Johanniskreuz – Zahlreiche Gäste feierten im Haus der Nachhaltigkeit in Johanniskreuz die Anerkennung des Pfälzerwalds als Biosphärenreservat vor 25 Jahren durch die UNESCO im Rahmen einer Feierstunde.
„Dieses Biosphärenreservat ist durch Wald geprägt. Insofern fühlt sich Landesforsten in besonderer Weise für dessen Entwicklung in der Verantwortung“,
sagte Dr. Hermann Bolz, Leiter der Zentralstelle der Forstverwaltung, in seiner Begrüßung. Umweltministerin Ulrike Höfken sieht im Pfälzerwald „eine bedeutende Visitenkarte des Landes Rheinland-Pfalz“. Sie blickte auf 25 Jahre zurück und zog ein Resümee:
„Die Erfolge können sich sehen lassen.“
Dabei stehe im Mittelpunkt immer die Beziehung zwischen Mensch und Natur.
„Es geht um das Bewahren von Natur- und Kulturlandschaft und um die zukunftsfähige Entwicklung der Region zugunsten einer regionalen Wertschöpfung.“
Die Kernzonen im Pfälzerwald
„tragen dazu bei, ein weiteres Stück Wildnis in Rheinland-Pfalz entstehen zu lassen“,
so Höfken.
„Der Begriff eines Biosphärenreservats und seine inhaltliche Ausfüllung sind zugegebenermaßen sperrig“,
gab Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder zu, weshalb der Vermittlung eine besondere Bedeutung zukomme. Er erinnerte daran, dass der Bezirksverband Pfalz 2014 die Trägerschaft übernommen und seitdem „eine Vielzahl von Maßnahmen in Handlungsprogrammen und Einzelprojekten“ vorangetrieben und dabei „Leitziele und themenbezogene Konzepte“ ausgearbeitet habe. Für die enge Zusammenarbeit mit dem französischen Naturpark Nordvogesen fand er lobende Worte, die sich „in mehreren grenzüberschreitend angelegten Projekte“ niederschlage.
„Wir wollen den Naturschatz Pfälzerwald unverändert und ohne massive Eingriffe des Menschen erhalten und an die nächste Generation weitergeben“,
konstatierte Wieder.
„Und wir wollen schließlich die Menschen mit unterschiedlichen Mitteln für die Ziele und Möglichkeiten eines Biosphärenreservats begeistern.“
Mit der Aufnahme des Pfälzerwalds „in die Weltliga der UNESCO“ vor 25 Jahren habe dieser eine der weltweit anerkanntesten und anspruchsvollsten Auszeichnungen bekommen, betonte Dr. Lutz Möller, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission. Die Initiative sei damals aus der Region selbst gekommen, und die Menschen hätten sich damals auf „die großen und wenig zerschnittenen Waldflächen, die größten in ganz Westeuropa, konzentriert“. Dies sei auch der Grund gewesen, dass das MAB-Nationalkomitee (Mensch und Biosphäre) vor drei Jahren darauf gedrängt habe, den Wald von Wildenergie freizuhalten. Zusammen mit dem Wald bildeten aber auch die Weinlagen der Deutschen Weinstraße „eine beeindruckende Kulturlandschaft“. Er verwies darauf, dass die UNESCO-Biosphärenreservate daran arbeiteten,
„das scheinbar abstrakte Konzept der ‚nachhaltigen Entwicklung‘ für die Menschen der Welt zu einer Realität werden zu lassen – sie arbeiten an der größten Menschheitsaufgabe des 21. Jahrhunderts.“
Deshalb sei es eine wichtige Aufgabe, die „Bekanntheit der Biosphärenreservate weiter zu stärken“. Michael Weber, Präsident des Naturparks Nordvogesen, hob hervor, dass man „gemeinsam anspruchsvolle Projekte entwickelt“ habe. Doch seine Vision geht darüber hinaus:
„Wir brauchen ein politisches, ein ambitioniertes und in sich zusammenhängendes Projekt, das weit über die Summe unserer grenzüberschreitenden Maßnahmen reicht.“
Er denkt dabei an eine gemeinsame Agrarpolitik, die den Biolebensmittelmarkt fördert, so dass beispielsweise auch Kantinen entsprechend beliefert werden könnten, sowie an die Holzindustrie und an die Energiewirtschaft. Auch bedürfe es eines gemeinsamen Tourismuskonzepts, das „unser kulturelles Erbe und die Schätze aus unserer Geschichte ins Licht bringen sollte“.
Schließlich beschäftigte sich Prof. Dr. Hubert Job von der Universität Würzburg und Mitglied im MAB-Nationalkomitee mit den Entwicklungen, Zielen und Perspektiven der Biosphärenreservate in Deutschland. Ein wichtiges Merkmal sei „das Zusammenwirken der unterschiedlichen Akteure“; es gehe darum, „unsere Zukunft nachhaltig zu gestalten“. Und er forderte in diesem Zusammenhang, dass „Wirtschaftsförderung und Naturschutz nicht isoliert betrieben werden können“. Job unterstrich:
„Nachhaltige Entwicklung in Biosphärenreservaten kann nur ein Gemeinschaftswerk sein“,
weshalb das Netzwerk der Partnerbetriebe ein gutes Signal sei;
„hier können innovative Ideen mit und zwischen Betrieben ausgetauscht, neue Kooperationen begründet und wichtige Initiativen zur langfristigen Sicherung nachhaltigen Wirtschaftens entwickelt werden.“
Auch der Tourismus sei ein bedeutender Wirtschaftszweig. Denn das Biosphärenreservat habe „die große weitgehend unzerschnittene Waldfläche“, die „tolle Wasgau-Landschaft mit ihren Felsenburgen und eindrucksvollen Buntsandsteinfelsen“ und „die Weinstraße als tradierte Weinbaukulturlandschaft mit ihrer einzigartigen regionalen Kulinarik“ zu bieten. Das alles müsse man als „wichtige weiche Standortfaktoren begreifen“. Musikalisch gestaltete Stephanie Wunsch die Feierstunde mit Harfenmusik, die das Thema Wald aufgriff.