Mannheim – Wenn es einen Himmel für Erfinder gibt, muss Karl Drais dort am Samstag, 16. September 2017, Freudensprünge vollführt haben. Mit „Monnem Bike – Die Show“ im Ehrenhof des Schlosses und zuvor der 2. Radsternfahrt der Metropolregion wurden mit mehr als 3000 Begeisterten „200 Jahre Fahrrad“ in dessen Geburtsstadt gefeiert. Fahrradakrobaten, Fahrradverrückte sowie moderne Tanzperformance gepaart mit Lichtspektakel, Musik und einer unglaublichen Geschichte huldigten dem badischen Genie, dem zu Lebzeiten die Anerkennung dafür versagt geblieben war, dass er den Urknall der Mobilität geschafft hatte.
Das Konzept der städtischen Geschäftsstelle Radjubiläum, im Schlussspurt auf Regionalität zu setzen, ging voll und ganz auf – zumal auch Petrus ein Herz für den Erfinder zeigte. „Die Gala wurde von Mannheimerinnen und Mannheimern arrangiert, inszeniert sowie komponiert und ist als Hommage an die Stadt Mannheim, den Erfindergeist seiner Menschen und die Verbindung der Mannheimer Erfindung mit der Welt zu sehen“, bilanzierte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz zufrieden. Olaf Ginter, Projektleiter der Eventagentur „pro event live communication“ aus Heidelberg und Regisseur Ralf Buron strahlten am Ende ebenfalls über das ganze Gesicht. Ihr Ziel war es, mit den 300 Beteiligten vor, auf und hinter der Bühne das Publikum in Gegenwart und Zukunft der Radkultur entführen und sie wünschen sich vor allem eines: „Die Mannheimer sollen künftig mit Stolz sagen, ich komme aus der Stadt, in der das Fahrrad erfunden wurde“.
Bürgermeister Lothar Quast hatte bereits im Vorfeld der Veranstaltung auf den Hintergrund aller Aktivitäten zum Radjubiläum hingewiesen. „Wir hatten uns für das Jubiläumsjahr vorgenommen, die Fahrraderfindung zu feiern, aber auch den Radverkehr zu fördern“, sagte er und sicherte zu, dass in Mannheim auch künftig 15 Euro pro Einwohner und Jahr in den Radverkehr investiert werden. Wie so etwas aussehen kann und welche Erfahrungen andere Städte und Länder sammelten, werden Themen des fachlich-wissenschaftlichen Abschluss des Jubiläumsprogramms sein. Ebenfalls im Schloss findet von Dienstag bis Donnerstag auf Einladung des Umweltbundesamtes die dreitägige Internationale Fahrradkonferenz (ICC) statt.
Schon am Nachmittag hatten knapp 200 Drahteselfreunde aus Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz die Stadt als Ziel erkoren. Aus Neustadt an der Weinstraße, Germersheim, Worms, Bensheim und Schwetzingen hatten sie sich auf die bis zu 50 Kilometer lange Strecke aufgemacht hat. Ihnen schlossen sich in Speyer, Ludwigshafen, Schifferstadt, Heidelberg, Viernheim und Heddesheim Gleichgesinnte an, um am Ende in einer großen Fahrradparade durch Mannheim zum Schloss zu radeln. Im Mannheimer Schlosshof erwartete die Radlerinnen und Radler aus der Metropolregion, die zum Teil tapfer dem Regen getrotzt hatten, Verpflegung und ein kleines Unterhaltungsprogramm, das die Wartezeit bis zu „Monnem Bike – Die Show“ verkürzte.
Als dann um 20.45 Uhr, bei völliger Dunkelheit, der erste Spot auf die „Monnem Schnut“ Barbara Zechel fiel, ließen sich alle von der zauberhaften Stimmung und den wunderbaren Klängen entführen. Karl Drais, der Unglückselige zu Lebzeiten, bekommt von den Schicksalsgöttinnen präsentiert, was aus seinem Laufrad geworden ist.
Das hingerissene Publikum begab sich mit dem Genie auf eine Zeitreise von der Vergangenheit 1817, über eine pulsierende Stadtgegenwart bis hin in eine bunte Zukunft. Und nicht nur ihm, dürfte ob der Vielfalt der Spielarten seiner Erfindung mitunter der Atem weggeblieben sein. Ob Hochrad, Tandem, Bonanzarad, Rikscha oder Liegerad, die Parade der Velos schien kein Ende nehmen zu wollen.
Es waren atemberaubende 70 Minuten. Die Hauptdarsteller Barbara Zechel, Florian Kleine und Katja Friedenberg, Sterne der Kunstradfahrer wie Lisa Hattemer, Sarah Seiderl, Lena und Lisa Bringsken sowie BMX-Akrobaten wie Bastian Groß, Yannick Romswinckel, René Börner, Chris Böhm und Lil Ceng sorgten für Szenenapplaus. Die Musik stammte von Ruben Rodriguez, die Texte von Roland Junghans und die Choreographie von Victoria Söntgen. Die unglaublich spektakulären Video-Projektionen hatte Benjamin Jantzen kreiert, für die Kostüme zeichnete Marion Beigel verantwortlich. Als Am Ende dann der Dank an Karl Drais dafür erschallte, dass von Monnem aus ein Dreh in die Welt ging, dürfte er im Erfinderhimmel Freudensprünge gemacht haben.