Bad Kreuznach – Der Geheime Sanitätsrat hätte seine Freude gehabt. Unter seinem Denkmal spielte das Nahe-Theater eine Szene aus der Sitzung des Bad Kreuznacher Stadtrates, in der Dr. Johann Erhard Prieger gegen großen Widerstand vehement um die Unterstützung für sein Projekt kämpfte, in Bad Kreuznach nach Solequellen bohren zu lassen. Prieger:
„Ihre Engstirnigkeit treibt mich in den Wahnsinn. Aber glauben Sie mir, ich werde weiterkämpfen, bis Kreuznach ein anerkanntes Heilbad ist. Und irgendwann wird man mir noch ein Denkmal setzen, aber Sie wird man in spätestens 20 Jahren vergessen haben.“
Die von den sechs Schauspielern des Nahe-Theaters vortrefflich aufgeführte Szene löste beim Publikum viel Heiterkeit aus und so mancher Zuhörer dachte sich, dass die Kommunalpolitik von heute zu einst sich nicht viel verändert hat. In ihrer Begrüßung erinnerte Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer, dass mit dem Umzug des jungen Wiesbadener Arztes Dr. Johann Erhart Prieger vor 200 Jahren die Blütezeit des Bad Kreuznacher Heilbades begann. Prieger konnte den Stadtrat letztendlich davon überzeugen, dass nicht nur Wein und Ackerbau, sondern auch die Solquellen mit ihrer heilenden Wirkung wirtschaftlichen Aufschwung bringen. Erfolge stellten sich durch die Solbäder AG ein, die Hofrat Prieger 1834 gründete.
Der „Vater der Kreuznacher“ Kur bekam sein Denkmal und dies in einer Zeit, in der solche hohen Ehrungen vornehmlich dem Adel vorbehalten waren. Die Oberbürgermeisterin verwies dabei auf eine Veröffentlichung der Bad Kreuznacher Kunsthistorikerin Dr. Andrea Fink. Demnach war das Prieger-Denkmal im Rheinland erst das dritte „bürgerliche Denkmal“ nach Beethoven (1845) und Ernst Moritz Arndt (1865), beide in Bonn. Den Auftrag für die 2,60 Meter hohe Statue aus Carrara-Marmor (mit Sockel 5,04 Meter hoch) bekam Carl Cauer. Vier Jahre nach Priegers Tod wurde das Denkmal 1867 auf dem alten Kirchhof der Pauluskirche feierlich eingeweiht. Ursprünglich sollte es am Kurhaus stehen, doch dagegen protestierte die Bad Kreuznacher Ärzteschaft, die darin eine „Werbung“ für den Arzt Prieger, einem Sohn des Kurbegründers ,sahen Die Familie Prieger hatte sich mit einer großen Spende (5000 Taler) an den Kosten für das Denkmal beteiligt.
In den vergangenen 140 Jahren setzten Wind und Wetter dem Denkmal zu. Aktuell sorgten die Restauratoren Kirsten Marcus Rebensburg dafür, dass Prieger zum „Jubiläum 200 Jahre Kur“ in frischem Glanz erstrahlt. Dafür gab es ein herzliches Dankeschön von der Oberbürgermeisterin, die sich auch bei Petra Theisen und den Akteuren des Nahe-Theaters bedankte, die im Juli mit ihrer Freilichtinszenierung „Wasser, Salz & Liebe“ an der Priegerpromenade/Roseninsel großen Erfolg hatten.