Darmstadt – „Wenn Deutschland und die USA weiterhin so intensiv voneinander lernen, dann hat die Welt bald mehr beeindruckende digitale Geschäftsmodelle. Wir wollen die führende Digitalregion Europas werden und dazu werden wir als Region Darmstadt Rhein Main Neckar mit der Digitalstadt Darmstadt unseren Beitrag leisten. Die Chancen der Globalisierung nutzen, um die Wirtschaft in beiden Ländern zu stärken, das ist unser Ziel.“
Mit diesem Fazit beendete Prof. Dr. Kristina Sinemus, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar, die Gesprächsrunde beim diesjährigen Sommerfest der IHK. Sie diskutierte vor gut 600 Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur mit dem Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier und US-Generalkonsul James W. Herman III über die Wirtschaftsbeziehungen der beiden Länder. Die Themen Start-up und Digitalisierung standen dabei im Mittelpunkt. „Da können wir von den USA viele Ideen mitnehmen, um Sie an unsere Region anzupassen “, sagte Sinemus.
Ministerpräsident Bouffier: Vorreiterrolle bei der Digitalisierung
Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier – der von der Eröffnung der ESA-Nacht der Sterne zum IHK-Sommerfest kam – stellte die herausragende Rolle der Region bei der Digitalisierung heraus: „Hessen gehört heute im internationalen Vergleich zu einem der führenden Standorte für Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) und baut im Rahmen seiner ‚Strategie Digitales Hessen‘ diese Position weiter aus. Besonderes Augenmerk liegt auf Südhessen: Die Unternehmen in der Region Rhein-Main-Neckar erwirtschaften 40 Prozent des weltweiten Umsatzes der 100 führenden europäischen Softwareanbieter. Zudem verfügt Darmstadt über eine exzellente Forschung, große Weltoffenheit und begeisterungsfähige Menschen, weshalb sich Darmstadt, der Sieger des Bundeswettbewerbs ‚Digitale Stadt‘, als das ‚Silicon Valley Europas‘ bezeichnen darf. Wir als Land Hessen haben im Bewerbungsverfahren Zuschüsse von mehreren Millionen Euro aus Landesmitteln und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung in Aussicht gestellt, stehen dazu und sind sicher, dass diese Zusage ihren kleinen Teil zum Erfolg der Stadt Darmstadt beigetragen hat. Das Geld soll in Projekte fließen, die einen greifbaren Nutzen für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen schaffen. Man wird national und international genau hinschauen, was in Darmstadt passiert und im Sinne von Best Practice aus den Erfahrungen lernen und Funktionierendes übernehmen. Ich bin überzeugt, dass Darmstadt und die Region das Know-how und die kompetenten IT-Unternehmen hat, um diese Vorreiterrolle anzunehmen.“
Ökosystem für Gründer
IHK-Präsidentin Sinemus brachte in die Diskussion die Aktivitäten der IHK Darmstadt ein. Anfang des Jahres gründete die IHK ihren Innovationsfonds. Mit insgesamt 4 Millionen Euro will sie Gründer im technologischen Sektor bei der Anschubfinanzierung unterstützten. In diesen Schwerpunkt zahlt auch der mit Stadt und Frauenhofer SIT entwickelte Digital Hub Cyber Security und die Bewerbung zur Digitalen Stadt ein. Ende des Jahres wird die IHK zudem gemeinsam mit der Stadt Darmstadt ein Technologie- und Gründerzentrum eröffnen. „Mit all diesen Maßnahmen wollen wir ein Ökosystem für Gründer aufbauen, das den Namen ´Silicon Valley Europas´ verdient“, so die IHK-Präsidentin.
Auch kritische Themen wie der Deutschen Handelsüberschuss und die Drohung von Strafzöllen, die Entwicklungen im Freihandel und die Außenpolitik der USA wurden mit dem US-Generalkonsul diskutiert.
Sommerfest unter dem Motto USA
Das traditionelle Sommerfest der IHK steht jedes Jahr unter einem Ländermotto, dieses Jahr waren es die USA. Das IHK-Gelände wurde dafür passend ausgestattet, so fanden sich neben einer Hotdog-Bude und dem typischen Hamburger auch ein Totempfahl und eine Harley. Dazu gab es Weißwein von der Bergstraße, dessen Cuvée eigens von der IHK kreiert wurde.
Hintergrund: Wirtschaftsbeziehungen USA und Südhessen
Hessen exportierte im Jahr 2015 Waren im Wert von 7,7 Milliarden Euro in die USA. Damit sind die Vereinigten Staaten mit einem Anteil von 12,8 Prozent der bedeutendste Abnehmer hessischer Waren. Seit 2009 haben sich die Exporte dorthin verdoppelt. Auch importseitig sind die USA wichtigster Handelspartner. Importiert wurden Waren und Güter im Wert von 8,7 Milliarden Euro. Das sind 10,6 Prozent aller hessischen Importe.
Insbesondere in den starken südhessischen Branchen Automobilbau, Pharmazie und Chemie sind die Wirtschaftsbeziehungen besonders eng. Mit einem Exportanteil von 60 Prozent liegt die Region Darmstadt Rhein Main Neckar über dem hessischen Durchschnitt. Mindestens 31 Unternehmen sind mit einer Niederlassung oder Produktionsstätte in den USA registriert. Etwa 15.000 US-Amerikaner leben aktuell in Hessen.