Frankfurt am Main – Jo Schindler hatte am Tag nach der 36. Ausgabe des Mainova Frankfurt Marathon frische Zahlen dabei. Der Renndirektor freute sich über die aufgrund der schwierigen Bedingungen sehr gute Finisher-Quote. 11.146 Läufer erreichten beim Laufklassiker am Main am Sonntag das Ziel in der wieder mal außerordentlich stimmungsvollen Festhalle – ein erstaunliches Plus im Vergleich zum Vorjahr, als die Läufer von strahlendem Sonnenschein verwöhnt waren.
Es ließen sich weder die Breitensportler noch die Profis in dem windumtosten Rennen von ihrem Kurs abbringen. Nach den gezeigten sportlichen Leistungen hat der älteste deutsche Stadtmarathon national und international ein weiteres Ausrufezeichen gesetzt. Legt man die schnellsten zehn Zeiten zugrunde, belegt der Laufklassiker am Main in Deutschland Rang zwei und weltweit Platz 7. Die Zeit von 2:05:50 Stunden des äthiopischen Champions Shura Kitala Tola (die sechstbeste Siegerzeit weltweit 2017) war ebenso Weltklasse wie die Tatsache, dass in Frankfurt erstmals die ersten acht Frauen in der Festhalle allesamt unter 2:30 Stunden geblieben sind.
„Es war eine sehr schöne Ausgabe des Mainova Frankfurt Marathon. Wir haben wieder bewiesen, dass in Frankfurt Topathleten und Breitensportlicher gleichermaßen gute Bedingungen für einen schnellen Marathon geboten werden“, sagte Schindler, der sich auch über den um vier Prozent gestiegenen Anteil von Frauen an der Startlinie freute.
Eine Teilnehmerin, nämlich die Frankfurterin Katharina Heinig, war nach ihrem beherzten Lauf zum Deutschen Meistertitel in 2:29:29 Stunden auch am Tag danach noch „aufgeregt, glücklich und voller Euphorie.“ Der ganze Druck und die Anspannung nach ihrer tollen Leistung auf heimischem Pflaster seien schlagartig von ihr abgefallen. Dass die 28-Jährige unter diesen Rennbedingungen nicht weit über ihrer persönlichen Bestzeit blieb in der unter der Begeisterung der Zuschauer brodelnden Festhalle, „rechne ich mir hoch an“, sagte Heinig.
Die neue Deutsche Meisterin wird in der kalten Jahreszeit unter anderem wieder in Kenia und auch in Südafrika in der Höhe trainieren. Das nächste Ziel sei, über Unterdistanz-Rennen „meine Grundschnelligkeit zu verbessern, was mir dann im Marathon zugutekommt“, so Heinig. Im Fokus stehen bei Katharina Heinig und auch bei der DM-Zweitplatzierten Fate Tola (2:30:12), deren Kräfte bei ihrem dritten Marathonlauf 2017 am Ende schwanden, die Europameisterschaften in Berlin im Sommer.
Arne Gabius, der mit dem Verband im Streit liegt, kann sich in Berlin eine Rückkehr auf die Bahn im 10.000-Meter-Rennen vorstellen. Doch nach seinem weiteren fulminanten Frankfurter Lauf wollte der deutsche Lauf-Star erstmal schnellstmöglich zurück ins heimische Stuttgart zu seiner Frau und seinem drei Tage vor dem Mainova Frankfurt Marathon geborenen Sohn.
Obwohl von Schmerzen in der hinteren Oberschenkelmuskulatur geplagt, hielt Gabius während des Rennens eisern an seinem Ziel fest, unter 2:10 Stunden ins Ziel zu kommen. „Ich bin volles Risiko gegangen – entweder schaffe ich es oder ich komme humpelnd nach 2:12 Stunden ins Ziel“, lautete seine Devise im letzten Renndrittel. Letztlich schaffte er es mit einer abermals starken Leistung am Main auf die Sekunde genau: 2:09:59.
Damit ist Arne Gabius der einzige deutsche Läufer, der jemals drei Marathons unter 2:10 Stunden bewältigt hat. Alle seine beeindruckenden Finishs waren in: Frankfurt. „Arne ist ja fast schon ein Frankfurter“, betonte der Sportliche Leiter Christoph Kopp die besondere Beziehung von Gabius zum Mainova Frankfurt Marathon.
Besondere Freude machten den Veranstaltern auch die Leistungen der zweiten deutschen Garde bei den Deutschen Meisterschaften. Hinter Gabius deuteten Jonas Koller (2:16:03) und Frank Schauer (2:16:30) ihr Potential mehr als nur an. Auch bei den Frauen setzten Laura Hottenrott (2:34:43) und Franziska Reng (2:34:57) Ausrufezeichen. Für großen Jubel in der Festhalle sorgte auch Klemens Wittig. Der 80 Jahre alte Dortmunder erreichte in der Altersklasse M80 in 3:39:54 Stunden eine neue europäische Bestleitung.
Einen neuen persönlichen Rekord erreichte auch Vivian Cheruiyot. Die Olympiasiegerin über 5000 Meter gewann den Laufklassiker am Main in 2:23:35 Stunden und fand anschließend persönliche Glückwünsche des kenianischen Staatspräsidenten in ihrem Emailfach. „Ein Marathonsieg ist etwas ganz Besonderes“, sagte die mehrfache Weltmeisterin über 5000 und 10.000 Meter. „Auch wenn der starke Wind meinen kleinen Körper fast hat wegfliegen lassen.“
Daheim in Kenia wolle sie auf jeden Fall berichten, dass man in Frankfurt einen schnellen, top organisierten Marathon laufen kann. „Ich“, sagte Cheruiyot, „komme gerne wieder.“