Mannheim – Wenn das Blaulicht von Feuerwehr, Polizei oder dem Rettungsdienst leuchtet, ist es ernst für alle, die involviert sind: Die direkt Betroffenen, die Helfenden, die Angehörigen. Oft wird dabei von den Blaulichtdiensten die Notfallseelsorge der Kirchen eingebunden. Auf die Zusammenarbeit der Dienste und den Stellenwert der Notfallseelsorge wirft der jährliche ökumenische Blaulichtgottesdienst ein Licht, der heute zum ersten Mal in der neuen Hauptfeuerwache stattfand.
„Wer einmal miterlebt hat, welch schreckliche Szenarien sich an Unglücksorten ereignen können und mit welchen Bildern und Schicksalen unsere Einsatzkräfte bei ihrer Rettungstätigkeit konfrontiert sind, der kann nachempfinden, wie wertvoll die Arbeit ist, die die Notfallseelsorger leisten. Unser Dank gilt jedem einzelnen der aktuell 25 Mitglieder, die sich zu dieser herausfordernden ehrenamtlichen Tätigkeit bereiterklärt haben“, betonte Erster Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Christian Specht. „Ganz besonders freue ich mich, dass wir zudem auch ‚aus unseren eigenen Reihen‘ innerhalb der Stadtverwaltung durch einen Aufruf insgesamt sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für diese wichtige ehrenamtliche Tätigkeit bei der Notfallseelsorge gewinnen konnten. Sie beginnen im Februar ihre Ausbildung.“
Als neue Mitglieder der Notfallseelsorge sind künftig auch Nadine Krenz, Pädagogin im Bereich Jugendarbeit, und Martin Wollmann, Angestellter im Bereich Arbeitsmedizin, aktiv. Sie wurden im Rahmen des Gottesdienstes von Dekan Ralph Hartmann offiziell in ihren Dienst eingeführt. Beide haben eine rund 80 Stunden umfassende Ausbildung in der evangelischen Landeskirche durchlaufen.
Auch die beiden evangelischen Pfarrer Helmut Krüger und Ulrich Nellen haben eine Zusatz-Qualifikation erworben: Sie stehen ab sofort bei Großschadenslagen im Krisenstab der Stadt Mannheim als Unterstützung im Bereich Notfallseelsorge zur Verfügung. Bislang gab es diese Funktion nicht. Das Innenministerium sieht jedoch vor, dass künftig bei Großschadenslagen auch die Systeme der Psychosozialen-Notfallversorgung (PSNV) zum Krisenstab gehören. Für diese neue Funktion wurde den beiden Pfarrern während des Blaulichtgottesdienstes der Segen zugesprochen.
Doch nicht nur menschliche Helfer wurden in ihre Dienste eingeführt: auch drei Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehren Nord, Innenstadt und Rheinau wurden während des ökumenischen Gottesdienstes gesegnet. Die Fahrzeuge werden künftig für spezielle Logistik- und Transportaufgaben eingesetzt.
In seiner Predigt nahm Pfarrer Gregor Bergdolt von der evangelischen Landeskirche Baden Bezug zur Geschichte der Begegnung von Gott und Mose in einem brennenden Dornbusch: „Manchmal überkommt es uns erst nach dem Einsatz, wenn der Tunnelblick sich weitet, wenn die Routine locker lässt, wenn ich ins Nachdenken komme darüber: Was war da noch mal? Was ist da eigentlich passiert im Einsatz? Im Rückblick stehe ich ohne Schutzkleidung, ohne Uniform da, und bin betroffen und frage mich, ob das wahr ist, was ich da gerade erlebt habe.“
Das Team der Mannheimer Notfallseelsorger besteht derzeit aus 25 ehrenamtlich Mitwirkenden, von denen 21 evangelisch und drei katholisch sind. Im Jahr 2016 waren sie bei insgesamt 87 Einsätzen eingebunden, in diesem Jahr waren es bislang 78 Einsätze. Dazu gehörten unter anderem im Sommer der tödliche Badeunfall im Vogelstangsee und die Schüsse vor dem ZI sowie in dieser Woche der Wohnhausbrand in Neuhermsheim.