Mannheim – Seit rund 300 Jahren gibt es die Logen der Freimaurer, deren Wurzeln viel weiter in die Vergangenheit zurückreichen. Auch Mannheim hat eine alte Logentradition. Zwölf Freimaurerlogen sind in der Rhein-Neckar-Region ansässig.
Viele große Persönlichkeiten fanden in der Logengemeinschaft ihre geistige Heimat. So gehörten unter anderem Oberbürgermeister Eduard Moll, der Schriftsteller August Friedrich Ferdinand von Kotzebue und der Jurist Max Hachenburg zu den bekanntesten Mannheimer Freimaurern. Heute (27.09.2017) unterzeichneten Vertreter der Freimaurerlogen im Beisein von Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb und des Beauftragten für Integration und Migration der Stadt Mannheim, Claus Preißler, die Mannheimer Erklärung. Außerdem bringen sich die Freimaurerlogen als neue Bündnispartner mit der Veranstaltung „Freimaurer in Mannheim – humanitäre Bruderschaft oder verschwörerischer Geheimbund?“ ein, die am 29. Oktober 2017, um 14.00 Uhr im Herschelbad direkt an die diesjährigen einander.Aktionstage anschließt.
Bildungsbürgermeisterin Dr. Freundlieb hatte schon anlässlich des Jubiläums der Freimaurer im Sommer für eine Unterzeichnung der Mannheimer Erklärung geworben: „Die Freimaurer zeichnen sich aus durch ihr Streben nach Menschlichkeit, Toleranz, Frieden und sozialer Gerechtigkeit. Eine solche tolerante Grundhaltung, verbunden mit dem Eintreten für eine offene Gesellschaft, spiegelt sich in der Mannheimer Erklärung für ein Zusammenleben. Deshalb freue ich mich, dass die Freimaurerlogen jetzt die Mannheimer Erklärung unterzeichnen.“
Die Freimaurer
Die Wurzeln der Freimaurerei reichen bis in die Bauhütten des Mittelalters hinein. Rund dreieinhalb Millionen Menschen engagieren sich weltweit in der Bewegung, allein in Deutschland gibt es mehr als 400 Einzellogen, die, zusammengefasst in fünf Großlogen, circa 14.000 Mitglieder zählen. In Mannheim finden sich seit mindestens 260 Jahren freimaurerische Spuren. Die erste Loge ist mit der Gründung „Carl zur Eintracht“ 1756 dokumentiert, doch da Kurfürst Karl Philipp bereits 1737 die Mitgliedschaft in einer Loge verbot, muss es schon vorher Logen gegeben haben. Unter dem liberaleren Kurfürsten Karl Theodor durften sich Künstler und Kaufleute ebenso in der Loge zusammenfinden wie Offiziere und Advokaten, sodass weitere Logengründungen in Mannheim und dem Rhein-Neckar-Kreis folgten.
Die Mannheimer Erklärung
Eine bunte Mischung aus Menschen mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen und -entwürfen, Selbstverständnissen und Perspektiven prägt die Mannheimer Stadtgesellschaft und dies bereits seit vielen Generationen. Wechselseitiger Respekt und die Bereitschaft zur Verständigung der hier lebenden Menschen und Gruppen bilden die Grundlage für ein gelingendes Miteinander.
Die „Mannheimer Erklärung“ gilt dabei als Ausdruck einer gemeinsamen Wertegrundlage der mittlerweile 225 unterzeichnenden Institutionen, die sich aktiv für ein gelingendes Zusammenleben in unserer von Vielfalt geprägten Stadt engagieren.
Die ursprüngliche Erklärung ist im Kontext eines interreligiösen Konflikts in 2009 entstanden und umfasste die Dimensionen der Religion beziehungsweise Weltanschauung und der kulturellen Herkunft. Gemäß einem umfassenden Menschenrechts- und Diversitätsansatz, der die Vielfalt der menschlichen Ausdrucksweisen und Selbstverständnisse berücksichtigt, erteilte der Gemeinderat den Auftrag, die „Mannheimer Erklärung“ in Bezug auf die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und die im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) genannten Vielfaltsmerkmale fortzuschreiben.
Die Weiterentwicklung der „Mannheimer Erklärung“ wurde als institutioneller Beteiligungsprozess im Rahmen der Aufbauphase des „Mannheimer Bündnisses für ein Zusammenleben in Vielfalt“ organisiert, in dem sich rund 100 Institutionen aus den unterschiedlichen stadtgesellschaftlichen Teilbereichen aktiv einbrachten. In diesem Verständigungsprozess wurden zentrale moralisch-normative Bedingungen und Voraussetzungen für ein respektvolles Miteinander erarbeitet und in einer Neufassung der „Mannheimer Erklärung für ein Zusammenleben in Vielfalt“ formuliert.
Die „Mannheimer Erklärung“ ist fester Bestandteil des „Mannheimer Bündnisses für ein Zusammenleben in Vielfalt“. Das Bündnis verfolgt das Ziel, ein respektvolles Miteinander zu stärken und den unterschiedlichen Formen von Diskriminierung entgegenzuwirken. Es fungiert als Plattform, um das breite gesellschaftliche Engagement in unserer Stadt zusammenzuführen, durch Bündelung und Vernetzung zu stärken sowie durch gemeinsam getragene, öffentlichkeitswirksame Aktivitäten sichtbarer zu machen.
Die Erklärung ist dabei als Selbstverständniserklärung der Bündnispartner aufgesetzt. Mit der Unterzeichnung der Mannheimer Erklärung bekräftigen die Institutionen, sich im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten (weiterhin) gegen Diskriminierung und für ein respektvolles Zusammenleben in Vielfalt zu engagieren sowie im Sinne einer freiwilligen Partnerschaft im Bündnis zusammenzuwirken und die Kräfte zur Gestaltung eines gleichberechtigten Miteinanders zu verbinden.