Obwohl der Weltstar in den letzten Wochen zwar immer on Tour war, konnte man in Frankfurt keinen Funken Müdigkeit oder Erschöpfung erkennen. Eher unspektakulär betrat er die Bühne und stand im Rampenlicht. Nach und nach gesellten sich seine Musiker hinzu, als würde man gerade mal sich zum musizieren treffen. Und dann folgte ein fast dreistündiges Konzert, das es in sich hatte.
Musikalischer Hochgenuss in Perfektion
Zusammen mit seiner Band, Chor, Orchester, Solisten präsentierte der Künstler seine großen Welterfolge aus „Fluch der Karibik“, „The Dark Knight“, „Rain Man“, „Gladiator“, „The Da Vinci Code“, „Inception“, „König der Löwen“ und vielen weiteren Filmen. Bei „Gladiator“ wurde das Orchester durch die Sängerin Lisa Gerrad unterstützt, die bereits bei den Aufnahmen zu der Original Filmmusik mitwirkte. Zeitweise trug Hans Zimmer das Trikot der Frankfurter Eintacht, dass ihm zuvor Stadionchef Patrik Meyer und Axel Hellmann vom Vorstand von Bundesligisten Eintracht Frankfurt, überreichten.
Bei dem Konzert erlebten die Besucher hochmotivierte Musiker auf der Bühne, die sichtlich ihren Spaß hatten. Egal ob Solist, Backgroundmusiker oder Weltstar Hans Zimmer: Jeder war offenbar perfekt in seiner Rolle an den unterschiedlichsten Instrumenten. Gemeinsam formten sie einen unbeschreiblich zarten, aber auch manchmal gigantischen Sound, der sich in der Commerzbank Arena zu einem musikalischen Gewitter formierte. Klasse! Richtig gute Stimmung kam auf, als die Musik und ein Video eingespielt wurde, bei der Hans Zimmer in jungen Jahren beteiligt war: Für den Titel „Video Killed The Radio Star“ von der Gruppe Buggles setzte er eine runde Sonnenbrille auf und wurde am Bass von dem damaligen Mitbegründer der Band, Trevor Horn, unterstützt. Ein Ohrwurm der Popmusik aus den 1970er Jahren, der auch heute noch dem Publikum Begeisterung einhauchte. Bei der Filmmusik und Soundtrack von „Pirates oft the caribbean“ schien – zumindest im Kopfkino – Pirat Captain Jack Sparrow die Commerzbank zu entern.
Hans Zimmer war bisher 10 mal für den Grammy Award, 12 mal für den Golden Globe Award und 10 mal für einen Oscar nominiert. Für „The Lion King“ (König der Löwen) erhielt er 1995 eine Oscar Auszeichnung. Darüber hinaus erhielt er für andere Produktionen vier Grammy´s und zwei Golden Globes.
Das Frankfurter Publikum erlebte an diesem Abend ein musikalisches Spektakel, das an Einmaligkeit nicht zu übertreffen ist. Sehr einfühlsam gelang es den Musikern, das Stimmungsbild der Filme näher zu bringen. Immer wieder stellte Hans Zimmer seine Solisten in den Mittelpunkt, egal ob an der Klarinette, dem Cello oder der Gitarre. Hans Zimmer mittendrin und reiht sich in das Gesamtorchester ein. Den Filmmusikern gelang es bei jedem der Titel, eine schon fast unbändige Spannung zu erzeugen. Manchmal hatte man den Eindruck, jetzt müsse es doch bald zu Ende sein, doch es ging weiter: Die Musik erzeugte weiterhin Spannung, getrieben von unaufhörlichen Geigengezirpe und dem wahrlich zu spürendem Beben der Trommeln und Pauken. Und dann schaukelte sich die Musik hoch, es wurde fetzig, laut, der Chor stieg eher unbeachtet in das Geschehen ein und der perfekte Klangkörper war am eigenen Leib zu spüren. Filmmusik vom Allerfeinsten in der Commerzbank Arena. Auch wenn die „Ohrwürmer“ im zweiten Teil des Abends eher selten waren und man sich zwischendurch gewünscht hätte, auf der Leinwand eine Filmszene zu der Musik sehen zu können: Wer die Augen verschlossen hatte, tauchte in eine ganz andere Welt ein.
Die einzelnen Musiker zählen mit Sicherheit zu den Besten ihrer Gattung. Erwähnt sei beispielhaft der Schlagzeuger Satnam Ramgotra, der an seinem Instrument permanent am Werkeln war und es ordentlich scheppern ließ, und rings um ihn 80 hochkarätige Musiker und Sänger, die den unglaublichen Sound der Hollywood Musik ausmachen. Aber auch die perfekt inszenierten Lichteffekte waren sehr beeindruckend und gaben der Musik auch noch eine optische Spannung.
Hans Zimmer und seine unglaubliche lebendige Soundmaschinerie live zu erleben, ist ein musikalischer Höchstgenuss, den man erlebt haben muss.