Neue Funktion des Blutgerinnungssystems

Signalübertragungswege

Professor Ruf vom Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz

Mainz – Wichtiger Impuls für die Erforschung einer verbesserten Stammzelltherapie.

Stammzellen haben im menschlichen Körper blutbildende Funktion. Wie es gelingt, die Stammzellen im schützenden Umfeld des Knochenmarks zu erhalten und welche Rolle das Gerinnungssystem dabei spielt, fand jetzt Univ.-Prof. Dr. Wolfram Ruf von der Universitätsmedizin Mainz heraus. Er entdeckte, dass das Gerinnungssystem eine Verankerung der Stammzellen im Knochenmark durch Signalübertragungswege verstärkt. Das kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlichte Forschungsergebnis bietet eine gute Ausgangsbasis, um den Erfolg der Stammzelltherapie und Tumorbehandlung zu verbessern.

Professor Ruf vom Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz und seine Arbeitsgruppe haben in Zusammenarbeit mit Professor Tsvee Lapidot vom Weizmann Institute of Science in Rehovot (Israel) eine unerwartete neue Funktion des Gerinnungssystems entdeckt. Sie betrifft die Regulation der Stammzellfunktion im Knochenmark. Den Forschern gelang der Nachweis, dass das Gerinnungssystem eine Verankerung der Stammzellen durch Signalübertragungswege verstärkt. Bislang ging man davon aus, dass diese Signalübertragungswege ausschließlich dem Erhalt der Gefäßfunktion dienen.

„Diese Arbeiten zeigen, dass das Gerinnungssystem über die Blutstillung (Hämostase) hinaus eine unerwartete unterstützende Funktion für blutbildende Stammzellen im Umfeld des Knochenmarks ausübt“,

sagt Professor Ruf, der am CTH die Funktion des Wissenschaftlichen Direktors innehat, und fügt hinzu:

„Stammzellen sind für die lebenslange, kontinuierliche Erneuerung aller zellulären Bestandteile des Blutes unentbehrlich.“

Darüber hinaus fand Professor Ruf heraus, dass eine unter Stressbedingungen verstärkte Aktivierung der Gerinnung, wie sie typischerweise nach Verletzungen auftritt, die Stammzellen mobilisiert. Die Aktivierung von Stammzellen ist für eine gesteigerte Blutbildung unter Belastungen wesentlich.

Stammzellen werden für die Wiederbelebung des Knochenmarks nach intensiver Krebstherapie eingesetzt. Die Stammzelltransplantation in der Tumor- und Blutkrebstherapie hat die Überlebenschancen erheblich verbessert. „Trotzdem besteht noch ein erheblicher Bedarf, den Erfolg der Stammzelltherapie weiter zu optimieren. In diesem Zusammenhang geht es auch darum, verbleibende Ursachen von ineffizienter Stammzelltransplantation aufzuklären und zu überwinden“, so Professor Ruf.

Basierend auf dieser Arbeit eröffnen sich neue Forschungsrichtungen, mit dem Ziel, die Funktion des blutbildenden Knochenmarks besser zu schützen und insbesondere den Erfolg der Stammzelltherapie und Tumorbehandlung zu verbessern. Diese Arbeiten werden in dem von der Alexander von Humboldt-Stiftung  und dem Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprogramm des CTHs fortgesetzt.