Heidelberg – Das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg ist, der Name lässt es vermuten, eine Veranstaltung, die in zwei Städten stattfindet. So auch die 66. Ausgabe, die in Mannheim in Sälen im Stadthaus und im Kino Atlantis und in Heidelberg in zwei Kinosälen auf dem Gelände der Campell Barracks glatt über die Bühne ging.
Im Jahr 2016 hatte es noch etwas Aufruhr um die Aufführung der irakisch-deutschen Koproduktion „Reseba“ gegeben und den eher zaghaften Versuch von Demonstranten, die Vorstellung zu verhindern. Auch dieses Jahr schien die Organisation bemüht zu sein, das Festival politischer zu gestalten. Ein Solidaritätsaufruf für den inhaftierten ukrainischen Filmemacher Oleg Sentsov war da nur die Spitze des Eisbergs, denn viele Filme griffen brisante gesellschaftliche Themen auf. Dabei droht die Gefahr, dass die Festivalleitung Dokumentarfilmen aufsitzt (und diese zeigt), die nicht nach journalistischen Maßstäben gemacht wurden, sondern eher Propagandazwecken dient. Zu Demonstrationen kam es jedoch nicht, die Stärke des Festivals liegt sowieso eher in den fiktionalen Werken, in denen erfundene Geschichten erzählt werden, auch wenn viele politische Aktivisten diesen wichtigen Unterschied oft nicht wahrnehmen. Der Gesamteindruck entstand, dass das „IFFMH“, so die gängige Abkürzung, den Tod des Superhelden-Action-Kinos vorweg nimmt: Stark waren die Filme, die in einem langsamen Tempo die spannenden Geschichten echter Menschen erzählt, die ganz reale Problem haben.
Die etwa 55.000 Filmbesuche des 66. Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg verteilten sich zu etwa gleichen Teilen auf Mannheim und Heidelberg – was erstaunlich ist. Denn der Quadratestadt stehen doppelt so viele Aufführungsräume zu Verfügung und fast alle anderen Sonderveranstaltungen wie Preisverleihungen und Empfänge fanden in Mannheim statt (nicht einmal die abschließende Pressekonferenz wollte man der Neckarstadt gönnen).
Das Heidelberger Festivalgelände hat nach einer gewissen Odyssee über die Jahre mit Karlsplatz, den Rasen vor der Mensa und dem Universitätsplatz (sogar oben am Schloss standen einst die Kinozelte) mit dem Paradeplatz der Campell Barracks einen Standort gefunden, der für sich spricht. Obwohl er nicht in der Heidelberger Innenstadt liegt, sondern südlich davon im Stadtteil Rohrbach, so wurde er vom kinobegeisterten Heidelberger Publikum extrem gut angenommen. Dabei liegen große Teile des Geländes noch im Dornröschenschlaf, wie der aufmerksame Festivalbesucher sehen konnte. Während das Festival in Mannheim seit vielen Jahren kaum Veränderungen in den Aufführungsorten zeigte, hätte es nun Heidelberg mit den Campell Barracks verdient, langfristig zur festen Heimstätte des einen Teils des zwei-städtischen Filmfestivals zu werden.