Weinheim – Weinheim bekommt im nächsten Jahr einen neuen Oberbürgermeister oder eine neue Oberbürgermeisterin. Heiner Bernhard, der das Amt seit 2002 bekleidet, tritt dann nicht mehr an. Eine dritte Amtszeit sei für ihn ausgeschlossen, erklärte er am Samstag (29. Juli) bei einem Empfang aus Anlass seines 60. Geburtstages im Großen Sitzungssaal des Schlosses. Sein letzter Amtstag wird der 11. August 2018 sein; der gelernte Jurist und „Weinheimer mit Leib und Seele“ hat dann 16 Jahre lang die Geschicke seiner Heimatstadt gelenkt. Die Bürgerinnen und Bürger der größten Stadt des Rhein-Neckar-Kreises wählen im Juni ein neues Stadtoberhaupt.
„Die Lust auf deutlich mehr selbstbestimmte Zeit, sie wurde und wird immer beherrschender“, erklärte Heiner Bernhard seiner Geburtstagsgesellschaft. Aber auch: „In unserer schnelllebigen Zeit braucht vielleicht auch eine Stadt wie Weinheim nach 16 Jahren wieder ein Wechsel an der Spitze.“ In einem kurzen Resumée bedankte sich der Jubilar bei seinen Wegbegleitern aus Verwaltung und Politik, seiner Familie und bei den engagierten Bürgern seiner Stadt. „Es war und ist schön, ja es begeistert, die zu spürende Lebensfreude der vielen Menschen auf sich wirken zu lassen und aufzunehmen.“
Weinheims Erster Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner hielt im Rathaus die Laudatio auf das „Geburtstagskind“ Heiner Bernhard. Da war im großen Sitzungssaal noch die Spannung zu spüren, wie denn die Entscheidung des OB ausfallen werde.
Fetzner bilanzierte die Amtszeit Bernhards als eine, die Weinheim deutlich vorangebracht hat. „Man kann sagen, dass es seit dem Bau der Weststadt keine so große und auch positive Stadtentwicklung in Weinheim gab“, so der Dezernent. Er erinnerte an den Beginn des Wirkens: „Das war die leer stehende Immobilie „Birkenmeier“, das Areal „Altes Krankenhaus“ und das Grundstück „Ehemaliger Güterbahnhof“. Die drei Grundstücke befanden sich in einem wirklich schlimmen städtebaulichen Zustand. Heute sind diese Projekte erfolgreich entwickelt und geben unserer Stadt ein neues, besseres und auch moderneres Gesicht.“
Er verwies darauf, dass die Bildungspolitik ein klarer Themenschwerpunkt Bernhards war und ist. Dies machte er an Beispielen deutlich, zum Beispiel wurde Weinheim in der Ära Bernhard zur Bildungsregion im Land Baden-Württemberg, ein kommunales Übergangsmanagement wurde eingerichtet, ein Bündnis Ausbildung gegründet.
Fetzner als Wegbegleiter im Amt schilderte den OB aber vor allem als engagierten und leidenschaftlichen Rathauschef. In seine Laudatio hatte er Glückwünsche prominenter Weinheimer Bürgerinnen und Bürger einfließen lassen, unter anderen von der berühmten Schriftstellerin Ingrid Noll. Die Krimiautorin hatte für Heiner Bernhard gedichtet: „Sechzig, das hat Klasse! Hoch die Tasse! Hoch der Heiner leben soll! Herzlich grüßt: Die Ingrid Noll“
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung gratulierte Personalratsvorsitzender Egon Schweinsberg-Kellermann. Er attestierte: „Die Bürgerinnen und Bürger haben dich zweimal zu ihrem Oberbürgermeister gewählt und Du hast Weinheim mit dem Gemeinderat und der Verwaltung vorangebracht. Du hast deinen Platz gefunden und lebst dieses Amt.“ Er dankte für die „konstruktive, faire, offene und auch freundschaftliche Zusammenarbeit, die von gegenseitig persönlicher Wertschätzung geprägt ist“.
Heiner Bernhard versprach, dass „mein Volldampf bis zum letzten Amtstag reicht“. Gewerbeentwicklung, Stadtentwicklung in Westlich Hauptbahnhof und Allmendäcker, die neue Weststadtschule, das Hotelprojekt, Bildung und die Soziale Stadt, das Landesturnfest – das alles vertrage keinen Tag geistiger Vakanz, sondern erfordere weiterhin höchste Konzentration. Dann aber doch: „Aber jetzt liebe Freunde, beginne ich mit einer neuen Übung, die ich nie gelernt, geschweige denn trainiert habe. Sie heißt Loslassen, Abschied nehmen, Distanz gewinnen.“