Darmstadt – Nach 26-jähriger Tätigkeit als Direktor der Pathologie verlässt Prof. Dr. Gerhard Mall als Institutsleiter der Pathologie das Klinikum Darmstadt. Ihm folgt Dr. Frank Bergmann (45) als Leiter der Pathologie am Medizinischen Versorgungszentrum am Klinikum Darmstadt nach.
Bei einer Feierstunde zum Direktorenwechsel am Klinikum Darmstadt würdigte Klinikdezernent André Schellenberg Prof. Dr. Gerhard Mall (70) als großen Pathologen, ausgewiesenen Wissenschaftler und geschätzten Wissensträger. „Prof. Dr. Gerhard Mall hat mit seinem Institut die onkologische Expertise des Klinikums entscheidend mitgeprägt und zum Erfolg gebracht. Er war es, der die Diagnostische Stärke der Pathologie des Klinikums vorangetrieben hat, ihm ist es zu verdanken, dass das Institut universitären Standard hat, ohne Universitätsklinikum zu sein. Als Lotsen der Therapie, so hat Prof. Dr. Gerhard Mall immer seine Profession verstanden. Dass der Tod dem Leben hilft, das war und ist immer sein leitendes Motiv gewesen. Wir freuen uns darauf, dass er dem Fachbereich Pathologie des Medizinischen Versorgungszentrums am Klinikum Darmstadt noch erhalten bleibt – denn gerade die Pathologie ist eine Erfahrungswissenschaft.“
Prof. Dr. Gerhard Mall baute in seinen Jahren als Direktor ein leistungsstarkes Institut mit hoher diagnostischer Sicherheit, Kompetenz und gut ausgebildeten und hochmotivierten Mitarbeitern aus. Unter seiner Ägide haben 100 Wissenschaftler promoviert, 239 eigene wissenschaftliche Publikationen hat er verfasst. Nicht zuletzt wegen seiner positiven menschlichen Eigenschaften, seines Sachverstandes und reichen Wissensschatzes gilt Professor Mall im Haus und darüber hinaus als geschätzter Gesprächspartner.
Der gebürtige Ulmer studierte bis 1972 Humanmedizin in Heidelberg. Seine Medizinalassistentenzeit verbrachte er an der Universitätsklinik Gießen, am Pathologischen Institut Heidelberg und am Krankenhaus Rodalben in der Pfalz im Fachbereich Chirurgie. Bereits 1973 bis 1974 forschte er an der Universität Heidelberg über die Entwicklung neuer morphologischer Methoden für die kardiovaskuläre Pathologie – eine Leidenschaft, die ihn noch heute forschen lässt und umtreibt. So hat er in diesem Jahr in München ein Kompetenzzentrum für Kardiopathologie gegründet.
1974 folgte die Promotion zum Thema Theorie und Methode der Morphometrie an Leberpunktaten; am 1. Mai 1975 die Approbation. Die nächsten Jahre arbeitete er als Wehrpflichtiger Stabsarzt, dann als Wissenschaftlicher Assistent des Pathologischen Instituts Heidelberg. Dort wurde er 1984 Oberarzt und dann 1991 Direktor des Instituts für Pathologie am Klinikum Darmstadt.
Die Habilitation erfolgt in 1982 über Mophometrische Untersuchungen zum ungelösten Rätsel der Kardiomyopathie. Ebenfalls die Erteilung für das Fach Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie. 1984 dann die Anerkennung als Pathologe, 1996 Qualifikationsvoraus-setzungen in der gynäkologischen Zytologie, 2001 Weiterbildung in Molekularpathologie. Ernennung zum Professor in Heidelberg 1990, in Frankfurt 1999. In beiden Universitäten hielt er Vorlesungen.
Seit 1991 ist er im Vorstand der Hessischen Akademie für Ärztliche Weiterbildung. Zudem ist er in vielen wissenschaftlichen Gesellschaften engagiert. Im Jahr 2000 hat er sich als Pathologe in Darmstadt niedergelassen. In den Jahren 2003 bis 2008 ist er zudem als Leitender Ärztlicher Direktor am Klinikum tätig, danach noch bis 2013 als Stellvertretender.
Im Oktober 2008 übernahm er zusätzlich die Leitung des Instituts für Pathologie des Klinikums Frankfurt-Höchst als Chefarzt. Seit 2012 war er Ärztlicher Leiter des MVZ am Klinikum Darmstadt.
Neueinführung Dr. Frank Bergmann
Seit 1. September folgt ihm Priv. Doz. Dr. Frank Bergmann nach – zunächst als Leiter des Fachbereichs Pathologie am MVZ und des Instituts in Frankfurt-Höchst, später auch als Ärztlicher Direktor des MVZ. „Ich freue mich sehr über die neue Aufgabe in der Pathologie eines Klinikums, das als Krankenhaus der Maximalversorgung den Patientinnen und Patienten nahezu das gesamte Spektrum innovativer und hochqualitativer medizinischer Leistungen anbieten kann. Insbesondere im Bereich der personalisierten Onkologie nimmt die Pathologie bereits heute eine der zentralen Rollen bei der Planung möglichst effektiver Therapien an. Durch zunehmenden Einzug wissenschaftlicher Erkenntnisse über molekulare Veränderungen bei Tumorerkrankungen in den klinischen Alltag wird dies zukünftig noch deutlich an Bedeutung gewinnen. Für diese Aufgabe ist die Pathologie mit einem Team hoch qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestens aufgestellt, wofür ich Herrn Prof. Mall sehr dankbar bin“, so Dr. Frank Bergmann.
Bergmann ist 1972 in Bielefeld geboren, er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Zuletzt war er Oberarzt am Pathologischen Institut der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und dort unter anderem für die Bereiche Pankreaspathologie und Lehre verantwortlich. Das Medizinstudium hat er an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen absolviert, sein Praktisches Jahr am Zentrum Radiologie der Georg-August-Universität Göttingen und in den Abteilungen Chirurgie und Innere Medizin des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende. Arzt im Praktikum war er in der Abteilung Molekulare Genomanalyse am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und in der Abteilung Gastroenteropathologie der Georg-August-Universität Göttingen. 2002 schloss sich seine Approbation an. Er habilitierte 2015 im Fach Pathologie zum Thema: „Molekulare Charakterisierung azinärer Neoplasien der Bauchspeicheldrüse im Kontext exokriner und neuroendokriner Pankreastumoren“. Dr. Bergmann ist aktives Mitglied in zahlreichen Fachgesellschaften und übt Gutachtertätigkeiten für internationale Fachzeitschriften aus. Als national und international ausgewiesener Experte für Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse hat er mehrere Buchkapitel verfasst, wie zum Beispiel im Oxford Textbook of Oncology, und ist als Autor bei mehr als 100 Zeitschriftenartikeln gelistet.
„Wir freuen uns sehr, dass wir mit Herrn Dr. Bergmann einen exzellenten Pathologen und Wissenschaftler mit hervorragenden Qualifikationen und Berufserfahrung für unser Haus begeistern konnten. Wir sind uns sicher, dass er die hohe Qualität unserer Pathologie stärken und weiterentwickeln wird. Seine Schwerpunktsetzung Pankreas wird das 27-köpfige Team als Ganzes bereichern. Sein Credo – „moderne Pathologie wird zunehmend bestimmen, welche Therapie zur Anwendung kommt“ – wird unserem Haus und unseren Patientinnen und Patienten zugutekommen“, dankte für die Geschäftsführung Prof. Dr. Steffen Gramminger.