Mannheim: Ekaterina Vasileva ist Siegerin des Regiewettbewerbs zu Don Giovanni – Ausstellung der Finalisten-Entwürfe

Ausstellung von 1. bis 9. Juli im Oberen Foyer (jeweils zu den Hausöffnungszeiten im Rahmen von Vorstellungen)

Das Konzept der Regisseurin Ekaterina Vasileva und ihrer Bühnenbildnerin Sonya Kobozeva (Foto: Lys Y. Seng)
Das Konzept der Regisseurin Ekaterina Vasileva und ihrer Bühnenbildnerin Sonya Kobozeva (Foto: Lys Y. Seng)

Mannheim – Die Russin Ekaterina Vasileva und ihre Bühnen- und Kostümbildnerin Sonya Kobozeva sind die Sieger im Internationalen Regiewettbewerb um eine Inszenierung von Don Giovanni. Die Sieger-Produktion feiert im Rahmen des Festivals Mannheimer Sommer am 14. Juli 2018 Premiere und wird anschließend in das Repertoire des Hauses aufgenommen.

Das Sieger-Team setzte sich unter 50 Einreichungen aus sieben Ländern und innerhalb von acht Finalisten durch, die allesamt mit Entwürfen auf sehr hohem Niveau angetreten waren.

»Die Regisseurin Ekaterina Vasileva und ihre Bühnenbildnerin Sonya Kobozeva haben das ausgefallenste Konzept des Wettbewerbs vorgelegt – ein Konzept, das in gewissem Sinne die Grenzen von Vernunft und gutem Geschmack sprengt. Als einziges Team unter den Finalisten haben sie den komödiantischen Aspekt von Mozarts Werk in den Mittelpunkt gestellt und dafür eine grotesk überzeichnete und disproportionierte Welt entwickelt.

Die im Stück angelegten Männer- und Frauenbilder werden comicartig vergrößert und zur Grundlage einer Dramaturgie der Überraschungen und Bosheiten gemacht. Assoziationen an die Wilde Malerei der Achtzigerjahre oder die surrealen Welten eines Charms oder Bulgakow drängen sich auf. Menschliche und tierische Körper werden zum Baumaterial einer Bühnenwelt, die zugleich psychischer Innenraum und abstrakte Kunstwelt ist.

Die Jury ist überzeugt, dass Ekaterina Vasileva durch ihre energetische und charismatische Persönlichkeit dieses ›unwahrscheinliche‹ Projekt möglich machen wird und spricht ihr deshalb den ersten Preis des Regiewettbewerbs zu«, so die Begründung.

Aus der Finalrunde gingen außerdem zwei zweitplatzierte Entwürfe hervor, sie stammen von den Teams um Milo Pablo Momm und um Pia Partum. Mit beiden Regisseuren möchte die Oper des Nationaltheaters Mannheim für mögliche künftige Projekte im Gespräch bleiben.

Die Ausstellung der Entwürfe der Finalrunde ist noch bis Sonntag 9. Juli im Oberen Foyer des Nationaltheaters Mannheim zu den üblichen Hausöffnungszeiten zu sehen.

Vier weitere Entwürfe, die sich im Rahmen des Repertoirebetriebs der Mannheimer Oper nicht umsetzen lassen und daher nicht in die Finalrunde eingeladen waren, werden anlässlich des Mannheimer Sommers 2018 als Projekte realisiert.

Der Jury gehörten Intendanz und Dramaturgie der Oper des NTM an sowie der Generalmusikdirektor und als externer Gutachter der Journalist Michael Stallknecht.

Erstplatzierte

Ekaterina Vasileva, Regisseurin, geboren 1988 in Moskau (Russland). Studium der Musiktheater-Regie an der Russischen Akademie für Theaterkunst (RATI-GITIS), Chef-Regisseurin am Chelyabinsk State Academic Opera and Ballet Theatre. Engagements u.a. in Moskau, Novosibirsk, Astrakhan und Chelyabinsk. Zu ihren Arbeiten zählen der Doppelabend mit Alfredo Casellas Favola d’Orfeo und Bohuslav Martinus Ariadna (Moskau, 2016), Charles Gounods Faust (Chelyabinsk, 2015), Maurice Ravels L’Enfant et les sortilèges (Moskau, 2012) und die Uraufführung der Oper Et Cetera von Marina Khorkova, basierend auf Alexander Solschenizyns Archipel Gulag am Theater am Gleis in Winterthur (2016). Ihre Diplom-Inszenierung von Grigori Frids Tagebuch der Anne Frank wurde 2016 mit dem nationalen Theaterpreis »Goldene Maske« ausgezeichnet. In der Spielzeit 2017/18 wird sie u.a. den Abend CoOPERAtion mit acht zeitgenössischen Kammeropern, Kalevi Ahos Frida and Diego (beides in Moskau) sowie Gaetano Donizettis Don Pasquale in Chelyabinsk erarbeiten.

Sonya Kobozeva, Bühnen- und Kostümbildnerin. Studium an der Russischen Akademie für Theaterkunst (RATI-GITIS). Seit 2010 realisiert sie Bühnenbilder und Ausstellungen. In Zusammenarbeit mit Ekaterina Vasileva entstanden bisher u.a. Sergei Rachmaninovs Aleko (Chelyabinsk, 2017), Marina Khorkova Et Cetera (Winterthur, 2016) sowie Peter Tschaikowskys Jeanne d’arc (Chelyabinsk, 2015).

Zweitplatzierte

Milo Pablo Momm, Regisseur, Choreograph und Tänzer, geboren 1977 in Aachen. Erhielt eine Ausbildung in klassischem Tanz am Theater Aachen und studierte Barocktanz und Historische Bühnengestik bei Christine Bayle (Paris) und Sigrid T’Hooft (Gent). Darüber hinaus studierte er Theater-, Musik- und Literaturwissenschaft in Bayreuth, Paris und Berlin. Regiearbeiten umfassen La Fête Champêtre (Schlosstheater Potsdam-Sanssouci, 2011), Johann Joseph Fux‘ Orfeo (Schlosstheater Damtschach, Österreich, 2012), HEROINNEN (Theater Heidelberg, 2015), Attraversando le montagne (Schloss Weimar, 2015). Die Arbeit Sardanapalus von Christian Boxberg (Ekhof-Theater, Gotha, 2012, Wilhelma-Theater, Stuttgart, 2014) wurde zur »Wiederentdeckung des Jahres« (Opernwelt 2012) nominiert. Zu den Inspirationsquellen eigener Arbeiten zählen u.a. Caravaggios Kreuzigung des Hl. Petrus, Francis Bacons Arbeiten v. a. der späten 50er-Jahre, Pasolinis 120 Tage von Sodom und Schlingensiefs Parsifal in Bayreuth.

Pia Partum, Regisseurin, geboren 1977 in Warschau (Polen). Arbeiten für das Warsaw Autumn Festival, das Teatr Wybrzeže in Danzig, die Opera na Zamku in Stettin, das Teatr Capitol in Breslau, das Teatr Norwida in Jelenia Góra. Derzeit inszeniert sie Philip Glass’ neue Oper The Trial an der Oper in Stettin und wird in der kommenden Spielzeit Super flumina von Salvatore Sciarrino mit Anna Radziejewska in der Hauptrolle erarbeiten. Zu ihren Inspirationsquellen zählt sie die Fotografien von Roberto Polidori und Street-Fashion in Harlem, New York.