Östringen – Um sich einen Eindruck von der Vielfältigkeit der Wälder und den aktuellen Herausforderungen der Waldbewirtschaftung zu verschaffen, macht Landrat Dr. Christoph Schnaudigel jährlich einen Waldbesuch. Dieser führte ihn am vergangenen Dienstag in den Forstbezirk Ost nach Östringen, das mit über 1.400 ha Wald zu den waldreichen Kommunen im Landkreis Karlsruhe gehört. Davon befinden sich 900 ha als sogenannter Kommunalwald im städtischen Besitz, die restlichen rund 500 ha sind Staatswald und werden von der unteren Forstbehörde des Landratsamtes Karlsruhe bewirtschaftet.
Bernd Schneble, Leiter des Forstbezirks Ost, berichtete, dass im gesamten Forstbezirk Ost die Laubhölzer mit einem Vorkommen von rund 75 % den Bestand der Nadelhölzer mit 25 % deutlich übertreffen. In den beiden anderen Forstbezirken Süd und West hat das Nadelholz einen Anteil von etwa 50 %. „Das Ziel ist daher, den Bestand der Nadelhölzer zu erhalten, was uns vor einige Herausforderungen stellt“, bekräftigte Dr. Bernhard Peichl, Leiter des Forstamts. Revierleiter Theo Albert demonstrierte es vor Ort an einer lichten Stelle anhand des Beispiels der Douglasie. „Neben der Eiche kommt die Buche als heimische Baumart hier am meisten vor und sie lässt der Douglasie keine Chance, sich innerhalb ihres dichten Bestandes zu entfalten, da die Douglasie viel Licht benötigt. Wir haben hier eine kleine Lichtung mit rund 0,2 ha, die durch Sturmschäden entstanden ist. Sie bietet durch guten Lichteinfall beste Voraussetzungen, einen Kleinbestand an Douglasien zu begründen, der von Buchen umgeben ist“, so Theo Albert. „Ein gemischter Baumbestand ist schon allein für die Biodiversität wichtig. Hinzu kommt, dass man auch unabhäniger von der jeweiligen Situation auf dem Holzmarkt ist und auftretende Krankheiten weniger einschneidende Auswirkungen haben“, erläuterte er Landrat Dr. Christoph Schnaudigel und Bürgermeister-Stellvertreter Marc Weckemann von Östringen.
Theo Albert und seine Revierleiterkolleginnen und -kollegen stehen nach den aktuellen Vorgaben der Landesregierung vor der Aufgabe, einen Dauerwald zu formen und entsprechend zu bewirtschaften. „Der Dauerwald sieht immer gleich aus. Alle Altersstufen sind flächendeckend überall vertreten und die hier stehenden Bäume weisen sämtliche Dicken auf. Im Altersklassenwald, so wie er bislang größtenteils vorzufinden ist, stehen überwiegend gleichaltrige Bäume in den Beständen. Das erleichtert den Holzeinschlag, da er zumeist komprimiert an einer Flächeneinheit stattfindet. Wenn wir im Dauerwald einen großen und damit alten Baum fällen, müssen wir auf den umliegenden jüngeren Bestand sorgfältig aufpassen, was gut qualifizierte Forstwirte erfordert und sehr arbeitsintensiv ist“, führte Revierleiter Theo Albert aus.
Eine andere Waldform, die außer in Östringen nur in fünf weiteren Kommunen im Landkreis Karlsruhe zu finden ist, in Bruchsal, Marxzell, Philippsburg, Stutensee und Walzbachtal, ist der Bannwald. Alle haben neue Erläuterungstafeln erhalten, um die Öffentlichkeit auf diese Besonderheit aufmerksam zu machen. Den Bannwald Greifenberg in Östringen gibt es seit 1970 und sein Zweck ist, eine ungestörte natürliche Entwicklung zu ermöglichen. Revierleiter Theo Albert dokumentiert diese Beobachtungen regelmäßig in einem Bannwaldbericht, der u.a. Feststellungen zu Klima, Wasserhaushalt, Schäden, Bejagung und zum Interesse der Öffentlichkeit am Bannwald enthält. Zu sehen ist bereits, dass die Buche die Eiche als lichtliebenden Baum verdrängt. Wie die weitere Entwicklung des Waldes und auch des Artenreichtums aussieht, lässt sich bislang nicht vorhersagen.
Auch die erforderliche Neuorganisation der Forstverwaltung war Thema. Landrat Dr. Christoph Schnaudigel äußerte sich zuversichtlich, dass aufgrund der bisherigen erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Forstverwaltung und Kommune und des zeitnahen, umfassenden Austauschs gute Lösungen gefunden werden können. Er dankte den Teilnehmern der Waldbegehung. „Ich bin regelmäßig im Wald unterwegs. Jedes Mal erfahre ich etwas Neues und lerne die Besonderheiten kennen, die jedes einzelne Revier vorhält“, zog Landrat Dr. Schnaudigel ein Fazit.