Luthertafel
Evangelisches Dekanat Mainz zeigt sich begeistert vom Reformationsjubiläumsjahr (Foto:EVANGELISCHE KIRCHE IN HESSEN UND NASSAU)

Mainz – Der Endspurt im 500. Jahr der Reformation hat in der evangelischen Kirche begonnen. Mit über 150 Veranstaltungen würdigten das Evangelische Dekanat Mainz, seine Gemeinden und Einrichtungen
das historische Ereignis in diesem Jahr.

Von Ausstellungen, Konzerten über Musical, Bibelwochen bis hin zu Vorträgen, Tanz und Gottesdiensten war für jedes Alter und jedes Interesse etwas dabei.

„Wir wollten in diesem Jahr das Thema Reformation mit neuen Formaten zu den Menschen in die Stadt tragen und haben dafür viele wunderbare Kooperationspartner gefunden“,

erklärt Präses Dr. Birgit Pfeiffer vom Evangelischen Dekanat Mainz. Schon den Auftakt machte im Januar eine Ausstellung mit Lutherskulpturen im Mainzer Rathaus. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Michael Ebling eröffnete das Evangelische Dekanat dort das Lutherjahr in der Landeshauptstadt.

Spannende Formate zum Lutherjahr durch Kooperationen

In einer Kooperation mit dem Mainzer Staatstheater unter dem Titel „Am Anfang war das Wort“ wurden zu Schauspiel, Oper und Jugendtheater viele Formate gemeinsam entwickelt. Das Theater kam in die Kirche und gestaltete Gottesdienste mit Schauspielern und Opernsängern. Umgekehrt kam die Kirche ins Theater, um Einführungen, Diskussionsrunden und Vorträge zu theologischen Aspekten der Stücke zu geben. Ein Höhepunkt dieser Zusammenarbeit war sicher die Tanzproduktion „SHIFT“ von tanzmainz in der Mainzer Christuskirche. 2.500 Besucher erlebten in fünf Vorstellungen die moderne Performance zur Reformation.

„Die Kooperation mit dem Mainzer Staatstheater hat neue Blickwinkel eröffnet“,

zeigt sich Dekan Andreas Klodt begeistert.

„Wir werden diese auf jeden Fall fortführen und gemeinsam auch im nächsten Jahr wieder tolle Veranstaltungen auf die Beine stellen.“

Das Evangelische Stadtjugendpfarramt hat bereits begonnen, mit dem Jugendtheater eine Performance zu „Was wir glauben“ auszuarbeiten. Mainz und die Fastnacht, das gehört zusammen wie Luther und die Bibel. Daher durfte auch ein Motivwagen zum 500-jährigen Reformationsjubiläum beim diesjährigen Rosenmontagszug nicht fehlen. Diese Aktion brachte wohl Aufmerksamkeit für das Reformationsjubiläum wie sonst kaum eine. Dass Luther mit „Weck, Worscht und Woi“ beim Mainzer Rosenmontagszug mitrollt, brachte sogar einen Beitrag bei Spiegel und Welt online. 500.000 Menschen waren am Rosenmontagszug in Mainz und haben den Wagen dort live gesehen. Dank des Mainzer Karneval Vereins bekam das Evangelische Dekanat eine Zugnummer weit vorne, sodass der Wagen auch bei der
deutschlandweiten Fernsehübertragung von rund drei Millionen Menschen gesehen wurde. Die kleinen Playmobil-Luther und Pixi-Bücher, die an die Besucher verteilt wurden, boten ein Stück
Reformation zum mit nach Hause Nehmen.

„Die Fahrt mit dem Motivwagen, das war Kirche mitten unter den Menschen“,

so Klodt.

Stadtgang, Poetry Slam und ökumenischer Bibeltruck

Der Stadtgang „500 Jahre Evangelische Spuren in Mainz“ war schon Wochen vorher ausgebucht und es wurden auf Anfrage weitere Stadtgänge für Gruppen organisiert. Dies könnte ein Format sein, das
fest im Veranstaltungskalender der Stadt Mainz etabliert wird. Beim großen Tauffest am Hans-Klenk-Brunnen vor der Christuskirche beteiligten sich verschiedene Mainzer Gemeinden und 500 Menschen
feierten gemeinsam die Taufe von 28 Täuflingen. Im Rahmen von „Mainz lebt auf seinen Plätzen“ organisierte das Evangelische Dekanat einen Poetry Slam mit Luthertexten. In der wunderbaren
Kulisse des Karmeliterplatzes lasen vier Slam-Poeten Texte Luthers und gaben ihre eigenen Gedanken dazu preis. Die Schriften und auch die Person Luther wurden kritisch hinterfragt, ihre Bedeutung für das Hier und Jetzt herausgestellt und mal satirisch, mal liebevoll in Szene gesetzt. Zeitgleich setzte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen mit einem riesigen Bibeltruck auf dem Gutenbergplatz ein ökumenisches Zeichen im Reformationsjahr. Hochkarätige Konzerte wie die Aufführung des Paulusoratoriums durch die Johanniskantorei oder die Uraufführung von Lutherchorälen als
Bigbandversion mit der Sängerin Sarah Kaiser rundeten das vielfältige Angebot ab.

Reformation in der Landeshauptstadt in aller Munde

Und auch die Gemeinden boten ein breites Repertoire an Veranstaltungen. Mit Stummfilmkonzerten, Ausstellungen, Bibeltagen, Sommerfesten zum Lutherjahr und Lutherbier-Brauworkshops näherten
sie sich dem Reformationsjubiläum auf ganz unterschiedliche Weise.

„Gemeinsam haben wir in diesem Jahr in der Landeshauptstadt gezeigt, dass die Reformation nicht ein einmalig historisches Ereignis vor 500 Jahren war, sondern auch heute noch unsere Gesellschaft, unser Denken und unser Handeln bestimmt“,

erklärt Klodt.

„Reformation ist mehr als Kirchenreform: Sie macht nicht an den Kirchentüren halt und steht gerade in Mainz auch für Freiheit, Toleranz und bürgerschaftliches Engagement.“

Die bundesweiten Veranstaltungen und Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläumsjahr wurden in den Medien an vielen Stellen kritisiert: zu wenige Teilnehmer, zu oberflächlich und zu wenig kritische
Hinterfragung.

„Das können wir für Mainz so nicht bestätigen“,

stellt Pfeiffer fest.

„All unsere Veranstaltungen waren gut besucht, Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen kamen zusammen, es wurde diskutiert, interpretiert und es wurden neue Zugänge zu den Fragen und Anliegen der Reformation gefunden. Frisch und fröhlich ist das Reformationsjubiläum hier in Mainz in aller Munde.“