Kaiserslautern – Drei Kandidaten wurden von der Jury unter 31 Bewerbungen ausgewählt und für den mit 10.000 Euro dotierten Pfalzpreis für das Kunsthandwerk nominiert: die Korb- und Flechtwerkgestalterin Monika Nickel-Stein aus Kindenheim bei Bockenheim, der Gitarrenbauer und Maschinenbautechniker Jens Ritter aus Deidesheim und der Edelsteinschleifer und Gemmologe Frank Schumacher aus Otterberg.
Der mit 2.500 Euro dotierte Nachwuchspreis geht an den Steinmetzen und Steinbildhauer Timo Schwinn aus Landau, der 1986 in Erbach im Odenwald geboren wurde. Seine Plastik „Endlos“ aus Annweilerer Sandstein überzeugte die Jury aufgrund ihrer Perfektion in der Ausführung. Der seit 2004 im Steinbildhauerhandwerk tätige Schwinn wurde drei Jahre später hessischer Landessieger im Leistungswettbewerb.
Monika Nickel-Stein wurde 1974 im indonesischen Singkawang geboren und kam mit zwei Jahren nach Deutschland. Ihre Schulzeit verbrachte sie in Grünstadt. Nach dem Abitur studierte sie Realschulpädagogik in Freiburg und legte 1999 das erste Staatsexamen ab. Von 2000 bis 2003 absolvierte sie an der Staatlichen Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung im oberfränkischen Lichtenfels ihre handwerkliche Ausbildung und legte 2004 die Meisterprüfung ab. Dort unterrichtete sie dann sechs Jahre lang, bis sie seit 2010 freischaffend als Korb- und Flechtwerkgestalterin tätig ist. Mit ihren Arbeiten, die ein großes Spektrum abdecken, gelingt es ihr, ein traditionelles Handwerk neu zu beleben und innovativ auszurichten. Der „Hüftschmeichler“, ein großer Einkaufskorb, zeigt, dass sie dieses klassische Handwerk perfekt beherrscht. In ihren beiden Wäschekörben verbindet sie Weide mit farbigen Wäscheleinen, womit sie den Mut zeigt, mit einem tradierten Gewerk neu umzugehen. Kreativ und innovativ ist auch ihr „Schatteau“, eine Höhle für Kinder.
Von besonderer Qualität sind auch die Arbeiten des Gitarrenbauers und Maschinenbautechnikers Jens Ritter, der 1972 in Bad Dürkheim geboren wurde. Seine drei eingereichten Gitarren sind unschlagbar innovativ und zeigen eine ganz eigene Formsprache, bei der er eine harmonische Verbindung von Material und Funktion schafft; außergewöhnlich ist auch sein Lackierungsverfahren, das seinen Instrumenten eine ganz eigene Note verleiht. Seine elektrischen Gitarren zeichnen sich durch einen hervorragenden Klang aus und werden von international bekannten Musikern bevorzugt, wie beispielsweise Madonna, Elton John, Prince oder Van Halen. Obwohl er als Erstklässler sein erstes Instrument in der Tischlerwerkstatt seines Großvaters baute, wandte er sich zunächst einem anderen Werkstoff zu und absolvierte eine Ausbildung zum Mechaniker bei der BASF, sodann besuchte er Anfang der 1990er Jahre die Fachhochschule für Maschinenbau in Ludwigshafen, um Maschinenbautechniker zu werden. Er baute immer hobbymäßig Instrumente, worauf er sich ab 1996 spezialisierte.
Frank Schumacher, 1988 in Landstuhl geboren, erhielt bereits 2011 den Nachwuchspreis für das Kunsthandwerk des Bezirksverbands Pfalz. Seine Ausbildung zum Edelsteinschleifer erhielt er in Idar-Oberstein in einem Betrieb von 2008 bis 2011, wo er bis 2015 noch tätig war; er legte im gleichen Jahr seine Meisterprüfung ab und bereitete seine Selbstständigkeit vor. Bereits 2012 absolvierte er eine Weiterbildung in angewandter Gemmologie und Diamantenkunde. Seit 2016 arbeitet er als Edelsteinschleifermeister und Gemmologe und studiert in Hannover Geowissenschaften. Seine von ihm geschliffenen Edelsteine sind handwerklich präzise und sensationell, wobei er den Steinen aufgrund seiner eigenen Handschrift eine neue Brillanz entlockt. Außerdem gibt er jedem Stein einen individuellen Schliff und eine eigene Bildmotivik, die spannende und hochkarätige Arbeiten entstehen lässt. Seine fundierte geologische Kenntnis des Werkstoffs wird anhand der Stücke ersichtlich.
Der Jury unter Vorsitz des Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder gehörten Barbara Auer, Direktorin des Kunstvereins Ludwigshafen, Karin Bille, Leiterin der Mainzer Formberatungsstelle der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern, der Künstler Detlof Graf von Borries, der Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler Rheinland-Pfalz ist, Dr. Svenja Kriebel, Leiterin der kunsthandwerklichen Sammlung des Museums Pfalzgalerie Kaiserslautern, die Keramikerin Dorothee Wenz aus Schwabenheim, die Mitglied im Bundesverband Kunsthandwerk sowie im Berufsverband Bildender Künstler Rheinland-Pfalz ist, und die Deidesheimer Keramikerin Friederike Zeit, die die internationalen Keramiktage „Intonation“ in Deidesheim organisiert, an.
Die Nominierten werden bei der Pfalzpreis-Gala am Sonntag, 12. November, um 18 Uhr im Pfalztheater Kaiserslautern vorgestellt. Sodann erfolgt die Bekanntgabe der Preisträgerin beziehungsweise des Preisträgers. Diejenigen, die nicht zum Zug kommen, erhalten einen Anerkennungspreis von 500. Der Eintritt zur Gala ist frei (Einlass ab 17.30 Uhr, freie Platzwahl).