Mainz – Ihre Kompetenz in Führungsaufgaben im Unternehmen deutlich verbessert haben neun Teilnehmerinnen durch ein Projekt, welches das Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen (IHK) und mit Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz entwickelt hat. Nach Abschluss der elfmonatigen Qualifizierung „Führungskompetenz“ erhielten die erfolgreichen Absolventinnen jetzt in Mainz ihre Zertifikate.
Rheinland-Pfalz weist zwar eine hohe Erwerbsbeteiligung von Frauen auf, allerdings ist nur jede fünfte Führungskraft weiblich. Es ist unser Ziel, den Frauenanteil in Führungspositionen spürbar zu erhöhen. Dafür müssen wir die Qualifikation von Frauen für Führungspositionen stärken und auch damit zur langfristigen Sicherung des Fachkräftebedarfs in den Unternehmen beitragen. Dafür gehört neben einem guten fachlichen Sachverstand auch Führungskompetenz, Teamfähigkeit und nicht zuletzt die Durchsetzungskraft, um in den verschiedenen Führungsebenen unternehmensorientierte Entscheidungen vorantreiben zu können“, wird Ingrid Schüttler, stellvertretende Leiterin der Abteilung Wirtschaftsordnung, Berufliche Bildung im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, zitiert. Das Projekt zur Stärkung der Führungskompetenz von Frauen biete hierzu einen hervorragenden Beitrag.
Dass der Bedarf an qualifizierten Fach- und Führungskräften angesichts des demografischen Wandels wächst, unterstrich der Hauptgeschäftsführer der IHK für Rheinhessen, Günter Jertz. Er verwies auf die jüngste Konjunkturumfrage seiner Kammer, nach der alleine in Rheinhessen bereits 46 Prozent der Unternehmen den Fachkräftemangel als Risiko für ihre künftige wirtschaftliche Entwicklung einstufen: „Die Betriebe nutzen alle Instrumente der Personalentwicklung. Neben Aus- und Weiterbildung gehören dazu bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, längere Lebensarbeitszeit oder Frauenförderung. Unsere IHK sieht in der Kooperation mit dem ZWW eine gute Möglichkeit, gerade kleinen und mittleren Unternehmen eine Perspektive zur Qualifizierung weiblicher Führungskräfte zu geben.“
„Dass das Entwicklungsprogramms Führungskompetenz in diesem Jahr bereits zum fünften Mal erfolgreich abgeschlossen wurde, ist ein Beleg dafür, dass die Impulse, die ein universitäres berufsbegleitendes Programm wie dieses sendet, bei den teilnehmenden Unternehmen ankommen“,
so der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch. „Spezielle Weiterbildungsangebote für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Führungspositionen sind in der JGU bereits gelebte Wirklichkeit. Mit der vom ZWW entwickelten praxisnahen Führungsweiterbildung kommt die Universität der Nachfrage der Unternehmen nach, die eine solche Förderung insbesondere Ihren Mitarbeiterinnen zugutekommen lassen wollen.“
Professor Dr. Melanie Steffens, Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Koblenz-Landau, eröffnete die feierliche Überreichung der Zertifikate mit einem Vortrag zum Thema „Geschlechterstereotype in der Arbeitswelt“. Wie sie verdeutlichte, sind Frauen auch heute im Arbeitsleben mit anderen Herausforderungen konfrontiert als Männer: So sind weibliche Führungskräfte häufig „allein unter Männern“ oder müssen die Führungsrolle mit traditionellen kulturellen Erwartungen an Frauen vereinbaren. Auch negative Stereotype gegenüber dem Arbeitsengagement von Müttern müssen überwunden werden.
Die Qualifizierung für weibliche Nachwuchsführungskräfte wurde 2012 entwickelt. Sie soll dabei helfen, den Fachkräftebedarf gerade in kleinen und mittleren Unternehmen langfristig zu sichern. Das Projekt von IHK und ZWW unterstützt rheinland-pfälzische Unternehmen bei der Erarbeitung einer Strategie zur systematischen Personalentwicklung, um den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen. Finanzielle Unterstützung des Projekts erfolgt durch die Mittel des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz. In diesem Jahr wurde der Lehrgang bereits zum fünften Mal angeboten. Insgesamt haben bisher 65 erfolgreiche Teilnehmerinnen ihre beruflichen Aufstiegschancen durch das IHK-Zertifikat und das mit Punkten nach dem European Credit Transfer and Accumulation System (ECTS) bewertete Universitätszertifikat deutlich verbessert.
In 140 Unterrichtseinheiten lernen die Teilnehmerinnen unter anderem verschiedene Führungsstile und geschlechterspezifische Aspekte von Führung kennen. Weitere Themen sind Teamführung, die Gestaltung von Veränderungsprozessen, Kommunikation, Selbst- und Zeitmanagement oder Karrierestrategien. Der nächste Lehrgang beginnt am 1. Februar 2018.