Heidelberg – Am nördlichen Rand von Heidelberg-Bahnstadt in der Eppelheimer Straße bietet der Luxor-Filmpalast künftig 15 Kinosäle mit 1.800 Plätzen und einem großen Gastronomiebereich.
Gebaut im Passivhausstandard, erfüllt das Gebäude auch bei der Kälteversorgung zur Klimatisierung höchste ökologische Standards: In der Grundlast wird die Kälteenergie nahezu klimaneutral aus der Fernwärme erzeugt, die vor allem aus dem nahegelegenen Holz-Heizkraftwerk der Stadtwerke Heidelberg stammt. Die Adsorptionsanlage wandelt sie in Kälte um und stellt so rund 30 % der Kälte bereit. Der weitere Kältebedarf wird über eine hocheffiziente Kompressionskälteanlage erzeugt.
Für das Energiekonzept der Bahnstadt ist die Kälteanlage eine intelligente Ergänzung: Denn Kälteenergie wird vor allem dann gebraucht, wenn es draußen warm ist und weniger Fernwärme nachgefragt wird. „Je mehr Kälte aus Fernwärme wir erzeugen, umso eher können wir die Grundlast unserer Wärmeerzeugungsanlagen verstetigen und somit auch im Sommer mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen“, erläutert Peter Erb, kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg Umwelt. Weiter führt er aus: „Da die Klimatisierung den Energieverbrauch im Gebäudebereich stetig erhöht, wollen wir mit Lösungen für eine hocheffiziente und klimaschonende Kälteversorgung einen Beitrag leisten, um die Klimaschutzziele der Stadt zu erreichen“. „Wir freuen uns, dass wir zusammen mit dem Betreiber des Luxor-Filmpalasts unser erstes Projekt dazu in Heidelberg realisieren konnten“, ergänzt Georg Stier, bei den Stadtwerken Heidelberg verantwortlich für das Versorgungskonzept. Auch Jochen Englert, Geschäftsführer des Luxor-Filmpalasts, freut sich: „Wir bieten Heidelberg viel Neues in Sachen Kino-Kultur – und das in einem Gebäude, welches auch beim Klimaschutz wegweisend ist. Die Kälte aus der Wärme ist das i-Tüpfelchen dabei: Sie trägt im doppelten Sinn zu einer Wohlfühlatmosphäre in dem Kino bei.“ Die Anlage wird im Contracting laufen: Planung, Bau und Betrieb liegen bei den Stadtwerken Heidelberg Umwelt.
So funktioniert die Adsorptionsanlage
In der Adsorptionskälteanlage wird das Kältemittel Wasser in einem hermetisch geschlossenen Behälter bei niedrigem Druck verdampft. Die Energie dafür wird im Fall des Luxor-Filmpalasts dem Kaltwasser-Pufferspeicher entzogen. Das so weiter abgekühlte Wasser steht zur Kühlung der Säle, Gastronomie und Technikräume im Kino zur Verfügung.
Der Kältemitteldampf wird dann von einem Sorptionsmittel aufgenommen, so dass der Verdampfungsprozess eine Weile aufrechterhalten werden kann. Ist das Sorptionsmittel gesättigt, wird es bei 65 bis 80°C beheizt. Dafür wird die Fernwärme der Stadtwerke Heidelberg eingesetzt. Das Wasser dampft dabei wieder aus dem Sorptionsmittel aus. Da während dieses sogenannten Ausheizvorgangs keine Kälte erzeugt werden kann, sind in Adsorptionskälteanlagen mindestens zwei Adsorber so verschaltet, dass sie wechselweise Kälte erzeugen und dann wieder ausgeheizt werden können. Nach dem Ausheizvorgang wird das gasförmige Kältemittel Wasser in einem Kondensator wieder verflüssigt. Danach steht es wieder neu zur Kälteerzeugung im Verdampfer zu Verfügung. Im Kondensator wird Wärme frei, diese wird über einen hocheffizienten Rückkühler an die Umgebung abgeführt.
Eckdaten zur Technik der Anlage
Die Anlage im Luxor-Filmpalast hat eine Kälteleistung von ca. 550 kW. Davon werden im Kino 300 kW genutzt. Die restliche Leistung ist für den Anschluss des östlichen Baufeldes in der Bahnstadt vorgesehen und soll dort weitere Gebäude mit Kälte versorgen. Die Adsorptionsanlage wird durch eine Kompressionskältemaschine ergänzt. Dabei kommt ein ölfreier Turboverdichter mit besonders effizientem Teillastverhalten zum Einsatz und sorgt für eine besonders hohe Energieeffizienz. Die Anlage umfasst auch einen Kaltwasser-Pufferspeicher mit 10 m³. Wenn die Anlage in der Grundlast läuft, können mit dem Pufferspeicher 2 bis 3 Stunden ohne Kältemaschinenbetrieb überbrückt werden. Der Pufferspeicher verbessert die Effizienz der Anlage auch, weil so zu häufige kurze Starts der Kälteanlagen vermieden werden.