Kaiserslautern – Ob sich ein Talent entfalten kann, hänge nicht nur davon ab, ob „einem Chancen geboten werden, sondern auch, ob man diese auch ergreift“, sagte Kai Landes, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Kaiserslautern, bei der Preisverleihung der „Kreissparkassen-Stiftung für die Technische Universität Kaiserslautern“.
„Sie alle haben gezeigt, dass Sie mit Ihren Talenten, Ideen und Konzepten erfolgreich sein wollen“,
bekräftigte er an die Preisträger gewandt. Bei der 33. Preisverleihung wurden sieben Jungwissenschaftler der TU Kaiserslautern ausgezeichnet, deren Master- bzw. Diplomarbeiten von herausragender Qualität waren. Die seit 1984 bestehende Stiftung fördert und unterstützt Innovationen in Wissenschaft und Forschung der Technischen Universität Kaiserslautern, wobei Forschungs- und Entwicklungsprojekte besonders berücksichtigt werden können, die der heimischen Industrie und Wirtschaft dienen. Insgesamt wurden bislang 238.000 Euro ausgereicht.
Neben den Geldbeträgen sei eine solche Auszeichnung aber auch ein Markstein in der persönlichen Vita, bemerkte Landes. Nicht nur wenn eine universitäre Karriere angestrebt werde, sondern auch beim etwaigen Gang in die Selbständigkeit. „Wir geben uns alle erdenkliche Mühe, Sie dabei zu unterstützen, setzen uns sehr intensiv mit Ihren unternehmerischen Plänen auseinander“, versicherte und ermunterte Landes die Preisträger.
Die Technische Universität dürfe für die gesamte Region Kaiserslautern als Standortvorteil gewertet werden. Innovationen und Forschung zu unterstützen, fördern, auszubauen – sei Wunsch und Ziel der Kreissparkasse. Die Kreissparkassen-Stiftung sei deshalb ein Bekenntnis des Hauses zur Region.
„Denken Sie langsam, arbeiten Sie sorgfältig, reden Sie mit Bedacht“,
gab der Vorsitzende des Verwaltungsrats und des Stiftungskuratoriums, Landrat Paul Junker, den Preisträgern mit auf den Weg.
„Sie zählen jetzt zur Elite der Gesellschaft“,
hob er hervor und es gelte, der damit verbundenen sozialen Verantwortung in besonderem Maße gerecht zu werden, forderte Junker die Hochschulabsolventen auf.
Zu den bisherigen Aufgaben einer Universität, Forschung und Lehre, geselle sich vermehrt die sogenannte „Third Mission“, nämlich stärker in die Gesellschaft hineinzuwirken, befand Professor Dr. Arnd Poetzsch-Heffter, Vizepräsident für Forschung und Technologie an der TU Kaiserslautern. Das bedeute, man habe den Dialog zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu fördern, ebenso junge
Wissenschaftler in deren Fortkommen und die Wissenschaftskommunikation im Allgemeinen. Die gesamte Hochschullandschaft sei in Bewegung geraten, man bilde
nicht mehr nur den wissenschaftlichen Nachwuchs aus, sondern immer häufiger und immer mehr junge Menschen für das Leben. Poetzsch-Heffter nutzte auch die Gelegenheit, dem derzeitigen gesellschaftlichen Trend der „postfaktischen Dialog-Debatten-Kultur“ eine Absage zu erteilen.
„Wir sollten ein solches Zeitalter nicht zulassen“,
mahnte er eindringlich und propagierte dagegen ein „langsames Denken“. Es habe „in der Geschichte immer wieder wissenschaftsfeindliche Zeiten gegeben“, führte er aus. Als Gründe dafür nannte er: „Wissenschaftlichkeit ist anstrengend; das sich um Exaktheit kümmern, ist mühsam.“ Denn es erfordere Akribie, genaues Nachdenken, Diskurs, Emotion, Herzblut und Schweiß. So gesehen seien die jetzt mit den Stiftungspreisen Ausgezeichneten die „Inkarnation des langsamen Denkens“.
Jeweils 400 Euro Preisgeld und eine Urkunde erhielten für ihre hervorragenden wissenschaftlichen Arbeiten:
M.Sc. Yannick Broschart (Fachbereich Bauingenieurwesen, Betreuer Prof. Dr. Wolfgang Kurz). Der 1991 in Kaiserslautern Geborene legte sein Abitur am Gymnasium am Rittersberg ab und hatte 2011 sein Studium an der TU aufgenommen. Er entwickelte ein Berechnungsmodell, mit dem man die Festigkeit von Kanten von Stahl-Beton-Verbindungen messen kann. Die Erkenntnisse helfen beispielsweise im Hochbau wie Parkhäuser oder Brücken die wirkenden Kräfte besser zu verteilen.
Diplom-Chemiker Marko Leist (Fachbereich Chemie, Betreuer Prof. Dr. Werner Thiel). Der gebürtige Vorderpfälzer hat in Ludwigshafen sein Abitur gemacht und 2011 an der TU sein Studium begonnen. Mithilfe eines Stipendiums der Konrad-Adenauer-Stiftung hat er seine Promotion in Angriff genommen. In der prämierten Arbeit hat sich Leist mit einem Ruthenium-Komplex beschäftigt, das ein katalytisch wichtiges Metall ist und das für Photovoltaik-Prozesse eingesetzt wird.
Diplom-Ingenieur Martin Pfister (Fachbereich Elektro- und Informationstechnik, Betreuer Prof. Dr.-Ing. Wolfram Wellßow). Der in Kirchheimbolanden geborene Pfister legte sein Abitur in Ludwigshafen ab und begann 2010 sein Studium an der TU. In Zusammenarbeit mit der Pfalzwerke AG hat er herausgefunden, wie Batteriespeicherlösungen in Ortsnetzen flexibel und wirtschaftlich rentabel eingesetzt werden können. Von Bedeutung sei dies für mittelständische Unternehmen, sowohl für deren Strom-Eigenverbrauch als auch als mögliches Geschäftsmodell, wie Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl, Stephan Röhrenbeck erläuterte.
M.Sc. Dominik Richter (Fachbereich Informatik, Betreuer Prof. Dr. Dieter Rombach) wurde 1990 in Kaiserslautern geboren und hat am Heinrich-Heine-Gymnasium sein Abitur abgelegt bevor er sein Studium der Informatik an der TU aufnahm. Die Arbeit Richters sei ein typisches Beispiel einer Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis, erläuterte Professor Rombach. Richter arbeitete darüber, wie schon während der Entwicklung von Software eine sichere und leichte Benutzbarkeit berücksichtigt und mit eingeplant werden kann. Ihm wurde eine „erstaunliche wissenschaftliche Reife“ bescheinigt, so Rombach. Seine Arbeit hat Richter in englischer Sprache
verfasst. Zwar ist Richter mittlerweile in der freien Wirtschaft tätig, aber auch genau dadurch werde der Ruf der TU Kaiserslautern weiter verbessert, merkte Rombach an.
M.Sc. Matthias Andres (Fachbereich Mathematik, Betreuer Prof. Dr. Rene Pinnau) ist 1991 in der Eifel geboren und aufgewachsen und hat 2011 sein Studium an der TU aufgenommen. Nach Studienaufenthalten in Texas und Dublin hat er seine Abschlussarbeit in englischer Sprache 2016 vorgelegt und sich darin mit der Entwicklung von Modellen und Strategien beschäftigt, mit denen eine Vorhersage für optimale Zeitintervalle von Omnibusfahrten möglich ist. Mittlerweile beschäftigt er sich mit vergleichbaren mathematischen Fragestellungen im medizinischen Bereich.
Diplom-Physiker Dennis Nenno (Fachbereich Physik, Betreuer Prof. Dr. Hans Christian Schneider). Der 1992 in Saarlouis geborene Nenno hat 2016 sein Diplom an der TU erhalten und hat sich in seiner Arbeit mit Transporttheorien heißer Elektronen in Metallen beschäftigt und ultraschnelle magnetische Effekte untersucht. Mit sehr kurzen optischen Lichtimpulsen kann man magnetisch beeinflussen, was für Speicherplatten beispielsweise von Bedeutung ist. Professor Dr. Bärbel Rethfeld und TU-Alumni Dominik Linzner vertraten den Preisträger und dessen Betreuer, die sich zu einem Forschungsaufenthalt in Tucson, Arizona befinden.
M.Sc. Anne-Kathrin Kück (Fachbereich Raum- und Umweltplanung, Betreuer Prof. Dr. Holger Schmidt) ist in Nordrhein-Westfalen geboren und aufgewachsen und hatte ihr Studium an der RWTH Aachen begonnen. Nach Auslandssemestern wechselte sie an die TU Kaiserslautern. Sie beschäftigte sich mit zivilgesellschaftlich getragener Stadtentwicklung als Alternative für herkömmlich initiierende Institutionen wie Privatinvestoren oder öffentlicher Hand. Sie untersuchte sowohl die Wirkung solcher Projekte auf die jeweiligen Quartiere und die Stadt insgesamt als auch auf die kommunalen Stadtplanungsakteure selbst.