Speyer – Mit einem feierlichen Requiem im Speyerer Dom haben Angehörige, Freunde, Politiker, Weggefährten und Öffentlichkeit Abschied von Bundeskanzler a.D. Dr. Helmut Kohl genommen.
„Die große Zahl hochrangiger Gäste aus aller Welt, die zum europäischen Trauerakt nach Straßburg und nun zum Requiem gekommen sind, zeigt die herausragende Bedeutung seiner Verdienste um Deutschland und Europa, ja um Versöhnung und Frieden in der Welt an. Wir nehmen Abschied von einem wahrhaft großen Staatsmann, der seine pfälzische Heimat und sein deutsches Vaterland liebte und aus einem weiten, universalen Horizont heraus lebte und handelte“, würdigte der Speyerer Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann die politische Lebensleistung Helmut Kohls. Er feierte das Requiem gemeinsam mit dem Apostolischen Nuntius in Deutschland Erzbischof Nikola Eterović, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, Friedrich Kardinal Wetter (Bischof von Speyer von 1968 bis 1982), Bischof em. Dr. Anton Schlembach (Bischof von Speyer von 1983 bis 2007) und Weihbischof Otto Georgens.
„Wir nehmen Abschied von einem Menschen mit allem, was Menschsein in Kraft und in Schwäche bedeutet. Uns berührt und erschüttert das Große wie auch das nach Erlösung Rufende, das diesen Tod umgibt. Wir legen es in Gottes Hände“, sagte Bischof Wiesemann in der Predigt. Der Speyerer Dom sei für Helmut Kohl ein Symbol gewesen für das, was ihm im Leben wichtig war, „die Verschmelzung tiefer Heimatverwurzelung mit dem großen Atem der Geschichte, mit den weiten Bögen geistiger, kultureller und religiöser Zusammengehörigkeit Europas.“ Patriot und Europäer zu sein, seien für Helmut Kohl zwei Seiten ein und derselben Medaille gewesen.
„Die deutsche Einheit, fest eingebunden in die Europäische Gemeinschaft, wird zu Recht immer mit Helmut Kohls Namen verbunden bleiben“, so der Bischof. Das „Zusammentreffen der Gunst der Stunde mit dem Menschen, der sie ergreift“ sei das „Geheimnis der Geschichte“. Helmut Kohl sei in den Speyerer Dom immer auch als Beter gekommen. Das „befruchtende Zueinander des Politikers und des gläubigen Christen“ habe Helmut Kohl zu einem herausragenden Staatsmann und zu einer weltweit geachteten Persönlichkeit werden lassen. Den Gottesdienst feierte Bischof Wiesemann in „ökumenischer Verbundenheit und in Verbundenheit mit allen Menschen, gleich welcher Religion oder Weltanschauung, die Anteil nehmen am Tod von Helmut Kohl und ihrer Dankbarkeit Ausdruck verleihen wollen, insbesondere für das große Geschenk der deutschen Einheit.“
Zur musikalischen Gestaltung trugen der Domchor Speyer, die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und Domorganist Markus Eichenlaub bei. Sie brachten Stücke von Komponisten aus Frankreich, England, Russland, Österreich und Deutschland zum Erklingen, die symbolhaft für den europäischen Gedanken stehen. Im Dom waren rund 900 geladene Gäste anwesend. Rund 2.500 Menschen feierten den Gottesdienst im südlichen Domgarten mit, wohin die Messe mit einer Bildschirmleinwand übertragen wurde. Der SWR übertrug den Gottesdienst aus dem Speyerer Dom auf Fernsehschirme in aller Welt. Besonders eindrucksvoll gestaltete sich der Auszug, als der Sarg Helmut Kohls von Soldaten der Bundeswehr durch das Mittelschiff des Domes, begleitet vom Läuten der Totenglocke, auf den Domplatz getragen wurde.