Kaiserslautern: Die Energieagentur Rheinland-Pfalz hat heute den ersten Statusbericht zur Energiewende in Rheinland-Pfalz vorgestellt.
Er dokumentiert künftig alle zwei Jahre die Entwicklung der Energiewende in Rheinland-Pfalz. Neben statistischen Daten lässt der Bericht Akteure aus allen Regionen mit anschaulichen Projekten und Konzepten zu Wort kommen. Sie machen deutlich, dass Erneuerbare Energien inzwischen einen wichtigen Beitrag bei der regionalen Wertschöpfung und damit zur regionalen Daseinsvorsorge haben.
Der Statusbericht ist als Ergänzung zum bestehenden Online-Portal des Energieatlas Rheinland-Pfalz gedacht, in dem Kommunen, Unternehmen, Bürgergenossenschaften, Verbände und die Bürger Daten zu Strom und Wärme abrufen können. Der Energieatlas präsentiert über 200 Praxisprojekte, eigene Energieprojekte können darüber hinaus gemeldet werden. Kommunen erhalten auf Wunsch die auf ihre eigene Verwaltungseinheit bezogenen Daten zum Energiewende-Monitoring von der Energieagentur aufbereitet.
„Der erste Statusbericht der Energieagentur bestätigt: Die Energiewende im Land kommt voran und ist fest in der Region verankert“,
sagte Energiestaatssekretär Thomas Griese. Mit einem Anteil von 47 Prozent an der Stromerzeugung im Jahr 2016 spielen Sonne, Wind, Wasser und Biomasse bereits eine zentrale Rolle in der rheinland-pfälzischen Energieversorgung.
„Wir setzen auf die Energieversorgung der Zukunft: Erneuerbar, regional und kostengünstig. Die Energieagentur nimmt dabei eine zentrale Aufgabe wahr. Sie hat sich als Motor für innovative Projekte in den Kommunen bewährt“,
sagte Griese. Die Landesregierung wolle Rheinland-Pfalz bis 2050 weitgehend klimaneutral gestalten.
„Zur Umsetzung gehört es, regelmäßig zu überprüfen, wo wir mit der Energiewende im Land stehen“,
so Griese. Dazu liefere der Statusbericht Zahlen und Beispiele.
„Der Statusbericht zeigt ein sehr differenziertes Bild der Fortschritte der Energiewende in Rheinland-Pfalz. Zahlreiche positive Schritte und Entwicklungen sind dem Engagement von Verantwortlichen und Kümmerern zu verdanken“,
sagte der Geschäftsführer der Energieagentur Rheinland-Pfalz, Thomas Pensel.
„Der Bericht gibt die Möglichkeit, die Situation der Energiewende im Land für alle Regionen nachzuvollziehen und zu erfahren, wo die eigene Kommune mit ihren Aktivitäten steht“,
so Pensel.
Paradigmenwechsel im Bereich Solarstrom durch Eigenstromnutzung
2015 waren in Rheinland-Pfalz mehr als 89.000 Photovoltaikanlagen installiert. Damit können rund 475.000 Vier-Personen-Haushalte versorgt werden. Rheinland-Pfalz nimmt im bundesweiten Vergleich damit Platz sieben ein. Bei der Nutzung der Photovoltaik hat sich inzwischen ein Paradigmenwechsel vollzogen: Aufgrund der sinkenden Einspeisevergütungen werden Anlagen heute meist auf die Bedürfnisse von Endverbrauchern ausgelegt. Der Grund für diese Entwicklung liegt darin, dass es aufgrund geänderter Rahmenbedingungen inzwischen wirtschaftlicher ist, den Solarstrom vor Ort zu verbrauchen, statt ihn ins Netz einzuspeisen. Damit ist eine Eigenverbrauchsquote von bis zu 30 Prozent möglich. In Unternehmen oder kommunalen Einrichtungen kann die Eigenverbrauchsquote auf bis zu 90 Prozent steigen. Eine zunehmend wichtige Rolle nimmt die Speicherung von selbst erzeugtem Strom ein. Sie kann im Einzelfall dazu führen, dass der Strombezug aus dem Netz um bis zu 60 Prozent sinkt und damit die Stromnetze entlastet.
Entwicklung Bereich Windkraft
Die Windenergie hat in den letzten Jahren in Rheinland-Pfalz einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele geleistet. Ende 2016 waren in Rheinland-Pfalz 1.612 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 3.159 Megawatt installiert. Rheinland-Pfalz liegt nach installierter Gesamtleistung bundesweit auf Platz sechs. Die durchschnittliche Leistung der neu errichteten Windräder erhöhte sich auf 2.983 Kilowatt bei einer mittleren Nabenhöhe von 130 Meter und einem Rotordurchmesser von 113 Meter. Damit wurden in Rheinland-Pfalz die im Durchschnitt leistungsstärksten Windräder aller Bundesländer im Binnenland errichtet. Für die Jahre 2017/2018 sind bereits weitere Anlagen mit einer Gesamtleistung von 379 Megawatt genehmigt.
Entwicklung im Bereich Bioenergie: Holz mit Anteil von 70 Prozent von herausragender Bedeutung
Seit 2007 wurden in Rheinland-Pfalz 20.193 Biomasseanlagen mit 372.081 Kilowatt Leistung durch das BAFA gefördert, über 97 Prozent davon im privaten Bereich. Die Biomasse nimmt nur einen Anteil von 10 Prozent an dem 2015 aus EEG-Anlagen eingespeisten Strom ein. Rund ein Viertel des Holzeinschlags im Land – Rheinland-Pfalz ist mit einem Waldanteil von 42 Prozent an der Gesamtfläche waldreichstes Bundesland – wurde 2015 als Energieholz vermarktet. Neben dem Holz aus Waldbestand kommen zur Wärmegewinnung Resthölzer aus der holzverarbeitenden Industrie, der Landschaftspflege, der Landwirtschaft und der Entsorgung (Altholz) zum Einsatz.
Entwicklung im Bereich Biogas: Erheblicher Kostendruck für Betreiber
Die Entwicklung im Bereich Biogas ist von einem hohen Kostendruck auf Betreiberseite gekennzeichnet. Zusätzlich zu den bestehenden 160 Biogasanlagen wurden 2015 12 neue Anlagen errichtet. Das EEG 2017 bietet Betreibern von Biogasanlagen erstmals die Möglichkeit, die 20-jährige Vergütungsdauer um weitere 10 Jahre zu verlängern. Diese Möglichkeit wollen viele Anlagenbetreiber nutzen, um ihre Anlagen unter geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen weiter zu betreiben.
Entwicklung im Bereich Wasserkraft: Mit rund 1 Milliarde Kilowatt Strom bundesweit Platz drei
Insgesamt waren im Land 205 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 240 Megawatt am Netz, darunter 14 Großanlagen mit zusammen 200 Megawatt Leistung. Bei Trier befindet sich derzeit ein Pumpspeicherkraftwerk in der Planungsphase. Pumpspeicherkraftwerke erfüllen wichtige Funktionen, um fluktuierende Energien aus Windkraft und Sonne besser in das Stromsystem zu integrieren. Die Wasserkraft wird in Rheinland-Pfalz seit mehr als 100 Jahren zur Stromerzeugung genutzt. Mit einer Menge von rund 1 Mrd. Kilowattstunden nimmt Rheinland-Pfalz bundesweit Platz drei hinter Bayern und Baden-Württemberg ein.
(Der Statusbericht dokumentiert im Strombereich die aktuellsten derzeit verfügbaren Zahlen mit Stand 2015)