Mannheim – Unter dem Titel „einander.Aktionstage“ wurden am Montag, 2. Oktober, im Kulturhaus-Käfertal die zweiten Bündnisaktionstage Mannheim eröffnet. Bis einschließlich 28. Oktober laden 100 Akteure zu 114 Veranstaltungen im Stadtgebiet ein. Veranstalter ist das Mannheimer Bündnis für ein Zusammenleben in Vielfalt. Ausgangspunkt der Aktionstage ist die aktuell von 223 Unterzeichnern gemeinsam getragene Mannheimer Erklärung für ein Zusammenleben in Vielfalt.
„Vielfalt ist aus Sicht der Stadt kein normatives Ziel, sondern in Mannheim seit der Stadtgründung 1607 Realität“, stellte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz in seiner Eröffnungsansprache fest. Dazu gehörten – wie in der vor eineinhalb Jahren aktualisierten Mannheimer Erklärung formuliert – neben interreligiösen und interkulturellen Gesichtspunkten auch Aspekte wie Alter, Behinderung, sexuelle Orientierung oder soziale Herkunft. Kurzum, die ganze Dimension unterschiedlicher Lebensstile und Lebenssituationen. „Es gibt keinen homogenen Volkskörper. Es hat ihn nie gegeben. Doch diese Vorstellung lebt ebenso wieder auf, wie der von einer Minderheit für sich reklamierte sogenannte Volkswille“, sagte der OB mit Blick auf rechtspopulistische Bewegungen und das Ergebnis der Bundestagswahl.
Umso mehr sei es Aufgabe der Mehrheit, das Zusammenleben in Vielfalt gemeinsam zu gestalten, damit aus Unterschieden keine Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten würden. „Durch Teilhabe entsteht Zugehörigkeitsgefühl. Ist dieses nicht vorhanden, dann öffnen wir die Tür für die Spalter“, mahnte Kurz. Daher sei er dankbar für das Engagement des Mannheimer Bündnisses und die nun zum zweiten Mal durchgeführten Aktionstage. Nicht die Anzahl der Programmpunkte sei dabei das Maß der Dinge, sondern die Vielfalt der Aktionen und Partner, da sie mit ihren Veranstaltungen zugleich eine Einladung zur Mitarbeit an einer offenen Stadtgesellschaft aussprächen. „Wir haben noch eine große Wegstrecke vor uns. Daher wünsche ich mir, dass sich das Aktionsbündnis zukünftig noch weiter verbreitern und seine Arbeit vertiefen wird“, so der Oberbürgermeister.
„Große Stadtgesellschaften sind immer auch Migrationsgesellschaften. Die Vorstellung vom ‚homogenen Volk‘ ist eine Phantasie“, erklärte auch Professor Dr. Astrid Messerschmidt von der Universität Wuppertal. Eine Phantasie, die mit Überlegenheitsvorstellungen einhergehe, und rechtskonservative Bündnisse bestimmte gesellschaftliche Probleme wie sexuelle Übergriffe gegen Frauen zum ausschließlichen Problem einer Gruppe – „der anderen“ –erklären und diese diskriminieren würden. „Obwohl diesbezüglich die gesamte Gesellschaft Nachholbedarf hat“, so die Referentin in ihrem Impulsvortrag zum Thema „Migrationsgesellschaftliche Perspektiven auf Rassismus und Sexismus“.
Ganz im Sinne der Vielfalt und eines konstruktiven und kreativen Miteinanders waren die Musikbeiträge der Eröffnungsfeier gewählt. Die Formation „Identities of life²“, eine Kooperation von Jugendhaus Herzogenried und „Stimme der Straße“, präsentierte mit dem eigens komponierten Titel „Berufung Mensch“ die Hymne der Aktionstage, in der es unter anderem heißt: „Weil wirklich keine Menschenseele gleich ist, wollen wir das jeder Mensch dabei ist“. Auch die „Younity Family“, einer Kooperation von Kulturhaus Käfertal und der pädagogischen Rap-Schule „Who.Am.I Creative Academy“, steuerte mit „Zwischen uns liegen Welten, verschiedene Herkunft, trotzdem sind wir Helden“ ihre persönlichen Zeilen zu den Aktionstagen bei.
Mit Andreas Schmitt (Bündniskoordinationsstelle und Mitglied im Begleitausschuss), Dr. Claudia Schöning-Kalender (Geschäftsführender Vorstand Mannheimer Frauenhaus e. V.), Romeo Franz (Geschäftsführung Hildegard Lagrenne Stiftung) und der Leiterin des Kulturhauses Käfertal und Vorsitzenden der IG Käfertaler Vereine, Ute Mocker, interviewte Moderatorin Rosa Omenaca Prado bereits in Vielfaltskooperationen geübte Gäste. Diese teilten ihre jeweiligen Erfahrungen mit dem Publikum. Gemeinsames Credo: Damit solche Kooperationen funktionieren, muss man bereit sein, mit Respekt und auf Augenhöhe auf den anderen zuzugehen, sich zuzuhören und das eigene Schubladendenken neu zu ordnen.