Speyer – Wegen des großen Interesses wird die Ausstellung des Landesbibliothekszentrums / Pfälzische Landesbibliothek zu Thomas Nast verlängert. Bis zum 14. Oktober 2017 haben jetzt alle Interessenten die Möglichkeit, die Karikaturen des berühmten Pfälzers zu studieren. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Thomas-Nast-Verein Landau in der Pfalz.
Die Pfälzische Landesbibliothek besitzt den zeichnerischen Nachlass von Thomas Nast mit rund 2.000 Karikaturen und digitalisiert diesen seit 2016. Weit über 1.000 Karikaturen finden sich bereits in der thematischen Sammlung „Thomas Nast“ im Digitalisierungsportal „dilibri“.
Thomas Nast war ein gebürtiger Pfälzer und der berühmteste Zeichner in den USA im 19. Jahrhundert. Geboren am 26.09.1840 in Landau in der Pfalz, wanderte seine Mutter mit ihm und seiner Schwester 1846 in die USA aus; sein Vater war Oboist in der Kapelle des 9. Bayerischen Regiments und zog 1850 nach Ende seiner Dienstzeit zu seiner Familie nach New York. Das zeichnerische Talent von Nast wurde früh erkannt und gefördert. Im zarten Alter von 15 Jahren bot er seine erste Zeichnung Leslies’s Illustrated News in New York an und erhielt eine Stelle als Zeichner und Graveur. Bereits mit 19 Jahren arbeitete er als freier Mitarbeiter für verschiedene Zeitungen. 1861 heiratete Nast Sarah Edwards, die aus einer wohlhabenden liberalen New Yorker Familie des Bildungsbürgertums stammte.
Entscheidend für seine Karriere war die Festanstellung bei Harper’s Weekly 1862. Für diese Zeitschrift fertigte er Zeichnungen zum Bürgerkrieg nach Vorlagen von Künstlern, die am Kriegs- geschehen teilnahmen, kämpfte mit seinen politischen Karikaturen gegen Korruption, gegen die Diskriminierung von Minderheiten und griff weitere gesellschaftlich und wirtschaftlich relevante Themen seiner Zeit auf. Nast war der Vater der modernen politischen Karikatur, wobei er sich auf die Portraitkarikatur spezialisierte. Er begleitete mit seinen Zeichnungen – durchaus parteiergreifend – sämtliche Präsidentschaftswahlen von 1864-1896. 1902 bot Präsident Theodor Roosevelt dem wirtschaftlich in Not geratenen Nast den Posten eines Konsuls in Ecuador an, wo dieser noch im selben Jahr am 7. Dezember an Gelbfieber verstarb.
In der Ausstellung werden Zeichnungen gezeigt, die im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg und der Sklavenbefreiung entstanden, die die Diskriminierung von Minderheiten wie Indianern und Chinesen aufzeigen und sich mit den Problemen bei der Angliederung der Südstaaten in die Union am Ende des Bürgerkrieges, die sogenannte „Reconstruction“, befassen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Präsidentschaftswahlkämpfen, aber ebenso werden Karikaturen zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fragen seiner Zeit gezeigt, so z.B. zum Thema Korruption (William Tweed, Tammany Hall). Bei vielen seiner Karikaturen lassen sich auch im 21. Jahrhundert aktuelle Bezüge herstellen.
Der Thomas-Nast-Verein Landau in der Pfalz e.V.
1977 als „Thomas-Nast-Stiftung“ gegründet.
Der Verein hat den Zweck, das Andenken an den in Landau geborenen Karikaturisten Thomas Nast zu bewahren und zu pflegen und die Kenntnis über sein herausragendes künstlerisches Schaffen und Werk zu fördern und zu verbreiten.
Der Verein ehrt Karikaturisten mit dem Thomas-Nast-Preis. Letzter Preisträger ist Tomi Ungerer.
Ausstellungen:
2016: Im Tomi-Ungerer-Museum Straßburg
2017: Im Landesbibliothekszentrum / Pfälzische Landesbibliothek Speyer
2017: In Vorbereitung ist eine Nast-Mester-Ausstellung im September/Oktober
in Landau mit Karikaturen beider Künstler. Eröffnung: 17. September 2017
LBZ / Pfälzische Landesbibliothek Otto-Mayer-Str. 9, 67346 Speyer
Tel.: 06232 9006-224; E-Mail: info.plb@lbz-rlp.de Montag bis Freitag 9-18 Uhr, Samstag 9-12 Uhr