Ludwigsburg. Sandra Wollner, Regie-Studentin an der Filmakademie-Baden-Württemberg, ist für ihren Drittjahresfilm DAS UNMÖGLICHE BILD mit dem Förderpreis für Filmkunst geehrt worden. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde am Freitagabend (20. Oktober 2017) in einer feierlichen Preisverleihung in Anwesenheit der Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters im Hamburger Bahnhof, Berlin, vergeben.
Der Spielfilm DAS UNMÖGLICHE BILD über die 13-jährige, an Polio erkrankte Johanna, die mit ihrer Kamera das Familienleben und damit auch ihr Erwachsenwerden dokumentiert, konnte die Jury überzeugen. Sie wählte Sandra Wollner als Gewinnerin aus einer Shortlist von vier Kandidaten aus und begründete ihre Entscheidung wie folgt:
„Sandra Wollners ruhige Meditation über den Zyklus des Lebens scheint zwischen Dokumentarfilm und Fiktion zu schweben. Es ist ein Film über Leben und Tod auf vielerlei Ebenen und es ist ebenso – und noch grundsätzlicher – ein Film über Wiederholung: über die Wiederholung des Schicksals, über das Wiederkehren von Erinnerungen und ihre Ähnlichkeit zum Medium des Films als einem Bewahrer des Lebens in Form einer konservierten und wiederholbaren Erinnerung. Der Film, der in einem geräumigen Haus im Österreich der 1950er Jahre spielt, nutzt die Ästhetik und Atmosphäre von Archivmaterial. Die Kameraführung und die Art und Weise, wie Inhalte erzählt werden, haben den Anschein einer dokumentierten Vergangenheit, die uns die Erzählerin aus erster Hand nahebringt. Ab und zu nimmt sie auch buchstäblich den Platz hinter der Kamera ein. Sie erzählt und zeigt uns Szenen aus ihrem Leben, die aus den Tiefen ihrer Erinnerung kommen und von einem Standpunkt jenseits ihrer eigenen Lebenszeit aus betrachtet werden. Der Zuschauer kann sich kaum des Gefühls erwehren, dass sie uns tatsächlich einen Einblick in ihre eigene, selbst erlebte Geschichte und die ihrer Familie gewährt.“
Sandra Wollner inszeniert mit DAS UNMÖGLICHE BILD einen Hybriden, bei dem die Grenzen zwischen experimentellem Kunstwerk, Dokumentarfilm und Spielfilm verschwimmen: Der Look des 70-Minüters erinnert in der Farbigkeit an einen Super-8-Film, doch handelt es sich bei den Filmausschnitten nicht um Original-Footage aus den 50ern, sondern um aktuell gedrehtes Material. Wollner erzählt die Geschichte der 13-jährigen Johanna, die, nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters, eine Familientradition fortsetzt und mit einer Super-8-Kamera das Leben in der Nachkriegszeit festhält. So entsteht das inszenierte Filmdokument einer Familiengeschichte von selbstbestimmten Frauen, die hinter verschlossenen Türen regelmäßig in »Omas Kochklub« zusammenfinden, ohne dabei je zu kochen.
Für DAS UNMÖGLICHE BILD wurde Sandra Wollner bereits mehrfach ausgezeichnet. So zum Beispiel mit dem Preis des Landes Südtirol und dem Förderpreis Neues Deutsches Kino bei den 50. Internationalen Hofer Filmtagen.
Neben dem Preis der Nationalgalerie gibt es seit 2011 ebenfalls den Förderpreis für Filmkunst. Der Preis wird gemeinsam von der Nationalgalerie und der Deutschen Filmakademie im Zweijahres-Rhythmus vergeben, um den Austausch zwischen der filmenden und der bildenden Kunst zu unterstützen. Der Preis hat sich zum Ziel gesetzt, Filmkunstwerken ein neues Publikum zu erschließen und den Blick auf das Wechselspiel zwischen Kunstästhetik und Filmästhetik zu lenken. Dabei ist nicht nur das einzelne Werk von Bedeutung, sondern auch das künstlerische Selbstverständnis und die persönliche Vision des Filmemachers. Die Filme werden über den Zeitraum eines halben Jahres von der Jury gesichtet und diskutiert.
DAS UNMÖGLICHE BILD ist noch bis zum 14. Januar 2018 im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin zu sehen.