Alzey – Zum traditionellen Meinungs- und Erfahrungsaustausch empfing Landrat Ernst Walter Görisch auch in diesem Jahr regionale Vertreter des Handwerks, der Bildungseinrichtungen sowie der Politik.
Bereits seit vielen Jahren ist die Gesprächsrunde ein wichtiger Bestandteil der partnerschaftlichen Beziehung zwischen der Kreishandwerkerschaft Alzey-Worms und dem Landkreis. Dabei wird deutlich, dass die Austauschplattform in den vergangenen Jahren reichlich an Zuspruch gewonnen hat. So freuen sich Bernd Kiefer, Kreishandwerksmeister und Dirk Egner, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Alzey-Worms besonders, dass im Vorfeld der Veranstaltung seitens der Handwerkerschaft zahlreiche Themenvorschläge erfolgten, die gemeinsam mit den Vertretern der Politik, der Verwaltung sowie der Bildungseinrichtungen gemeinsam erörtert und gegebenenfalls in Angriff genommen werden sollen. Neben Themen wie Bekämpfung der Schwarzarbeit, Handwerker-Parkausweis, Zustand der Kreisstraßen und Auftragsvergabeverfahren – um nur einige Beispiele zu nennen – standen der Nachwuchs und Fachkräftemangel im Vordergrund der diesjährigen Gesprächsrunde. Der Kreischef lobt die hervorragende Wirtschaftskraft und die anhaltend geringe Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent. 9.000 unbesetzte Ausbildungsplätze landesweit stellen hingegen die Kehrseite der Medaille dar. Innerhalb der Kreishandwerkerschaft Alzey-Worms wird der Ruf nach entsprechenden Förderprogrammen lauter.
„Um das Handwerk in der Gesellschaft wieder attraktiver machen zu können, muss die berufliche Ausbildung mit der akademischen Ausbildung gleichgestellt werden“, so Hans-Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen und Vorstandsmitglied der Kreishandwerkerschaft Alzey-Worms. Dabei sei es nach Friese unerlässlich, die Auszubildenden finanziell zu unterstützen und verweist in diesem Zuge auf die Idee des Zentralverbands des deutschen Handwerks, eine „Azubi-Karte“ einzuführen. In Anlehnung an das Semesterticket der Studierenden sollten demnach auch Auszubildende zukünftig vergünstigt oder sogar kostenfrei den ÖPNV und diverse kulturelle Angebote nutzen können. Die finanzielle Entlastung alleine reiche jedoch nicht aus, um zukünftig mehr Nachwuchs im Handwerk gewinnen zu können. „Wir müssen zusammen in die Zukunft schauen und überlegen, wie das Handwerk attraktiver gestaltet werden kann“, betont Kerstin Bauer, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH. In diesem Rahmen ist auch eine Zusammenarbeit mit den weiterführenden Schulen unerlässlich. „Nur wer bereits Erfahrungen im Handwerk gesammelt hat, kann wissen, dass bei ihm eine handwerkliche Begabung vorhanden ist“, so Anja Obermann, Geschäftsführerin der Handwerkskammer Rheinhessen. Der gesellschaftliche Wandel ist jedoch nicht nur hinsichtlich der Nachwuchsproblematik im Handwerk spürbar. Auch die Digitalisierung der Ausschreibungsverfahren, die von einer Vielzahl der Handwerker als Fortschritt und Entlastung wahrgenommen wird, bereitet anderen wiederum Sorgen. Um künftig eine Einbindung aller regionaler Handwerksunternehmen sicherstellen zu können, sei es für Görisch denkbar, eine entsprechende Informationsveranstaltung zum Thema „E-Vergabe“ zu veranlassen. Insgesamt sind sich die Akteure darüber einig, dass die bereits bestehende Kooperation zwischen Landkreis und Kreishandwerkerschaft künftig intensiviert werden soll und befürworten dabei auch weiterhin die Fortführung des traditionellen Meinungs- und Erfahrungsaustausch.