Frankfurt am Main – Bei der für November anstehenden Entscheidung über den künftigen Sitz der bisher in London beheimateten Europäischen Bankenaufsicht hat jedes der 27 verbleibenden EU-Mitglieder eine Stimme. Die Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main wirbt nun in ihrem Netzwerk der deutschen Auslandhandelskammern (AHK) in der EU dafür, die Kontakte zu den Regierungen vor Ort in den nächsten Wochen zu nutzen, um auf die Vorteile von Frankfurt als künftigem Sitz der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) hinweisen. IHK-Präsident Prof. Dr. Mathias Müller hat in diesem Sinn Briefe an die Präsidenten und Geschäftsführer der AHKs geschrieben, deren Länder über den Sitz mit abstimmen, ohne selbst Kandidat zu sein. Darin heißt es:
„Zu den vielen Weichenstellungen, die in nächster Zeit im Zusammenhang mit dem Brexit erfolgen müssen, zählt nicht zuletzt die Verlagerung der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) von London in ein anderes EU-Mitgliedsland. Die Bundesregierung hat, wie Sie wissen, Frankfurt am Main offiziell für den künftigen EBA-Sitz vorgeschlagen. Weitere Bewerber sind Brüssel, Dublin, Luxemburg, Paris, Prag, Warschau und Wien.
Diese Standortentscheidung hat aus unserer Sicht eine ganz besondere Tragweite. Denn aus den Erfahrungen des letzten Jahrzehnts wissen wir nur zu gut, wie wichtig stabile, funktionsfähige und effiziente Finanzmärkte – und entsprechend eine funktionierende und gut interagierende Aufsichts- und Regulierungsarchitektur – für das gesamte Wirtschaftsgeschehen sind. Der Europäischen Bankenaufsicht kommt in dieser Hinsicht eine große Bedeutung zu. Insofern liegt es im gesamteuropäischen Interesse sicherzustellen, dass die bislang unzweifelhaft erfolgreiche Arbeit der EBA auch am künftigen Sitz optimal gewährleistet ist.
Als Industrie- und Handelskammer unterstützen wir die Bewerbung Frankfurts als künftigen EBA-Sitz aus der Überzeugung heraus, dass die Rahmenbedingungen hier am Main perfekt sind: Frankfurt wird dank seines international renommierten und wettbewerbsfähigen Finanzplatzes nicht zu Unrecht als heimliche Hauptstadt der Eurozone bezeichnet. Die hiesige Kombination aus einer Vielzahl an Banken, Versicherungen sowie finanzbezogenen Dienstleistern mit einer Reihe nationaler und europäischer Finanzmarkt- und Aufsichtsorgane stellt ein klares Alleinstellungsmerkmal in Europa dar. Hinzu kommt: Nirgends sind die Wege von und zu den anderen Finanzzentren in aller Welt so kurz wie in Frankfurt.
Dass unsere Stadt und die Region zudem mit Offenheit, Internationalität, der zentralen Lage in Europa und vielfältigen weiteren Standortvorteilen für die Mitarbeiter der EBA sowie deren Familien ein höchst attraktives und lebenswertes neues Umfeld bieten würde, muss ich an dieser Stelle nicht besonders betonen. Sie kennen Frankfurt und können sich insofern selbst ein adäquates Bild machen.
Geplant ist, dass die Standortentscheidung für die EBA in der Sitzung des EU-Ministerrats am 20. November 2017 getroffen wird. Im Vorfeld werden die eingereichten Bewerbungen von der EU-Kommission anhand definierter Auswahlkriterien bewertet und danach im Kreis der 27 Mitgliedsländer beraten. Während dieser Zeit wird sich auch die Regierung (Ihres Landes) ihre Meinung darüber bilden, welche der Bewerberstädte den besten künftigen Standort für die EBA bietet.
Wir wissen aus unserer langjährigen vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Ihnen, dass (Ihr Haus) als Sprachrohr der deutschen Wirtschaft und Gesprächspartner der Politik höchstes Ansehen genießt. Meine herzliche Bitte an Sie wäre daher, dass Sie in den kommenden Wochen, sofern sich Ihnen die Gelegenheit bietet, Ihre Gespräche mit hochrangigen Vertretern der Politik sowie weiteren Multiplikatoren nutzen, um im Sinne der besten und effizientesten Entscheidung für die europäische Wirtschaft für Frankfurt am Main als neuen Sitz der EBA zu werben.“