Mannheim (ots) – Seit dem 27. März 2017 kümmert sich nun wieder eine Ermittlungsgruppe der Verkehrspolizei um das Poser-Unwesen in Mannheim. Die erste Schönwetterperiode ist vorbei und es ist Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen.
„Wir wollen noch enger mit den Bürgervertretern zusammenarbeiten und das Poser-Problem möglichst auf Dauer beseitigen“ kündigte Verkehrspolizeichef Dieter Schäfer zu Beginn der Aktionen an.
Bis Ende Juni gingen unter der E-Mail-Adresse mannheim.vd@polizei.bwl.de insgesamt 342 Bürgerbeschwerden zu Poser-Sachverhalten ein. 297 Mitteilungen kamen aus dem Bereich Innenstadt/Oststadt, der Rest überwiegend aus den Stadtteilen Neckarstadt und Neckarau.
Aufgrund von Beschwerdehäufungen wurden 14 Briefe mit Gelben Karten „STOP Posing“ an die jeweiligen Fahrzeughalter versandt. 11 der von Bürgern gemeldeten Fahrzeuge fielen später auch bei Verkehrskontrollen auf und wurden beanstandet oder aus dem Verkehr gezogen.
Polizeidirektor Schäfer erklärt das Vorgehen seiner Beamten anhand einer akuten Beschwerdehäufung in der vorletzten Juniwoche auf dem Lindenhof. Seit Ende April gingen regelmäßig Mitteilungen, überwiegend aus der Innenstadt, über einen viel zu lauten 500er Mercedes CL ein. Der Halter erhielt zunächst die Gelbe Karte zugesandt und eine Warnung, dass er nun im Fokus der Verkehrspolizei steht. Mittlerweile gab es auch Hinweise, dass er oft abends eine Strandbar am Rheinufer im Lindenhof aufsucht. Noch bevor das Beschwerdeschreiben einer Anwohnerinitiative montags beim Polizeipräsidium eintraf, geriet der überlaute Mercedes Samstag abends in der Kunststraße in eine Poserkontrolle und wurde von den Beamten wegen Manipulationen am Auspuff sichergestellt. Neben der Anzeige wegen Erlöschens der Betriebserlaubnis kommen auf Fahrer und Halter nun die Gutachterkosten und die Wiederherstellungskosten für die Auspuffanlage zu. Im vorliegenden Fall betreibt der Halter ein zweites Poser-Fahrzeug, für das bereits eine Warnung ausgesprochen ist.
Die 6 Beamten der EG „Poser“ kontrollierten seither an 43 Einsatztagen insbesondere an den Wochenenden 521 Fahrzeuge und 721 Personen. Dabei wurden bei 146 Fahrzeugen erhebliche Mängel festgestellt, die zu einem Erlöschen der Betriebserlaubnis führten und zur Anzeige gebracht wurden. In 102 dieser Fälle waren die Fahrzeuge zu laut. 53 davon wurden aus dem Verkehr gezogen und ein Lärm-Gutachten veranlasst. 44 Fahrzeugführer wurden wegen Erzeugen unnötigen Lärms verwarnt und erhielten temporäre Platzverweise. Bei 5 Fahrzeuginsassen fanden die Beamten Rauschgift und leiteten Ermittlungen gegen die Personen ein.
Das Beschwerdeaufkommen ist zwar geringer als letztes Jahr, resümiert Schäfer. Er ist sich aber auch bewusst, dass seine Beamten diese Subkultur lediglich in Schach halten. „Wir sind noch weit davon entfernt, das Poser-Problem auf Dauer zu lösen“, gibt er selbstkritisch zu. Einen anderen als den eingeschlagenen Weg der Konzertierung von Verwaltung, Polizei und Bürgerschaft hält er allerdings nicht für zielführend.