Kaiserslautern – Die Stadtentwässerung Kaiserslautern AöR realisiert seit 2008 ein neues Entwässerungskonzept (Generalentwässerungsplanung) für den Kernbereich der Stadt Kaiserslautern.
Ziel dieses Entwässerungskonzeptes ist die Reduzierung des Überflutungsrisikos in der Innenstadt sowie die Verminderung der Hochwassergefahr für die Lauter entsprechend den gesetzlichen Anforderungen. Die Gewässerbelastungen durch aus der Kanalisation bei Regenwetter überlaufendes Abwasser werden deutlich reduziert. Auch werden das Risiko von extremen Wasserständen im Kanal sowie Straßenüberflutungen bei Starkregenereignissen im Kernstadtbereich durch das ertüchtigte Kanalisationssystem sinken.
In den vergangenen Jahren wurden deshalb bereits einige Großprojekte im Bereich der Kernstadt Kaiserslauterns umgesetzt. Hierzu gehörte die Verlegung von Sammel- und Stauraumkanälen DN 2400 im Bereich der Schoenstraße, die Herstellung von zwei Kaskaden- und Entlastungswehren im Bereich der Berliner Straße und der Lothringer Dell inkl. Entlastungskanal DN 2600 im Neumühlpark sowie die Großbaumaßnahme „Abfangsammler Kennelstraße-Kindergartenstraße“, bei der eine neue entwässerungstechnische Verbindung zwischen der Königstraße und der Mühlstraße durch einen Rohrvortrieb in Tunnelbauweise hergestellt wurde. Das Investitionsvolumen des Entwässerungskonzepts beträgt 45 Millionen Euro für den Zeitraum 2008 bis 2030, davon wurden bis Mitte 2017 in der Innenstadt bereits rund 20 Millionen Euro verbaut.
Die Ende Juli beginnende Teilmaßnahme „Mischwassersammler DN 1200 in der Rudolf-Breitscheid-Straße“ stellt einen Endpunkt hinsichtlich der Großbaumaßnahmen innerhalb der Umsetzung des neuen Entwässerungskonzeptes dar. Dabei wird auf einer Strecke von rund 200 Metern, vom Pfaffplatz beginnend bis zum St.-Marienplatz, ein Abwassersammler mit einem Innendurchmesser von 1,20 Meter im sogenannten Vortriebsverfahren verlegt. Bis auf eine sogenannte Startgrube auf dem Pfaffplatz und eine Zielgrube in der Rudolf-Breitscheid-Straße verläuft die Erneuerung des Hauptkanals über circa 170 Meter in einem bergmännischen Verfahren, auch als Tunnelbohr- oder Rohrvortriebsverfahren bezeichnet. Die restlichen 30 Meter des Kanals werden in klassischer offener Bauweise hergestellt.
Gänzlich ohne Öffnung der Straßenoberfläche im Bereich der Hellmut-Hartert-Straße und der Rudolf-Breitscheid-Straße lässt sich das Projekt jedoch nicht durchführen: Vorab müssen störende Versorgungsleitungen umverlegt werden. Weiterhin sind zur Erneuerung der Anschlussleitungen von den Gebäuden an den neuen Hauptkanal ebenfalls offene Gräben erforderlich. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 1,5 Millionen Euro.
Die gesamte Bauzeit wird nach aktueller Zeitplanung rund acht Monate betragen, wobei der eigentliche Rohrvortrieb noch in diesem Jahr abgeschlossen sein wird. Die Trasse des Rohrvortriebs verläuft vollständig im öffentlichen Verkehrsraum in einer Tiefe von vier bis fünf Metern unter der Straßenoberfläche der Rudolf-Breitscheid-Straße. Bei dem eingesetzten Rohrvortriebsverfahren werden die Vortriebsmaschine und die dahinter folgenden Rohrstücke mittels hydraulischer Pressen vom Startschacht am Pfaffplatz bis zum Zielschacht nahe des St. Marienplatzes vorgepresst. Am Ende der Baumaßnahme wird die Vortriebsmaschine dann aus der Zielgrube gehoben und der neu verlegte Kanal über eine Reststrecke von rund 30 Meter in Richtung St. Marienplatz in offener Verlegung an das bestehende Kanalnetz angeschlossen.
Bei dieser speziellen Bauweise handelt es sich um ein zeitsparendes und erschütterungsarmes Verfahren, bei dem der Boden durch einen rotierenden Bohrkopf gelöst, über die bereits verlegte Kanalstrecke zur Startgrube transportiert und von dort entsorgt wird. Gegenüber der offenen Bauweise fällt wesentlich weniger Bodenaushub an, was einen deutlich verminderten Transportverkehr durch die Innenstadt zur Folge hat. Die guten Erfahrungen aus den Baumaßnahmen in der Kennel- und Kindergartenstraße unter Einsatz der gleichen Technik haben die Stadtentwässerung bewogen, dieses Verfahren erneut einzusetzen.
Obwohl durch diese erschütterungsarme Bauweise keine Beeinträchtigungen im Umfeld erwartet werden, wird die Stadtentwässerung vorsorglich eine Dokumentation als sogenannte Beweissicherung von naheliegenden Gebäuden durchführen lassen. Ein beauftragtes Ingenieurbüro wird in den nächsten Tagen und Wochen diesbezüglich tätig werden. Weiterhin werden die direkt von der Baumaßnahme betroffenen Anlieger durch die Stadtentwässerung mit einem Einwurfschreiben über die Maßnahme informiert. Dort werden entsprechende Ansprechpartner für Fragen vor und während der Bauzeit benannt.
Im Zuge des Baustellenbetriebs und der Herstellung der einzelnen Bauabschnitte kommt es zu zeitlich begrenzten Sperrungen der Hellmut-Hartert-Straße und der Rudolf-Breitscheid-Straße. Die Parkmöglichkeiten auf dem Pfaffplatz müssen leider bis auf die Behindertenstellplätze entfallen, da hier die Startgrube und die Materiallager eingerichtet werden müssen. Mit der zuständigen Straßenverkehrsbehörde und der Koordinierungsstelle wurde – unter Berücksichtigung anderer Baustellen, des öffentlichen Personennahverkehrs und des Individualverkehrs – ein Verkehrskonzept ausgearbeitet, welches den Verkehrsfluss trotz Sperrung der vorgenannten Straßen aufrecht erhält.
Eine verkehrssichernde Maßnahme hierbei ist die Öffnung der Pariser Straße im Gegenverkehr von der Kammgarnstraße bis zur Burgstraße. Die bereits für die Straßenbaumaßnahme am Pfaffplatz eingerichtete Umleitung in der Hellmut-Hartert-Straße, mit der Querverbindung über die Kammgarnstraße in die Pariser Straße, bleibt durch den direkt folgenden Anschluss der beschriebenen Kanalbauarbeiten erhalten. Die gute Erreichbarkeit des Westpfalz-Klinikums ist jederzeit sichergestellt.
Die Stadtentwässerung bittet für die unvermeidlichen Beeinträchtigungen während der Baumaßnahme um Verständnis.