Viernheim – Die Freiwillige Feuerwehr Viernheim (FFW) ist Tag und Nacht im Einsatz, an Werk-, Sonn- und Feiertagen für die Bürger dienstbereit, auch für Bürger, die auf den Autobahnen drumherum unterwegs sind. Dafür stellen sich mehrere Dutzend Personen ehrenamtlich zur Verfügung, lassen sich ausbilden, lernen und opfern ihre Zeit. Die Stadt stellt für dieses Ehrenamt den organisatorischen Rahmen und finanziert den gesamten Aufwand. Es ist ein perfektes Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt, welches auch der Effizienz in jeder Hinsicht dient.
All dies ist nicht selbstverständlich, wie der Beitrag am 6. Juni 2017 von „report München“ offenbart. Das Magazin berichtete von der Schließung der Freiwilligen Feuerwehr im oberfränkischen Eckartshausen. Seit der Jahrtausendwende mussten mehr als 2.000 Freiwillige Feuerwehren schließen. Anders gesagt: 70.000 Feuerwehrleute gibt es weniger. Die Gründe für das Feuerwehr-Sterben sind vielfältig. Nachwuchsprobleme, tiefgreifende Veränderungen in der Berufswelt, fehlende Bereitschaft von Arbeitgebern zur Freistellung von Beschäftigten bei Einsätzen, rückläufiges ehrenamtliches Engagement, Überangebot von Freizeitaktivitäten und vielem mehr. Das dichte Netz von Freiwilligen Feuerwehren in unserem Land bekommt immer mehr Löcher. In manchen Städten herrscht Alarmstimmung.
Bürgermeister Matthias Baaß gibt zu bedenken, dass ein Ende einer Freiwilligen Feuerwehr schlecht für die Sicherheit und teuer für die Allgemeinheit sei. „Ein hauptamtlicher Feuerwehrmann würde die Gemeinde rund 60.000,– Euro kosten. Und davon bräuchte man gleich mehrere, wenn nicht ausreichend ehrenamtliche zur Verfügung stehen. Das wäre eine außerordentliche finanzielle Mehrbelastung für unsere Stadt.“
Freiwillige Feuerwehren haben eine lange Tradition, auch in Viernheim. Ehrenamtliche Feuerwehrleute leisten in Deutschland die Hauptarbeit. Es gibt gerade mal 100 Berufsfeuerwehren. Was viele nicht wissen: Kommunen bis 100.000 Einwohnern haben den Brandschutz über eine Freiwillige Feuerwehr sicherzustellen. Freiwillig bedeutet unentgeltlich, neben dem eigentlichen Job und uneigennützig für die Allgemeinheit eintretend. Viele Freiwillige Feuerwehren haben ein echtes Problem, ausreichend Freiwillige für den gefährlichen, auch belastenden und gelegentlich sehr zeitraubenden Dienst an der Allgemeinheit zu akquirieren. Ideen für die Gewinnung neuer Kräfte, über Jugend- und Kinderfeuerwehren beispielsweise, gibt es zuhauf. Nur – der gesellschaftliche Wandel ist auch bei der Feuerwehr – wie insgesamt bei allen Rettungsdiensten – angekommen.
„Wir erwarten, dass die Feuerwehr zu jeder Tages- und Nachtzeit parat steht und sich adäquat aller Gefährdungslagen annimmt. Das wird mitunter sehr schwierig, wenn ehrenamtliche, freiwillige Feuerwehrfrauen oder –männer von ihren jeweiligen Arbeitgebern für den Dienst nicht freigestellt werden. Schlimmstenfalls kann die Feuerwehr nicht ausrücken, weil die gesetzlich geforderte und sachlich nötige Mindeststärke fehlt“, schildert Erster Stadtrat Jens Bolze die momentane Situation „Annähernd 70 Einsatzkräfte bei der Freiwilligen Feuerwehr Viernheim – klingt viel, ist es aber nicht. Und dann wird es – weil Kräfte nicht kommen dürfen – mitunter knapp in Bezug auf Einsatzkräfte und Besetzung aller notwendiger Funktionen.“
Aus all diesen Gründen wird man die Tagesalarmsicherheit in Viernheim durch Schaffung von drei weiteren Planstellen für Gerätewarte deutlich verbessern. Aktuell laufen die Stellenausschreibungen. Insgesamt stehen der FFW Viernheim damit – nach Stellenbesetzung – alleine im Feuerwehrgerätehaus fünf Gerätewarte hauptamtlich zur Verfügung, welche im Einsatzfalle – mit Billigung der Stadt als Arbeitgeber auch tagsüber – dann freiwilligen Feuerwehrdienst leisten können. Verstärkt wird diese Truppe – vor allem tagsüber – durch weitere städtische Mitarbeiter aus der Kernverwaltung, der Stadtpolizei, dem Stadtbetrieb und auch den Stadtwerken. „Als Rettungsschirmkommune drei zusätzliche hauptamtlich besetzte Planstellen vorzuhalten, ist nicht einfach, kostet Geld. Aber unser aller Sicherheit ist dies unbestritten wert“, betont Bolze.
Ein weiterer Schritt zur Stärkung des freiwilligen Dienstes bzw. zur Anerkennung vom ehrenamtlichen Engagement: Mitglieder der Einsatzabteilung sollen künftig eine pauschale Aufwandsentschädigung von fünf Euro für jede An- und Abfahrt pro Einsätzen erhalten.
Bürgermeister Matthias Baaß hebt den hohen Wert einer Freiwilligen Feuerwehr hervor: „Wenn Freiwillige fehlen, dann wird es teuer, dann ist es schlecht für die Sicherheit. Jeder von uns sollte sich vor Augen führen: Unsere Stadt und unser Staat kann nur dann funktionieren, wenn wir uns in irgendeiner Form engagieren. Wenn alle nur nehmen, dann kann ein System wie die Feuerwehr nicht bestehen. Es wäre eine Katastrophe. Denn die Freiwilligen Feuerwehren sind eine tragende Säule der Sicherheitsarchitektur unserer Stadt, unseres Staates.“