Mannheim – Auch wenn sie für viele unscheinbar sind – die Straßenlaternen sind wichtig für den öffentlichen Raum Mannheims. Sie sind wichtig für die Verkehrssicherheit sowie für die Lebens- und Aufenthaltsqualität. Mit rund 42.000 Straßenlaternen besteht zwar ein dichtes Netz an Straßenbeleuchtung, das zum großen Teil aber nicht auf dem aktuellen Stand der Technik und teilweise erheblich sanierungsbedürftig ist. Dies soll sich bis zum Jahr 2026 durch eine groß angelegte Umrüstung der bestehenden Straßenbeleuchtung ändern. Das führt zu mehr Verkehrssicherheit, gleichzeitig werden nun auch die Energiekosten sowie die Betriebsführungskosten stark reduziert. Die Umrüstung soll in 2018 starten und im Gemeinderat am 25. Juli 2017 beschlossen werden.
Nach der Ökodesign-Richtlinie der Europäischen Union müssen rund 14.000 der 42.000 Lampen in Mannheim ausgetauscht werden. Diese Lampen entsprechen nicht mehr den aktuellen Richtlinien in Punkto Energieverbrauch. Zudem, so das Prüfergebnis des Fachbereichs Tiefbau, sind rund 11.000 Stahlmasten älter als 40 Jahre und müssen dringend ersetzt werden, damit die Standsicherheit weiter gewährleistet werden kann. Diese Zahl erhöht sich bis 2026 sogar auf rund 14.600 und wächst danach jährlich nochmals um 300 bis 500 Masten. „Zeit zu handeln“, so Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz. Denn die Straßenbeleuchtung gehört zur kommunalen Daseinsvorsorge der Stadt. „Mit neuer Beleuchtungstechnik reduzieren wir nicht nur dunkle Angsträume und steigern so das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger. Wir erhöhen auch die Verkehrssicherheit und nicht zuletzt reduziert die neue Beleuchtungstechnik die Energie- und Betriebskosten. Ab 2027 werden wir jährlich rund eine Million Euro an Energie- und rund 300.000 Euro an Betriebsführungskosten einsparen. Das wäre gut die Hälfte der aktuellen Kosten“, so Dr. Kurz zu den Hintergründen für die großflächige Erneuerung der Straßenbeleuchtung.
Konzept für eine energetische und nachhaltige Sanierung der Beleuchtung
Gemeinsam mit der MVV Energie, die als Betriebsführer die Arbeiten rund um die Straßenbeleuchtung für die Stadt durchführt, wurde ein Konzept für eine energetische und nachhaltige Sanierung der Straßenbeleuchtung erstellt. Zudem wurde eine Wirtschaftlichkeits- und haushaltsrechtliche Untersuchung des Konzepts durchgeführt. Untersucht wurde, welche Lösungsmodelle innerhalb und außerhalb der städtischen Struktur bestehen, die die dringliche Finanzierung der Sanierungs- bzw. Investitionsmaßnahmen absichern können.
„Aufgrund der hohen Wirtschaftlichkeit der neuen Technik wollen wir diese Maßnahme zum Abbau des Investitionsstaus aus der Vergangenheit nutzen. Die zusätzlichen Schulden sollen durch die vermiedenen Energiekosten und den wirtschaftlicheren Betrieb über eine längere Laufzeit zurückgezahlt werden. Bereits zwei Jahre nach den ersten Ausbaumaßnahmen rechnen wir mit Einsparungen in Höhe von rund 450.000 Euro“, berichtet Erster Bürgermeister und Kämmerer Christian Specht.
Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund 43 Millionen Euro. Die Finanzierung und vor allem die Refinanzierung erfolgt durch eine erhöhte Kreditermächtigung, durch Fördermittel des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und durch Einsparungen in den Bereichen Energie- und Betriebsführungskosten“, so Specht.
Dies bedeutet, dass das Finanzierungskonzept eine Aufnahme von rund 23,8 Millionen Euro durch zusätzliche Kredite vorsieht. „Diese zusätzlichen Schulden sind nach 19 Jahren mit Zins und Tilgung zurückgezahlt“, so Specht. „Danach haben wir echte Einsparungen bei Energie- und Betriebsführungskosten von jährlich mindestens zwei Millionen Euro. Deswegen handelt es sich um eine sich in einem überschaubaren Zeitraum selbst refinanzierende Investition, für die eine begrenzte Ausnahme des Neuverschuldungsverbots angemessen erscheint.“
Die Stadt Mannheim steht mit dem Regierungspräsidium in Karlsruhe in Kontakt und ist optimistisch, dass das Regierungspräsidium nach Prüfung des gesamten Vorgangs einer zusätzlichen Neuverschuldung für einen überschaubaren Zeitraum zustimmt, da eine solche Investition erhebliche und nachhaltige Einsparungen mit sich bringt. Rund 1,35 Millionen Euro können zudem durch Fördermittel des Bundesministeriums für die Umrüstung auf LED-Technik abgedeckt werden. Die restlichen rund 18 Millionen Euro werden aus dem städtischen Finanzhaushalt bereitgestellt.
Baubürgermeister Lothar Quast unterstrich die Notwendigkeit der Sanierung: „Der erhebliche Sanierungsbedarf bei den Leuchten und Stahlmasten der Straßenbeleuchtung führt nicht nur zu einer in die Jahre gekommenen Straßenbeleuchtung, sondern auch zu einem Anstieg der Energie- sowie der Betriebsführungskosten. Mit der neuen LED-Technik und einer damit einhergehenden innovativen Straßenbeleuchtung können wir nun unsere Verkehrsinfrastruktur zukunftsweisend optimieren und nach der Umrüstung den Energieverbrauch im Jahr um rund fünf Gigawattstunden auf rund zehn Gigawattstunden reduzieren“.
„Eine moderne Straßenbeleuchtung schafft sowohl aus wirtschaftlichen wie aus umweltpolitischen Gesichtspunkten Vorteile“, betonte auch MVV-Technikvorstand Dr. Hansjörg Roll. „Wir haben dazu ein langfristiges, stadtteilscharfes Austauschprogramm mit einem Austausch von jährlich rund 2.000 Leuchten erarbeitet, mit dem in den kommenden zehn Jahren die Straßenbeleuchtung flächendeckend modernisiert wird.“ Dabei werden schrittweise in allen Stadtteilen innovative Leuchtensysteme eingesetzt, um die gesteckten Ziele für die Senkung von Kosten und Energieverbrauch erreichen zu können.
Starten sollen die Umrüstungen 2018 in der Neckarstadt Ost, entlang der Neckaruferbebauung und in den Stadtteilen Schönau und Pfingstberg. Die restlichen Stadtteile folgen dann jährlich bis zum Ende der Maßnahme in 2026.