Wasserwerk-Fuehrung
Führung im Wasserwerk in Bingen-Gaulsheim am 07.09.2017 (Foto: Stadtverwaltung Bingen)

Bingen – Zahlreiche interessierte Binger nutzten am 07.09.2017 die Gelegenheit, das Wasserwerk der Stadtwerke Bingen in Gaulsheim zu inspizieren. Und das, obwohl zeitgleich das Winzerfest
in der Innenstadt lockte.

Aber auch das Wasserwerk, das nur ein Mal im Jahr seine Türen für Besucher öffnet, hat in seinem malerischen Gebäude aus dem Jahr 1906 einiges zu bieten, denn die Wasserversorgung in Bingen ist nicht alltäglich. Schließlich wird rund ein Fünftel des Stroms, den die Pumpen zur Wasserverteilung im Stadtgebiet benötigen, vor Ort umweltfreundlich selbst erzeugt.

Marco Mohr, technischer Werkdirektor, erläuterte den Gästen zunächst die am meisten drängenden Fragen zur Qualität des Binger Trinkwassers und konnte bestätigen: Alles bestens. Durchschnittlich 4.400.000 Liter Trinkwasser liefert das Wasserwerk pro Tag an die Binger. Das Wasser, das mit 24 ° deutscher Härte (dH) als „hartes Wasser“ gilt, wird regelmäßig auf seine Qualität überprüft. Eine Herausforderung stellen lediglich die Nitratwerte der Binger Brunnen dar, die wegen des intensiven Obstanbaus in der Region in früheren Jahren und des damit verbundenen Düngereinsatzes über dem Grenzwert liegen. Deshalb wird dem Binger Brunnenwasser im Verhältnis 1:3 noch nitratarmes Wasser aus anderen Brunnen in Guntersblum beigemischt. Und weil das Guntersblumer Wasser im Binger Wasserwerk mit einem Druck von 12 bar ankommt, dachten sich die schlauen Stadtwerker anno 1998, dass man diese Energie doch prima nutzen könnte. Seitdem durchströmt das Wasser also zunächst eine kleine Turbine, die wiederum einen Generator antreibt, bevor es schließlich zum Mischen mit dem Binger Brunnenwasser in den Wasserbehälter geleitet wird. Rund 100.000 kWh Strom werden allein mit der cleveren Energierückgewinnung jedes Jahr erzeugt. Damit nicht genug, ließen die Stadtwerke Bingen im Jahr 2012 auf dem Tiefbehälter noch eine Photovoltaikanlage bauen, die rund 22.000 kWh/a Strom erzeugt.

Das gemischte Wasser wird wiederum auf einen Druck von 6 bar gebracht und über Leitungen weiter in die Hochbehälter im Stadtgebiet transportiert, teils mit Strom aus eigenen Anlagen. Dass das Konzept des Wasserwerks eine in sich runde Sache ist, davon konnten sich auch die Besucher vor Ort überzeugen. In zwei Kleingruppen unter der Leitung der beiden Wassermeister Thomas Schöller und Julian Becker erkundeten sie den Hochbehälter, staunten über das enorme Fassungsvermögen von 1.500 m³ und stellten viele interessierte Fragen.

So erfuhren sie etwa, dass sich das Binger Trinkwassernetz auf einer beachtlichen Gesamtlänge von 170 Kilometern erstreckt. Dennis Frei (angehender Elektromeister) und Ursula Vierhuis (Klimaschutzmanagerin der Stadt Bingen) erläuterten den Besuchern anschließend die Details der Energierückgewinnung und der Photovoltaikanlage „am Objekt“.

Für alle, die es ganz genau wissen möchten, sind die Wasseranalysewerte des Binger Trinkwassers übrigens auf der Webseite der Stadtwerke Bingen unter http://www.bingen.de/rat-verwaltung/stadtwerke abrufbar.